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Veröffentlicht: Donnerstag, 14. Juli 2016 10:25
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Geschrieben von Uwe Meier

Da freuen sich doch alle Braunschweigerinnen und Braunschweiger: Der Lichtparcours wird seit Wochen erwandert, erlebt, erstaunt und erfühlt. Das vierte Mal findet er statt. Die Stadt ist stolz darauf - und das ist gut so. Denn ohne Licht kein Leben, und schon gar keine Kunst.
Das Thema "Licht" ist immer gut. Ist es doch Vorraussetzung für Leben, und bereits in der Genesis (1. Schöpfungsbericht) beschrieben. Erst kam das Licht, dann die Pflanzen, es folgten die Tiere, und dann erst der Mensch - alles folgerichtig.
Der wahrscheinlich prominenteste der teilnehmenden Künstler ist der gebürtige Chilene Alfredo Jaar. Er besetzt auch den prominentesten Ort. Am Portikus des Shopping-Schlosses prangt sein Schriftzug an der Fassade: KULTUR = KAPITAL. Kaum Passanten, die darüber nicht stolpern. Was soll denn das? Aber wohl fast alle fanden für sich eine Erklärung. Aber so einfach, dass Kultur anscheinend immer was mit Geld zu tun hat, oft mit viel Geld, ist es wohl nicht. Wahrscheinlich soll "KULTUR = KAPITAL" an den großen Joseph Beuys erinnern, der unter dem Begriff "KUNST = KAPITAL" die Gestaltung wesentlicher Teile von Organisationen unter künstlerischen Aspekten betrachtete.
Viele der Arbeiten im Lichtparcours wurden gesponsert. Die Installation von Alfredo Jaar vor der Fassade am Portikus, ist von der Richard-Borek-Stiftung gesponsert worden. Diese Stiftung ist bekannt dafür, dass sie sich um Fassaden bemüht. Sei es für die "Schlossattrappe" (TAZ, 12.Juli 2016), für das Schlossmuseum oder für die monumentale Bronzeplastik die "Brunonia", die über dem Schriftzug thront. In wie weit Jaar, der als Künstler gerne politische Themen behandelt, den abgewandelten Kunstbegriff von Beuys auf das Objekt Schlossfassade und Shopping-Schloss bezogen wissen wollte, ist nicht bekannt. Bekannt ist, dass er sich mit den politischen Hintergründen im Kontext zu seiner Kunst intensiv beschäftigt. So wird es auch bei dem Shopping-Schloss gewesen sein. Es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass ausgerechnet die Richard-Borek-Stiftung diese politische Installation finanziert hat.