Sechzigtausend Nadelstiche
- Mittwoch, 13. Januar 2010 14:55
- Matthias Bosenick
Beim ewigen Kampf Gut gegen Böse sieht man es im Kino gerne, wenn das Gute gewinnt. Dem Menschen wohnt eine Sehnsucht danach inne, alles gut ausgehen zu sehen. Deshalb gibt es gottlob auch immer wieder Menschen, die sich außerhalb des Kinos für das Gute einsetzen.
Doch so einfach ist es nicht immer, wie auch das Kino bisweilen zeigt. So gibt es Filme, in denen das Gute nicht gewinnt (und diese Filme müssen dabei nicht einmal schlecht sein). Noch besser sind häufig diejenigen Filme, in denen es keine klare Grenze zwischen Gut und Böse gibt – also ganz wie in der Realität. Man kann eben nicht einwandfrei gegen den boshaft spionierenden neugierigen Nachbarn sein, wenn auf dessen Hinweis hin in der Nachbarschaft ein Serienmörder gefangen wird.
Doch selbst, wenn man sich im echten Leben auf der eindeutig richtigen Seite wähnt, bekommt man mitunter auf niederschmetterndste Weise im Minutentakt sechzigtausendfach gezeigt, dass das Gute eben nicht zwangsläufig und immer gewinnt. Meistens gewinnt das, was behauptet, das Gute zu sein, in Wirklichkeit jedoch schlichtweg nur über mehr Macht und Geld verfügt als über gute Argumente.
An dieser Stelle sind manche Stimmen aus der Bevölkerung recht interessant: Die Flughafengegner hätten, so steht’s einem Leserbrief einer Braunschweiger Tageszeitung zu entnehmen, doch bitte zu akzeptieren, was der Rechtsstaat entscheidet. Grundsätzliche Zweifel am Rechtsstaat lassen solche Menschen also gar nicht zu. Damit sind sie willkommene Bürger im Staate der Reichen und Mächtigen, denn sie haben keine Widerworte. Deren Trennung von Gut und Böse ist klar, selbst denen, die diese Trennung nicht akzeptieren. Da kann man fast neidisch werden – denn diese Menschen spüren genau jetzt in diesem Augenblick keine sechzigtausend Nadelstiche. In Hollywood gäbe es ein solches Ende nicht, aber wir sehen hier wohl einen deutschen Problemfilm.
Querumer Wald: Waggumer zeigen Flagge gegen betonharte vollendete Tatsachen
- Dienstag, 12. Januar 2010 11:48
- Peter Rosenbaum

Wie bereits seit Sonntag, so rufen Waggumer Bürgerinnen und Bürger auch für heute wieder zur gemeinsamen Waldbegehung auf.
In dem Aufruf heißt es:
"Von außen kaum sichtbar hat mitten im Querumer Forst die Abholzung von 60.000 Bäumen eines Naturschutzbiotops höchster Schutzstufe begonnen.
Ein großes Polizeiaufgebot "schützt" die Arbeiten vor dem öffentlichen Interesse, damit möglichst schnell endgültige betonharte Tatsachen geschaffen werden.
Dagegen können wir Flagge zeigen:
Täglich 15 Uhr: Treffen am Sportheim Waggum zur Begehung des Desasters...
Info-Abend: Mittwoch, 13. Januar, 19 Uhr im Waggumer Kirchenzentrum, Kirchblick 3"
Auf dem gemeinsamen Treffen von Initiativen und Nabu Braunschweig wurde gestern abend das Vermittlungsangebot von Landesbischof Weber zur Vermittlung im "Konflikt" um den Querumer Forst, grundsätzlich begrüßt.
Die Verantwortlichen in der Flughafengesellschaft, Winterkorn (VW), OB Hoffmann (Stadt Braunschweig), OB Schnellecke (Stadt Wolfsburg), sowie die Landräte von Gifhorn und Helmstedt, Frau Lau und Herr Kilian wurden zu diesem Zweck zu einem zeitnahen Gespräch aufgefordert bzw. eingeladen.
Hier geht es zur Diskussion im neuen "BIBS-Forum"
Schwarzer Tag für Braunschweig - Schwerer Schlag für den Natur- und Klimaschutz
- Montag, 11. Januar 2010 22:08
- Barbara Schulze
Die Abholzungsaktion für die Startbahnverlängerung ist ein massiver Eingriff in den Querumer Forst. Wir sind sehr traurig, auch wenn die Baumfällungen seit langem absehbar und angekündigt waren. Was nun geschieht, ist eine Waldzerstörung, deren Ausmaß die Verantwortlichen von Anfang an in
skandalöser Art und Weise zu verschleiern suchten. Sprach der CDU-Ratsherr und Aufsichtsratsvorsitzende der Flughafen-GmbH Reinhard Manlik 2002 noch von lediglich 500 Bäumen (Ratssitzung am 10.12.2002), so redet er heute immerhin schon von 20.000 Bäumen (Braunschweiger Zeitung vom 05.01.2010). Bedauerlicherweise haben sich die Ausbau-Befürworter/innen stets geweigert, die tatsächlichen Zahlen zu nennen. [...] Die Schätzung der Gegner/innen des Flughafenausbaus, die von 60.000 Bäumen sprechen, halten wir für wesentlich realistischer.
Angesichts der aktuellen Diskussion möchten wir im Übrigen noch einmal darauf hinweisen, wer die politische Verantwortung für den Kahlschlag im Querumer Forst und den Flughafenausbau trägt: CDU, SPD und FDP im Braunschweiger Rat und im Niedersächsischen Landtag! Natürlich auch Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann (CDU), der zwar viel von Klimaschutz und Luftreinhaltung redet, sich aber im Zweifelsfall meistens dagegen entscheidet. Und der trotz seiner flammenden Sparappelle und kritischen Äußerungen zu den Steuersenkungs- und Verschuldungsplänen der schwarz-gelben Bundesregierung kein Problem damit hat, dass hier insgesamt 38 Millionen Euro (städtischer Anteil = 10 Millionen Euro) für ein reines Prestigeprojekt verschleudert werden, das vor allem den Interessen des VW-Konzerns dient.
Keine Appelle mehr an Kirche und VW, sofortiger Stopp der Abholzerei!
- Sonntag, 10. Januar 2010 15:55
- Peter Rosenbaum

Keine Appelle mehr, sondern klare Ansage
VW und Grundstückseigentümer sind jetzt am Zuge. Keiner soll sich mehr rausreden, er habe erst jetzt und viel zu spät erfahren, dass Stiftung und direkt sogar Kirchengrund betroffen ist.
Was der Einzeleigentümer Jenzen kann, das können doch wohl auch die Kirchengemeinden?
Zumindest erwarten das die Menschen, die sich über die jetzt zutage tretenden Verantwortlichkeiten die Augen reiben.
Da ist der Landesbischof Weber, der zwar jahrelang in hoher Position die Stiftungsbelange zu beaufsichtigen hatte, aber nichts von den Entscheidungen zur Hergabe des Waldes bemerkt haben will; warum sitzt er dann überhaupt in dem Stiftungsgremium?
Er versichert nun, seine Kirchengemeinden im Norden der Stadt nicht im Regen stehen lassen zu wollen.
Aber wann denn, bitteschön soll das Machtwort gesprochen werden?
Das Säge-Werk des Oberbürgermeisters
- Samstag, 09. Januar 2010 13:27
- Dr. Uwe Meier

Erinnerungen kommen auf – der Schlosspark störte und wurde zerstört, um Braunschweig zu „neuem Glanz“ zu verhelfen. Das Schloss sollte wieder her, so versprach der Oberbürgermeister Dr. Hoffmann seinen Bürgern – das Schloss 1x1 Original. Geworden ist daraus eine Fassade mit einem Warenhaus dahinter – die „Schlossarkaden“. Und auch das ist falsch, weder Schloss noch Arkaden sondern des „Kaisers neue Kleider“ wurden erbaut. Zur Erinnerung hier der Film vom Säge-Werk des OB Hoffmann, von der Vernichtung des Schlossparks.
Das Säge-Werk des Oberbürgermeisters wird fortgesetzt. Gestern in den Morgenstunden begann es. Nicht so spektakulär wie seinerzeit in der Innenstadt, sondern tief im Inneren des Querumer Waldes. Es ist der Beginn des Baus der Landebahnverlängerung.
Offener Brief der BI Flughafen an Oberbürgermeister Hoffmann
- Samstag, 09. Januar 2010 12:23
- Frank Gundel
In einem Appell zur Absage der Startbahnverlängerung bat die BI Flughafen den Oberbürgermeister, quasi in letzter Sekunde aus übergeordnetem Interesse für Natur, Bürger und auch Wirtschaft den Ausbau der Start- und Landebahn (SLB) anzuhalten.
In dem Brief wird die aktuelle Entscheidungslage noch einmal zusammen gefasst, so dass sich niemand in Zukunft, z.B. Ratsmitglieder vor der nächsten Wahl mit "nicht gewusst" rausreden kann, wenn die negativen Folgen des SLB-Ausbaues für die Bürger, insbesondere auch für die über 40.000, die in den Einflugschneisen leben, deutlich werden. Wie wird R. Manlik, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen GmbH, so schön in der BZ vom 6.1.2010 zitiert: "Wer dann noch sagt, er wusste davon nichts, hat jahrelang geschlafen." Für ausgeschlafene Leser ist hier der Appell nachzulesen: Offener Brief an den Oberbürgermeister.
Abholzungen im Querumer Wald haben begonnen
- Freitag, 08. Januar 2010 15:56
- Peter Rosenbaum

Mit Großgerät wird die Natur beseitigt
Rigoros wird gegen die Natur seit heute morgen mit einem sog. "Harvester", einer Erntemaschine zum Fällen, Entasten und Zerkleinern der Bäume im Querumer Forst vorgegangen.
Die Schöppenstedter Baumfäll-Firma Rex ist von der Flughafengesellschaft beauftragt, zunächst eine Schneise im Wald zwischen Waldweg bis zur Tiefen Str. zu schlagen.
Gegen 12 Uhr war bereits eine Fläche in Größe eines Fußballfeldes von Bäumen und Tieren "bereinigt", wie der Aufsichtsratsvorsitzende Manlik (CDU) der Flughafengesellschaft die Naturvernichtung genannt hat.
Die Arbeiten sollen auch Morgen am Samstag fortgesetzt werden, wie den im Wald anwesenden Medienvertretern gesagt wurde.
Unterbrochen wurden die Arbeiten nur ab und zu, wenn Naturschützer und Mitglieder der Bürgerinitiativen sich zu nah der Baumfäll-Maschine näherten...
weitere Informationen und Fotos auf braunschweig-online.net
Das fängt ja gut an: Anti-Atom-Termine im Januar
- Donnerstag, 07. Januar 2010 21:12
- Peter Dickel

Auch gestern wieder Anti-Atom-Proteste: 200 AtomkraftgegnerInnen demonstrierten beim traditionellen Drei-Königstreffen der FDP in Stuttgart. [siehe http://www.energiewendeheilbronn.de] Das Jahr fängt so an, wie das alte aufgehört hat: Tag für Tag wird die Ablehnung der Atomenergie und ihrer Folgen sichtbar. Ein Feuerwerk an den Atomanlagen in Gorleben eröffnete das Atom-Ausstiegsjahr 2010, am 4. Januar ging der ASSE-II-Koordinationskreis gegen die immer noch erwogene Flutung des Atommülls in der ASSE in Stellung, am gestrigen Mittwoch die Demonstration in Stuttgart.
Weitere Höhepunkte im Januar:
Bundesweite Beratung am 16. Januar in Hannover: Die Frage ist, was kann in den nächsten Monaten, die die Bundesregierung genommen hat, um über ihr Energiekonzept nachzudenken und zu verhandeln, gegen Atomenergie und für eine Energiewende in die Waagschale geworfen werden. Dahinter steckt ein Vorschlag für zwei Menschenketten im Norden und im Süden und eine bereits beschlossene Demonstration in Ahaus (NRW) zum Tschernobyl-Jahrestag im April. Aber es geht um mehr. Eingeladen sind nicht nur Anti-AKW-Initiativen, sondern alle gesellschaftlichen Akteure gegen Atomenergie und Klimastrophe und für eine Energiewende.
Frisch ins neue Jahr: Kultur-Termine
- Donnerstag, 07. Januar 2010 10:07
- Matthias Bosenick
Freitag, 8. Januar, 20 Uhr, KaufBar, Helmstedter Straße 135: Über den "Sinn des Lebens" sinnieren die Teilnehmer der neuesten Ausgabe der "Bumsdorfer Auslese". Das sind dieses Mal: Pianist Ben Büttner, Axel Klingenberg, Marcel Pollex, Holger Reichard, Wiebke Saathoff, Daniel Terek, MarcD. und Luc Degla. Letztere beide sind Gäste, dafür ist Stammpersonal Till Burgwächter nicht mit von der Partie. Degla erlang als Kolumnist der Zeitschrift "Da Capo" einige Berühmtheit, MarcD. als gern gesehener Wolfsburger mit seinen Slambeiträgen.
Dienstag, 12. Januar, 16 bis 18 Uhr, ebenfalls in der KaufBar: Roland Kremer lädt zur Märchenreise ein. Einmal monatlich veranstaltet er seine "Phantastische Weltreise": Als Märchenerzähler erzählt er Grundschulkindern Märchen aus aller Welt. Im Anschluss an diese Reisen haben die Kinder die Möglichkeit, das Erlebte und Gehörte in Ton nachzumodellieren. Mit von der Partie ist Tatendrang-Design-Künstlerin Tonia Wiatrowski.
Samstag, 16. Januar, 20 Uhr, Sauna Klub im Kulturzentrum Hallenbad, Wolfsburg: Der in Braunschweig gestählte Slammer MarcD. gründete gemeinsam mit Beat-Poet Gregor Schulz und Autorin Sibylle Schreiber Wolfsburgs erste Lesebühne: Black Inc Poetry. Thema der Auftakt-Veranstaltung ist "Depression", konträr dazu spielt das Braunschweiger Trio Splandit akustischen Reggae-Ska-Rock.
Veranstaltung: Mit dem Auto aus der Krise?
- Mittwoch, 06. Januar 2010 14:31
- Christoph Sündermann
Veranstaltung am Do. 7.01.10, um 19.00 in der ESG, Pockelsstr.21
Referent: Dr.Winfried Wolf
Verkehrswissenschaftler, Autor und Journalist, Ex-Bundestagsabgeordneter,
im Wissenschaftlichen Beirat von attac-Deutschland und Mitherausgeber der globalisierungskritischen Zeitschrift www.Lunapark21.net
Ob Opel-Rettung oder Abwrackprämie: In der Krise wird die Autoindustrie massiv gefördert und angesichts des sich global verschärfenden Klimawandels wird die ökologische Frage in den Hintergrund gedrängt.
In der Tat stehen viele Arbeitsplätze auf dem Spiel- und deutsche Exportinteressen. Aber muss die Autoindustrie, deren Krise mehr der weltweiten Überproduktion als der Finanzkrise geschuldet ist, um jeden Preis gerettet werden?
Ist eine Konversion der Branche in Zusammenhang mit einer sozial-ökologischen Verkehrswende eine Perspektive? Und ist eine Transformation des Sektors überhaupt denkbar, ohne die Fundamente von Freihandel, Standortkonkurrenz, Lohnarbeitsgesellschaft und Wachstumszwang anzugreifen?
www.attac-netzwerk.de/braunschweig
