Sanierung der städtischen Gebäude (Folge 2)
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- Veröffentlicht: Samstag, 29. März 2008 01:00
- Geschrieben von Andreas Matthies
Eine produktive Aufgabe, die Spaß macht, aber auch Know How erfordert.
Know How zum Thema "Gebäudesanierung", gibt's das in der Stadt der Wissenschaft 2007? Das Institut für Gebäude- und Solartechnik (IGS) arbeitet schon länger daran. Professor Manfred Fisch, Leiter des IGS, sieht die Zukunft der Einsparung von Energie im Wesentlichen in der Sanierung bestehender Gebäude. Bei der Sanierung geht es ihm nun aber nicht nur um Energiesparen, sondern das IGS verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz:
Ziel unseres Sanierungskonzeptes ist es, für die Altbauten in architektonischer, technischer und ökologischer Hinsicht den Standard eines Neubaus zu erreichen. (BZ, 26.10.05)
Zusammen mit zwei weiteren TU-Instituten hat das IGS schon vor etwa zwei Jahren den Rathaus-Neubau untersucht (im Rahmen eines von der Deutschen Bundesstiftung für Umwelt geförderten Forschungsprojektes). Im Ergebnis wurde ein Energiepass für das Gebäude erstellt, der auch konkret auf die Frage eingeht, "was getan werden kann, um die Kosten zu senken."
Schade, dass die Öffentlichkeit darüber kaum etwas Konkretes erfahren hat. Das wäre eine lohnende Aufgabe für die Braunschweiger Zeitung, aber eigentlich könnte hier man auch von der Stadtverwaltung selbst mehr Mut zur Transparenz erwarten.
Das IGS arbeitet übrigens seit einem halben Jahr am Projekt GASS ("Ganzheitliche Sanierung von Schulen"). Andere Institute wie etwa das Institut für Bauwirtschaft und Baubetrieb (IBB) befassen sich ebenfalls unter verschiedenen Aspekten mit der Thematik.
Aber auch sonst gibt es Einiges an Kompetenz in der Stadt. Hier sei nur noch die Firma SOLVIS genannt, die jüngst einen Preis für ihr neues Produktions- und Verwaltungsgebäude bekam, das als "energieeffizienteste Gewerbeimmobilie Deutschlands" gefeiert wird.
Inzwischen gibt es bundesweit verschiedene Modelle, Ansätze und Projekte, von denen man in jeder Richtung lernen kann. So propagiert etwa Bürgermeister Wowereit das Berliner Modell in dem private Investoren die Sanierung der Heizung und die Dämmung von Gebäuden finanzieren; die in der Folge entfallenden Energiekosten teilen sich Stadt und Investor (kritische Aspekte dazu in der vierten Folge).
100 europäische Städte wollen Klimaschutz-Pakt
Fast 100 Städte, darunter Berlin und London, wollen sich 2009 dazu verpflichten, die von der EU gesteckten Klimaschutzziele zu übertreffen, also bis zum Jahre 2020 mehr als 20% CO2 einzusparen. "Klimaschutz kann nicht eine Stadt alleine machen", sagt eine Sprecherin der Stadt Berlin. Auch wolle die EU-Kommission im Gegenzug zur Selbstverpflichtung Gelder bereitstellen, um etwa Dämmung und erneuerbare Energien zu fördern. Wäre das nicht auch für unsere Stadt interessant?
Zur Bewältigung dieser großen Langzeitaufgabe muss Wissen und Kompetenz in der Stadtverwaltung sinnvoll genutzt und vermutlich hier und da auch weiter aufgebaut und verbreitet werden. Das GMBS (Gebäudemanagement Braunschweig), 2007 als Regiebetrieb der Stadt "ausgelagert", hat bereits umfassende Sanierungserfahrungen. Anstatt sie immer weiter künstlich unter extremen Kostendruck zu setzen und mit der Angst vor einer Privatisierung zu verunsichern, wäre es im wohlverstandenen Interesse der Stadt, diese Ressourcen zu nutzen und zu stärken und sich gerade nicht von externen Kräften abhängig zu machen. Schon die Automobilindustrie hat hier und da gemerkt, dass zu viel Outsourcing in diesem Sinne gefährlich sein kann. Und bei rund 600 Gebäuden im Eigentum der Stadt geht es hier offensichtlich um eine Kernkompetenz.
Klimaschutz nicht nur durch große Investitionen
Es sind nicht immer große Investitionen nötig, um Energieaufwand und CO2-Ausstoß zu verringern, wie zum Beispiel eine Reihe von Schulen in der Region beweist: schon durch verändertes Nutzerverhalten konnten erhebliche Summen eingespart werden. Als Belohnung wurde ein Teil dieser Beträge u. a. den SchülerInnen für verschiedene Zwecke zur Verfügung gestellt.
Energiemanager Niemann (DeTe-Immobilien) weist zu Recht darauf hin, dass sich erkleckliche Energiemengen durch sehr einfache Maßnahmen realisieren lassen, wie etwa durch den Einbau neuer Thermostatventile oder von einfachen Sonnenschutzvorrichtungen. Je besser die Gebäudenutzer und natürlich die Hausmeister einbezogen werden, desto größer und nachhaltiger sind die Erfolge. Dieser Faktor ersetzt natürlich nicht die notwendigen Investitionen. Er ist aber wichtiger Teil einer konsequenten Energiespar- und Klimaschutzpolitik.
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Folge drei: "Sanierung der Städtischen Gebäude: wirtschaftlich aufwändig, aber machbar, lohnend und zudem öffentlich gefördert" demnächst