Längst nicht alles ist GUD • BS Energy vernebelt Geschäfte mit Atomstrom
- Freitag, 20. Mai 2011 17:47
- Gudrun Beneke
Mit der gestern erfolgten Inbetriebnahme des Gas- und Dampfkraftwerks (GUD) verfügt Veolia-BS Energy endlich über die technischen Voraussetzungen, um in größeren Mengen Strom und Fernwärme in umweltfreundlicher Qualität erzeugen zu können. Gratulieren braucht man dem Unternehmen dazu nicht. Seit drei Jahren feiert es sich mit der Investition, die erst jetzt einen wirksamen Umweltschutzbeitrag erbringt.
Sein insgesamtes Umwelthandeln lässt BS Energy (BS E) weiterhin im Dunkeln. Unverändert fehlen nachvollziehbare Angaben zu Betrieb und Umweltauswirkungen seiner alten Energieerzeugungsanlagen. Absehbar ist: Das neue Kraftwerk mit einer Leistung von 76 Megawatt ist zu klein und dessen Betrieb mit Gas zu teuer, um allein damit die vor 2 Tagen angekündigten ehrgeizigen Gewinnmargen realisieren zu können.
Wie einem Bericht auf FAZ.NET entnommen werden kann, will Veolia-BS Energy expandieren. Ziel ist, Unternehmen und private Haushalte deutschlandweit mit Strom zu beliefern. Die größten Gewinne lassen sich bekanntlich mit Strom und Fernwärme aus alten, abgeschriebenen und umweltschädlichen Kohle- und Atomkraftwerken erzielen.
Dazu bedient sich BS E eigener Energieerzeugungsanlagen, u.a. durch größtmögliche Ausnutzung seines Heizkraftwerks in Braunschweig Mitte und seiner Beteiligung am Kraftwerk Mehrum (bei Peine). Letzteres erbringt die Hälfte des in Braunschweig benötigten Stromes und rangiert im WWF-Ranking zu den 30 klimaschädlichsten Kohlekraftwerken Deutschlands auf Platz 16. Des Weiteren kauft BS E billigen Strom bei anderen Energieerzeugern (u.a. auch bei Betreibern von Atommeilern) sowie an der Strombörse ein.
Beim 6. Braunschweiger Energiecafe im Haus der Wissenschaft am 14. April 2011 war aus dem Munde von BS Energy-Vorstandsmitglied, Christof Schifferings, zu vernehmen, dass für die Belieferung von Geschäftskunden außerhalb von Braunschweig Atomstrom an der Strombörse erhandelt wird.
Die vom BS Energy-Vorstandsvorsitzenden, Francis Kleitz, heute gegenüber der BZ verkündete Botschaft, „Braunschweig kann fortan ohne Atomstrom auskommen“, hat ausschließlich theoretischen Charakter. Sie besagt, dass BS E ab nun mit seinem eigenen Kraftwerkpark, das heißt mit der GUD-Anlage, dem alten Heizkraftwerk Mitte und den Anteilen am Kraftwerk Mehrum, den Energiebedarf in Braunschweig komplett abdecken kann und unter dieser Perspektive BS E keinen Atomstrom zu liefern braucht. Was man kann, ist jedoch nicht immer das, was man tut. Realität ist: Das Unternehmen verkauft trotz Inbetriebnahme der GUD-Anlage den Kunden weiterhin eine Energiemischung unter Beimengung von Atomstrom.
Sowohl der Strom aus eigenen Kraftwerken als auch der Strom, den das Unternehmen über die Strombörse von einem anderen Energieerzeuger kauft und weiterverkauft, wird in ein großes Verbundnetz eingespeist. Somit erhalten die Verbraucher in Braunschweig aus ihren Steckdosen den Strommix, der sich aus den Einspeisungen aller Energieversorger mit ihren umweltfreundlichen und umweltschädlichen Kraftwerken in das bundesweite Verbundnetz ergibt. Der deutsche Strommix enstammt zu 25% aus Kernkraftwerken. Dazu trägt BS E anteilig mit seinen An- und Verkäufen von Atomstrom bei.
Die Botschaft aus dem Hause Veolia-BS Energy, "Braunschweig kann fortan ohne Atomstrom auskommen", ist eine dreiste Vernebelung von Atomstromgeschäften. Wer dort Strom kauft, tut dies bei einem janusköpfig operierenden Unternehmen. Einerseits gibt es sich mit GUD und Naturstromwerbung einen umweltfreundlichen Anstrich, andererseits unterläuft es mit der Atomstromakquise bei Geschäftskunden den von der Bevölkerung geforderten Ausstieg aus der Atomenergie. Wo auch immer in Deutschland BS Energy Atomstrom an den Mann bringt, in jedem Fall bestückt das Unternehmen das "Weltatomerbe Braunschweiger Land" weiterhin mit radioaktivem Abfall.