Stadtrundgang zur Reichspogromnacht 1938 in Peine
- Details
- Veröffentlicht: Donnerstag, 01. November 2018 17:56
- Geschrieben von Dr. Jens Binner, Kreisheimatbund
Stadtrundgang zur Reichspogromnacht 1938 in Peine - die Stadt von Sally Perel, dem Namensgeber der IGS Volkmarode (um)
Die brennende Synagoge in Peine, 10. November 1938 (Stadtarchiv Peine)
Der Arbeitskreis Andere Geschichte e.V. aus Braunschweig erinnert gemeinsam mit dem Kreisheimatbund Peine e.V. mit einem Stadtrundgang an die Ereignisse in der Reichspogromnacht in Peine vor 80 Jahren. Die Ereignisse dieses Tages lassen sich sehr genau nachvollziehen. Vor allem die Akten des Nachkriegsprozesses um die Ermordung des 17-jährigen Hans Marburger bieten dazu reichlich Material. In ihnen werden die Tatorte und Täter jener Stunden akribisch dokumentiert.
Der Stadtrundgang wird von Dr. Jens Binner, Historiker und 2. Vorsitzender des Kreisheimatbundes Peine e.V. durchgeführt. Der Rundgang beginnt am Sonntag, dem 11. November um 14 Uhr, Treffpunkt ist der Marktplatz in Peine.
Der Rundgang führt zu den zentralen Stationen des Geschehens: die Polizeiwache als Ort der Planung und als Haftstätte für die jüdischen Männer, Wohn- und Geschäftshäuser jüdischer Familien, die zerstört und geplündert wurden, Gaststätten und Geschäfte, aus denen alles beobachtet wurde, die Synagoge als Ort des Mordes und der Brandstiftung. Es wird deutlich, dass die Taten an einem ganz gewöhnlichen Donnerstagvormittag im Zentrum der Kleinstadt Peine und somit vor aller Augen stattfanden. Die Täter waren nicht nur SS-Männer aus Braunschweig, sondern genauso SS-Angehörige aus angesehenen Peiner Familien.
Auch in Peine markiert die Reichspogromnacht 1938 den Übergang von der Diskriminierung und gesellschaftlichen Ausgrenzung zur offenen Ausplünderung und gewaltsamen Vertreibung, die im Holocaust endete. Nach dem November 1938 war klar, dass jüdisches Leben im nationalsozialistischen Deutschland nicht mehr möglich war. Wer die Möglichkeit hatte, floh ins Ausland und musste dabei seinen gesamten Besitz zurücklassen. Im Frühjahr 1942 wurden die letzten jüdischen Menschen aus Peine deportiert. Sie wurden in den Vernichtungslagern im besetzten Osteuropa ermordet.