- Details
-
Veröffentlicht: Montag, 18. Januar 2016 10:53
-
Geschrieben von Karl Fr. Eckhardt
"Papier ist nicht geduldig" nennt sich eine vom Verein Nordrhein-Westfälischer Papierrestauratoren konzipierte Ausstellung, die vom Braunschweiger Stadtarchiv übernommen und mit eigenen Exponaten erweitert wurde. Bis zum 31. März ist die Ausstellung im Stadtarchiv zu sehen.
Sprichwörtlich "geduldig" ist Papier, weil es mit unerschütterlichem Gleichmut alle auf ihm niedergeschriebenen Bedeutungen trägt und erträgt: Lügen wie Wahrheit, Dummheit wie Weisheit, Schönes und weniger Schönes. - Nicht geduldig ist Papier gegenüber dem "Zahn der Zeit". Besonders anfällig ist es für Katastrophen. Brände vernichteten die Bibliotheken von Alexandria bis Weimar. Baumängel führen zu Wasserschäden wie im Braunschweiger Bauamt, wo die Bauakten verschimmelten, weil für das Gebäude des Bauamts Standards der Baukunst und Baupflege vernachlässigt wurden. Beim Bau der Kölner U-Bahn führten nicht ganz fachgerecht ausgeführte Tiefbaumaßnahmen dazu, dass dort das Stadtarchiv gleich ganz vom Erdboden verschluckt wurde. Mit dem Archiv verschwanden die Archivalien.
Gefahr herrscht aber schon im Normalfall. Als organisches Material ist Papier verletztlich durch Wasser und Licht, chemische und pflanzliche Einflüsse (Säure / Pilzbefall) und auch Larven nutzen zu feucht gelagertes Papier als Nährstoff. Die meisten Schäden sind aber einer nicht sachgemäßen Behandlung menschlicher Nutzer geschuldet. Schon unausgewogene Tintenmischungen können zum "Tintenfraß" führen und das Geschriebene mit der Zeit selbst wieder zerstören.

Tintenrezept: Schwarze Dinte - 8 lot Gallaepfel groblich gestoßen, 8 lot Salzburger Vitriol, 2 lot Gummi arabic fein gestoßen, 1/2 Quart Weinessig, und nach 24 Stunden 1 1/2 Quart Fluß oder Regenwasser, etwas Salz, in die Wärme gestellt und fleißig umgeschüttelt.
Weiterlesen: "Papier ist nicht geduldig" - eine Ausstellung im Stadtarchiv