Dietrich Küssner wurde 80!

Der Braunschweiger Kirchenhistoriker und Pfarrer i.R. feierte am 23. Mai 2014 seinen 80. Geburtstag


Dietrich Kuessner bei einem seiner Vorträge in der Ev. Akademie Abt Jerusalem

Wer sich im Braunschweiger Land mit Kirchengeschichte beschäftigt kennt Dietrich Kuessner, diesen wortgewaltigen Kritiker der Amtskirche. Küssner wurde 1962 zum Pfarrer ordiniert. Die längste Zeit seines Dienstes war er  Pfarrer in den Gemeinden Offleben und Reinsdorf bei Schöningen und er war bis zu seinem Ruhestand Mitglied der braunschweigischen Landessynode. Er wollte nicht nur kritisieren, er brachte und bringt sich ein, um zu gestalten - bis heute.

 

Vor ca. 35 Jahren begann er mit der Aufarbeitung der neueren Kirchengeschichte in der Ev.-luth. Landeskirche in Braunschweig. Mit wachsender Energie hat er sich dem Quellenstudium gewidmet und manche zu heroische Darstellung des kirchlichen Widerstandes gegen die NS-Herrschaft korrigieren können.

Er war Herausgeber des legendären Kirchen­magazins „Kirche von unten". Die Zahl seiner Veröffentlichungen über die Evangelisch-lutherische Landeskirche in Braunschweig im 20. Jahrhundert ist beachtlich, die Zahl seiner Vorträge noch größer. Als Kirchenhistoriker kann er seine Zuhörerschaft mitreißen und begeistern. Ihn prägt in seiner historischen Arbeit das Bewusstsein, dass es keinen unverfälschten Blick auf das Vergangene gibt. Immer spielt unser eigenes Verstehen hinein.

Dietrich Kuessner gehört für mich zu denen, die auch selbstkritische Reflexion zu ihrem Maßstab gemacht haben. Dennoch habe ich mit Hochachtung festgestellt, wie er als Kirchenhistoriker außerordentlich sorgsam entsprechend der Quellenlage urteilt. Er hebt sich wohltuend von der Masse der Veröffentlichungen ab, die lediglich längst Bekanntes wiederkäuen oder nur eine Art Antiquariat historischer Materialien anbieten.

Dietrich Kuessner folgt konsequent seinem originellen Ansatz in seinem kirchenhistorischen Gesamtwerk, das sich besonders der neueren Geschichte widmet. „Von der Monarchie zur Demokratie – Anmerkungen zur Novemberrevolution in Braunschweig 1918/19 und im Reich " heißt eine lesenswerte Erarbeitung von 2008. Zuletzt erschienen von ihm: Ansichten einer versunkenen Stadt – Die Braunschweiger Stadtkirchen 1933-1950, Verlag Uwe Krebs, Wendeburg 2012. Gerade kürzlich folgte: Die Braunschweiger Landeskirche in den 70er Jahren und ihr Bischof Gerhard Heintze, ebenfalls Verlag Uwe Krebs, Wendeburg.

Am 19. März 2014 hielt er ein Referat in der Akademie Abt Jerusalem Braunschweig zu 1914: „Mit Gott? – Für Kaiser, Volk und Vaterland" (YouTube). Sein Schlusssatz ist programmatisch für ihn und sein Denken:

„... heute stellen sich neue theologische Aufgaben ... Statt des heute beim pompösen Zapfenstreich noch üblichen ‚Helm ab zum Gebet': ein für alle Mal und für immer ‚Helm ab' ohne Gebet."

Wir danken für dieses atemberaubende Panorama braunschweigischer Geschichte.

Herzliche Glückwünsche zum Geburtstag!