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"Unser-Braunschweig" gratuliert dem "Wolfenbütteler Schaufenster" zum 400. Geburtstag

Eigentlich eine tolle, wirklich eine vorbildliche Veranstaltung. Eine Zeitung reflektiert ihre Entstehungsgeschichte und die kulturgeschichtliche Bedeutung ihres Mediums. Ein Jahrestag ist dafür immer guter Anlass.

In Braunschweig nimmt so eine aufklärerische Veranstaltung gleich leicht gespenstische Züge an, denn die Braunschweiger Zeitung, die erst nach dem 2. Weltkrieg gegründet wurde, setzt sich in einem mysterischen Akt der Incarnation mit der ältesten deutschsprachigen Wochenzeitung, dem Aviso, identisch. Der Aviso ist ihre Geschichte, sie lädt zu ihrer Geburtstagsfeier in den Braunschweiger Dom ein und massenhaft lässt sie sich zu ihrem Geburtstag gratulieren.

In bekannter ikonographischer Tradition sanktifiziert Chefredakteur Paul-Josef Raue sich selbst, indem er das mirum der Verwandlung von Geist in Materie, Materie in Geist und Aviso in Braunschweiger Zeitung seinen Jüngern Bodo, Martin und Ferdinand offenbart, die im mysterium tremendum vor dem Tabernakel des Aviso erschauern (entzückt werfen sie ihm daraufhin viele, viele ganzseitige Anzeigen in den Klingelbeutel).

(Collage)

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Der Aviso war eine wöchentlich erscheinende Zeitung, keine Tageszeitung. Die Braunschweiger Zeitung aber ist eine Tageszeitung und immer nur eine Tageszeitung gewesen. - Warum gratuliert die Zeitung da konsequenterweise nicht der Wochenzeitung Die Zeit, dem Spiegel, dem Focus, oder ... zum 400jährigen Geburtstag? Es wäre dann fast ein redliches Fest.

Der Aviso erschien 1609 in Wolfenbüttel. 1605 und 1615 versuchten die Herzoge von Wolfenbüttel aus vergeblich die Stadt Braunschweig zu erobern. So ganz einfach lässt sich das Wolfenbüttel von 1609 mit dem Braunschweig von 1609 also nicht gleichsetzen. - Warum gratuliert die Braunschweiger Zeitung da nicht dem Wolfenbüttler Schaufenster und dem Madsack-Verlag zum 400jährigen Geburtstag? Es wäre dann fast ein redliches Fest.

"Die Zeitung ist kein Freund der Mächtigen" meint Bodo Hombach. Wohl wahr? Paul-Josef Raue ist nicht nur Busenfreund der Macht, er kuschelt leidenschaftlich mit der übermacht (der majestas, die ihm daraufhin viele, viele Anzeigen in den Klingelbeutel wirft).

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