Nicht gedruckter Leserbrief - "Pressefreiheit"
- Sonntag, 19. August 2007 02:00
- Matthias Bosenick (Leserbrief)
"Thema des Tages: Pressefreiheit" steht auf Seite 2 der Braunschweiger Zeitung vom Samstag, 4. August 2007. Ein vortreffliches Thema! Wie frei ist denn die Braunschweiger Zeitung, wie steht es denn mit der Pressefreiheit in Braunschweig? Ach, darum geht's in dem Artikel ja gar nicht! Schade. Dabei wäre das doch gerade einmal ein wichtiges und aufschlußreiches Thema. Sofern es die Braunschweiger Zeitung erlaubt bekommt, sich in diesem Punkt frei zu äußern. Davon gehe ich als Leser jedoch mittlerweile nicht mehr aus - dafür gab es in der Vergangenheit zu viele Gegenbeispiele (NiWoBau, El Kurdi, Abwasser ECE, Mundstock, "Schloß"-Finanzierung, Quadriga-Verzögerungen, ...). Also bleibt mir wie immer nichts weiter übrig, als mich andernorts um Wahrheiten und vollständige Informationen zu bemühen.
Vielen Dank für diese immerhin unterhaltsame Realsatire,
Matthias Bosenick Braunschweig
Luftfahrtforschung: Hamburg auf der Überholspur
- Dienstag, 07. August 2007 02:00
- Ralf Beyer
Als Grund für den beabsichtigten Ausbau der Start-/Landebahn des Flughafens Braunschweig-Wolfsburg wurde vom DLR die Erprobung von Luftfahrzeugen des Typs Airbus und der damit zusammenhängenden Phänomene genannt.
In der Zwischenzeit sind jedoch am größten Standort der Airbus Deutschland GmbH im Technologiezentrum Hamburg-Finkenwerder - von den BraunschweigerInnen weitgehend unbemerkt - neben dem dort bereits bestehenden Institut für Flugzeug-Systemtechnik in diesem Jahr gleich drei weitere Luftfahrtinstitute gegründet worden, und zwar Institute für Flugzeug-Kabinensysteme, für Flugzeug-Produktionstechnik und für das Lufttransportsystem. Der Leiter des zuletzt genannten Instituts hat dazu gleich noch die Leitung der in Hamburg ansässigen DLR-Forschungsgruppe „Lufttransportkonzepte und Technologiebewertung" übernommen. Vizepräsident der dortigen Forschung ist der aus Braunschweig nach Hamburg abgewanderte Prof. Dr. Hermann Rohling. Diese Konzentration von Luftfahrt-Aktivitäten in Hamburg begründet die Technische Universität Hamburg-Harburg: „Die norddeutsche Metropolregion ist, neben Seattle und Toulouse, eines der weltweit führenden Zentren der zivilen Luftfahrttechnik.“ Von Braunschweig ist keine Rede. Das DLR Forschungszentrum Braunschweig erhält dafür als Ausgleich in den nächsten 15 Jahren die stattliche Summe von 30 Mio. Euro für den Aufbau eines Kompetenz-Zentrums für numerische flugphysikalische Simulation mit Hilfe von Rechnern. Die Mittel stammen zu gleichen Teilen von Airbus, der niedersächsischen Landesregierung und dem DLR.
Damit scheinen die Weichen für die Zukunft gestellt zu sein: Erforschung der Flugzeug-Systemtechnik, der Flugzeug-Kabinensysteme, der Flugzeug-Produktionstechnik und des Lufttransportsystems sowie deren Erprobung von der Start-/Landebahn bei Airbus in Hamburg einerseits und numerische Simulation flugphysikalischer Phänomene mit Hilfe von Rechnern in Braunschweig andererseits. Braucht Braunschweig damit nur noch eine simulierte Verlängerung der hiesigen Start-/Landebahn? Auf die Frage im Rat der Stadt Braunschweig, ob man diese Weichenstellung erkannt habe, antwortete der Erste Stadtrat Lehmann (FDP) eher lustlos: „Damit gehen in Braunschweig keine Arbeitsplätze verloren“. Recht hat er, denn Fraktionsvorsitzender Sehrt (CDU) hatte bereits vorher im Rat berichtet, dass allein beim DLR in den letzten Jahren 30% neue Arbeitsplätze entstanden seien. Wozu also das Gerede der Politik von angeblich 2.000 neuen Arbeitsplätzen, die mit einer Start-/Landebahnverlängerung in Braunschweig geschaffen würden, wenn das DLR selbst wieder auf den Boden der Tatsachen zurückkehrt: „Auch eine DO-728 wäre bestens geeignet gewesen“ heißt es nun. Dieses Kurzstart-Flugzeug wird zwar nicht mehr gebaut, aber es gibt vergleichbare Typen anderer Hersteller. Derartige Flugzeuge kommen mit der vorhandenen Länge der hiesigen Start-/Landebahn zurecht. Und zum offenbar voreilig zwar als Schnäppchen gekauften, aber überdimensioniert erscheinenden Airbus A320 des DLR meint man, es sei bei der jetzigen Forschungs- und Marklage nicht möglich, das Flugzeug wieder zu verkaufen. Na gut, aber dann vielleicht in absehbarer Zukunft, wenn auch das Thema der Start-/Landebahn- Verlängerung endgültig vom Tisch sein wird.
Ralf Beyer
Nicht gedruckter Leserbrief - Ratsdebatte zum Klimaschutz
- Freitag, 03. August 2007 02:00
- Carl Langerfeldt (Leserbrief)
Zum BZ-Bericht „Plan zum Klimaschutz soll jetzt diskutiert werden“ vom 17. Juli 2007:
Die insbesondere von CDU (Hennig Brandes) und SPD (Nicole Palm) auf hohem Niveau gefürhrte Ratsdebatte ürber Luftreinhaltung (Feinstaub und Stickoxide) und Klimaschutz (Kohlendioxid) in Braunschweig wurde fast zu einer Sternstunde des Rates, der man mehr Publikum gewünscht hätte.
Nur zwei Dinge störten: Die trotz souveräner und fairer Verhandlungsfürhrung des Ratsvorsitzenden Karl Grziwa- hör- und sichtbare Missachtung der Redebeiträge von BIBS und Die LINKE durch die Ratsmehrheit und die mehrfach erhobene unseriöse Forderung nach Ausbau und Verbesserung des Öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ohne zu sagen, woher das Geld dafür kommen soll.
Der Antrag von BIBS, dem Rat eine Kostenberechnung für ein erweitertes Leistungsangebot des ÖPNV mit Finanzierungsoptionen vorzulegen, wurde abgelehnt. Mehr Angebot im ÖPNV bleibt somit frommer Wunsch.
Carl Langerfeldt Braunschweig, Mitglied der CDU Braunschweig
Nicht gedruckter Leserbrief zum Thema 4. IGS
- Donnerstag, 02. August 2007 02:00
- Uwe Meier (Leserbrief)
Leserbrief zum Artikel Mehr als die Hälfte der Schüler wollen aufs Gymnasium von Ernst-Johann Zauner in der BZ vom 23.07.2007
Es ist nicht erstaunlich, dass viele Eltern für ihre Kinder das Gymnasium wählen (45,4 %), auch, wenn die Schulempfehlung anders lautet. Das geringe Vertrauen der Eltern in die Hauptschule kommt in den nur 9,5 % der Schulaufnahmen zum Ausdruck. Die Hauptschule ist zur Restschule geworden.

Die Konsequenz ist, dass sicherlich viele Kinder überfordert sein werden, wenn sie nicht der Schulempfehlung entsprechend eingeschult werden und dass die Gymnasien und Realschulen zusätzliche Probleme bekommen. Unzufriedenheit, Misserfolge und Kinderleid sind oft die Folge. Die einzige Lösung dieses schul- und bildungspolitischen Problems ist die Einrichtung weiterer Integrierten Gesamtschulen in Braunschweig, die 20,7 % Aufnahmen 2007 zu verzeichnen haben. 38% der Kinder mussten wegen Platzmangels an den drei IGS abgelehnt werden. Wenn bedacht wird, dass viele Eltern ihre Kinder erst gar nicht auf einer IGS anmelden, weil zu wenig Plätze vorhanden sind und sie die Bildung ihrer Kinder nicht einem Lotterieverfahren unterwerfen wollen, dann wird überdeutlich, wie wichtig eine 4. IGS für Braunschweig ist.
Dr. Uwe Meier Braunschweig
Leserbrief: Alles Fantasy - ehemaliger Schloss-Park nur eine Fata Zaunana?
- Freitag, 27. Juli 2007 02:00
- (Leserbrief)

Kaufte schon Heinrich der Löwe seine eherne Unterwäsche im "Schloss"? ... Zum Ernst-Johann-Zauner-Artikel über den Grundwasserstand im Magniviertel, in dem festgestellt wurde, dass "seit Jahrhunderten hohe Grundwasserbeeinflussung durch die Schloss-Arkaden" nachgewiesen sei, erreichte uns folgender Leserbrief:
Ein Artikel in der Braunschweiger Zeitung vom 26. Juli d.J. hat mich, der ich erst seit ca. 20 Jahren in dieser Stadt lebe, wankend gemacht, ob ich Euch/ Ihnen/ mir überhaupt noch glauben darf betreffs des Schlossparks.
Einwohnerantrag zum Erhalt der Nibelungen Wohnungen
- Freitag, 27. Juli 2007 02:00
- Administrator
"Die Mediatisierung der Bürger durch die Parteien, die schon in den fünfziger Jahren im Hinblick auf das Verhältnis von Bürger und Staat beschrieben worden ist, zeigte sich in den Gemeinden mehr und mehr. Dieses Defizit führte auch zu der Frage, inwieweit die heutige Parteiendemokratie das angemessene System unserer Zeit sein kann, ob nicht statt dessen mehr unmittelbare Demokratie erforderlich sei." - schrieb Werner Thieme, Vorsitzender der "Niedersächsischen Sachverständigenkommission zur Fortentwicklung des Kommunalverfassungsrechts" in den 1970er Jahren.
1977 wurde aus solchen Überlegungen der "Bürgerantrag" als Instrument direkter Demokratie in die Niedersächsische Gemeindeordnung mit aufgenommen. Bürgern und Bürgerinnen wurde damit die Möglichkeit gegeben, durch Anträge Themen zwingend auf die Tagesordnung des Rates zu bringen, ein Privileg, welches zuvor den Ratsmitgliedern vorbehalten war.
Bericht aus Bumsdorf II - Damentoiletten hinter Schlossfassaden
- Dienstag, 24. Juli 2007 02:00
- Axel Klingenberg
Ich bin einer der ganz ganz harten Kerle.
Auch wenn viele Menschen das wohl anders sehen dürften und mich eher der Kategorie der Fußbadnehmer und Milchtrinker zuordnen dürften. So ganz unzutreffend ist das ja auch nicht, auch wenn ich eher Whirlpools als Fußbäder mag und Milch nur als Färbemittel für Kaffee akzeptiere. Aber es stimmt: ich wasche in meiner Familie die Wäsche (immer), mache den Einkauf (meistens) und bereite die Mahlzeiten zu (die man manchmal sogar essen kann).
Ja, ich bin ein moderner Mann und dazu stehe ich auch. Das ist auch gar kein Problem für mich. Nee, echt nicht. Nur...
"Hoffmanns Verfehlungen" - Bericht, Kommentar, Erinnerung der TAZ
- Dienstag, 24. Juli 2007 02:00
- Administrator
Eine Braunschweiger Bürgerin fragte in der Ratssitzung am letzten Dienstag sinngemäß, wie es dazu kommen könne, dass die Stadt Braunschweig die Patenschaft für ein Kriegsschiff übernommen hat, das mit Marschflugkörpern bewaffnet ist, die in erster LInie für Einsätze von See auf Land geeignet sind: Angriffswaffen also, obwohl doch die bundesrepublikanische Verfassung Angriffskriege ausdrücklich verbietet.
Auch die TAZ berichtet nun darüber. Man spricht über Braunschweig. Die Stadt ist keine graue Maus mehr, und es ist wieder einmal Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann, der in erster Linie sich selbst mit einem fulminanten, akrobatischen Auftritt in die - ach so beliebten - Schlagzeilen der überregionalen Presse bringt: "mit einem Hechtsprung" steuere er jeden Fettnapf an, kommentiert die TAZ und diagnostiziert eine "bürgermeister-hybris" in Braunschweig.
Erinnerungen an den Fall Hoffmann/El Kurdi werden wach.
4. IGS: Antworten an Heidermarie Mundlos
- Sonntag, 22. Juli 2007 02:00
- Administrator
Antwort auf Heidemarie Mundlos von Ilona Lubitz und Urs Blanke
Sehr geehrte Frau Mundlos,
vielen Dank für Ihre Antwort zum Thema "Vierte IGS in Braunschweig". Zu Ihren Ausführungen möchten wir einige Anmerkungen machen:
1. Den von Ihnen angestellten Vergleich zwischen Ihren früheren Bemühungen, für Ihre Kinder die Zeit an einer Orientierungsstufe zu umgehen, und der Tatsache, dass heute viele Eltern vergeblich auf einen Platz an einer IGS hoffen, halten wir für unangemessen. Schließlich ist es doch ein erheblicher Unterschied, ob ein Kind die gewünschte Schulform etwas später - wie im Fall Ihrer Kinder - oder gar nicht besuchen kann - wie die Schüler, die von den Gesamtschulen abgelehnt werden mussten.
In Sachen 4. IGS: "Offene" Antwort auf einen "offenen" Brief
- Samstag, 21. Juli 2007 02:00
- I. Lubitz, U. Blanke, H. Mundlos
Kürzlich veröffentlichten wir hier einen "offenen" Brief an die Landtagsabgeordnete Heidemarie Mundlos. Frau Mundlos gab eine "offene" Antwort:
Sehr geehrte Frau Dr. Lubitz, sehr geehrter Herr Blanke,
nun komme ich dazu Ihnen zu antworten. Bitte haben Sie Verständnis, dass ich dies nicht in der Form eines "normalen" Briefes tue, sondern auf Ihre Darlegungen direkt an den Stellen unten in Ihrem Schreiben eingehe:
I. Lubitz / U. Blanke:
Sehr geehrte Frau Mundlos,
als Eltern eines zukünftigen Fünftklässlers sind wird sehr froh, dass unser Sohn durch Losglück einen Platz an einer der drei Braunschweiger Gesamtschulen erhalten hat. Wie viele andere Eltern auch sind wir nämlich davon überzeugt, dass eine IGS die besten Bedingungen für die zukünftige Entwicklung unseres Kindes bietet.
H. Mundlos:
Ihre überzeugung respektiere ich selbstverständlich. Leider hatte ich für keines meiner drei Kinder nach der 4. Klasse auch nur die Chance auf einen Platz im gegeliederten Schulwesen, den wir uns sehr gewünscht hätten. Allen Bestrebungen - wenigstens versuchsweise - 5. und 6. Klassen an den weiterführenden Schulen einzurichten wurden von der damaligen Landesregierung brüsk zurückgewiesen, meist mit dem Hinweis auf die "Gesetzeslage". Ich kann Ihre Freude über den ergatterten Platz an Ihrer Wunsch-Schule also verstehen und gratuliere Ihnen.
I. Lubitz/ U. Blanke:
Bei unserer morgendlichen Zeitungslektüre hat es uns heute dann aber fast die Sprache verschlagen. Obwohl laut Braunschweiger Zeitung die Gesamtschulen 328 Bewerber, also 46 Prozent, ablehnen mussten, sehen Sie als hiesige Landtagsabgeordnete keinen Bedarf für eine vierte IGS in Braunschweig. Das, sehr geehrte Frau Mundlos, können wir beim besten Willen nicht verstehen, denn Ihre Begründung erscheint uns wenig überzeugend. Sie bezweifeln, dass die veröffentlichten Zahlen richtig sind, und verweisen darauf, dass angeblich Eltern Ihre Kinder auf allen drei Gesamtschulen angemeldet hätten.
Die von Ihnen geforderte Auswertung durch die Schulbehörde wäre zu begrüßen, damit an dieser Stelle Klarheit herrscht. Wir selbst haben unser Kind nur auf einer und nicht auf allen Gesamtschulen angemeldet, genau wie andere Eltern aus unserem Bekanntenkreis. Wenn überhaupt, so wird es sich bei den vermuteten Mehrfachanmeldungen nur um Einzelfälle handeln, die im Grunde aber auch belegen würden, wie groß der Bedarf bzw. der Wunsch nach einem IGS-Platz tatsächlich ist.
H. Mundlos:
Ich habe (leider) sehr glaubwürdige Hinweise von Eltern auf Mehrfachanmeldungen bekommen und empfinde es als meine Pflicht, der Sache auf den Grund zu gehen. Allerdings ist dieser Gesichtspunkt, da es sich vermutlich um nicht allzuviele Fälle handelt, eher nachrangig. Zeitungsartikel sind nun mal verkürzend in ihren Aussagen, und oft reduziert sich dann alles auf einen einzigen Satz.
Viel wichtiger ist für mich die Frage nach der Zusammensetzung der Anmeldungen und der Ablehnungen:
Das pädagogische Konzept der IGS beruht nämlich gerade auf der Leistungsheterogenität der Schülerschaft mit einer möglichst gleichmäßigen Verteilung hinsichtlich der Grundschulempfehlungen. So bemüht man sich meist, je ca. ein Drittel Schüler mit Hauptschul-. Realschul- und Gymnasialempfehlung aufzunehmen, die man "insgesamt" bzw. "gemeinsam" unterrichtet - deshalb heißt diese Schulform ja gerade "Gesamtschule". Wenn diese Drittelung der Grundschulempfehlungen unter den angemeldeten Schülern aber nicht vorhanden ist, sondern überwiegend Schüler mit Hauptschulempfehlung zur IGS wollen, dann wird meist ein "quotiertes" Losverfahren verwendet, das in der Regel dazu führt, dass fast alle Gymnasialempfohlenen und die meisten Realschulempfohlenen aufgenommen werden, während Hauptschulempfohlene überwiegend abgelehnt werden. So kann die Chance für ein "Gymnasialkind", an einer IGS angenommen zu werden, durchaus 10-mal so groß sein wie für ein "Hauptschulkind". Das Motto der IGS "Fördern und nicht aussortieren" wird hier derart ins Gegenteil verkehrt, dass man von Täuschung sprechen könnte.
Der Vorwurf der "Selektion", der von IGS-Befürwortern gern dem gegliederten Schulwesen gemacht wird, fällt so auf sie selbst zurück: Die IGS selektiert - und zwar vor Eintritt in die Schulform IGS. Sie sichert sich damit die Leistungsmischung und entledigt sich zugleich der Mehrzahl der lern- oder verhaltensauffälligen Kinder, die zur Hauptschule weitergereicht werden und dort aufgenommen werden müssen.
Fazit: Nicht allein die Anzahlen der angemeldeten, angenommenen und abgelehnten Schüler geben Aufschluss über den Bedarf für eine weitere IGS, sondern zusätzlich die angemessene Leistungsmischung hinsichtlich der Grundschulempfehlungen.
I. Lubitz / U. Blanke:
Insgesamt drängt sich uns aber der Verdacht auf, dass es in Wirklichkeit gar nicht um die Anmeldezahlen geht. Wäre es nicht ehrlicher, sehr geehrte Frau Mundlos, offen zu bekennen, dass Sie die Gesamtschule für die falsche Schulform halten, anstatt sich hinter vermeintlichen Ungenauigkeiten in der Statistik zu verstecken? Dann aber müssten Sie vermutlich zugestehen, dass Sie aus ideologischen Gründen den Braunschweiger Eltern das Recht auf eine freie Schulformwahl verwehren. Oder wollen Sie behaupten, dass alle Eltern, die für Ihr Kind einen Platz an einer IGS in Braunschweig wünschen, diesen auch bekommen?
H. Mundlos:
Dass ich kein Anhänger der Schulform IGS bin, haben Sie richtig erkannt. Dennoch respektiere ich andere Auffassungen und habe mich in der Vergangenheit auch immer wieder schon für Eltern eingesetzt, die aus bestimmten Gründen ihr Kind auf eine IGS schicken wollten. Ich habe allerdings auch erlebt, dass IGSn solche Eltern, die ihr Kind von einer IGS auf eine andere Schulform umschulen wollten, regelrecht bedrängt und "geklammert" haben.
Zur vollständigen Beurteilung der Situation in Braunschweig benötige ich aber dringend mehr Informationen über das hier verwendete Losverfahren und die Zusammensetzung der aufgenommenen und abgelehnten Schüler. Nachdem vor einigen Monaten auch die Gemeinnützige Gesellschaft Gesamtschule (GGG) mit der aus ihrer Sicht zu hohen Anzahl abgelehnter IGS-Bewerber in Niedersachsen operierte, erhoffte ich von dort eine Auskunft zu bekommen. Doch angeblich liegt der GGG nur die Aufschlüsselung für die angenommenen Kinder vor, nicht für die abgelehnten, weil "für eine statistische Auswertung keine Zeit" war. Ich muss also davon ausgehen, dass die Erfahrungen anderer Städte auch auf Braunschweig übertragbar sind: Dann würde die Schülerschaft einer vierten IGS zum größten Teil aus Hauptschulempfohlenen bestehen und die Schule wäre keine IGS mehr. Es wäre geradezu absurd, womöglich eine oder zwei Hauptschulen in der Stadt Braunschweig zu schließen und zugleich eine neue IGS zu gründen. Oder, um es etwas deutlicher zu sagen: Dann sollte man so ehrlich sein und eine der Hauptschulen umbenennen, wie wäre es mit "IGS-H"?. Ob man damit den Elternwünschen und -hoffnungen auf eine chancengerechte Beschulung ihrer Kinder entgegenkommen würde, ist allerdings zweifelhaft.
Abschließend muss ich Ihnen noch ehrlich sagen, dass der Wunsch von Eltern oder Kindern zwar ein hohes Gut ist, aber nicht jeder Wunsch ist erfüllbar. Dies gilt für alle "Dienstleistungen" des Staates, denn letztlich zahlt der Steuerzahler. In einem Flächenland wie Niedersachsen wird man deshalb zwei Schulsysteme nie in der Form vorhalten können, dass ein "Recht auf freie Schulformwahl" ohne jegliche Einschränkung und überall erfüllt werden könnte. Wer dies verspricht, spielt nicht mit offenen Karten. Ich bin schon froh, dass seit 2004 wenigstens für alle Kinder ab Klasse 5 die Chance besteht, die gewünschte Schulform besuchen zu können und nicht mehr über 90% der Kinder auf die OS gezwungen werden.
Für durchaus sinnvoll erachte ich es, über eine Erweiterung der bestehenden IGSn Franz´sches Feld und/oder Querum nachzudenken. Eine Aufstockung zunächst um je einen Zug sollte möglich sein, um z. B. Härtefälle besser berücksichtigen zu können ohne die Leistungsmischung zu gefährden. Beide Schule könnten dann auch genügend viele Schüler für eine gemeinsame Oberstufe liefern. Und einer Aufstockung der Zügigkeit steht das niedersächsische Schulgesetz nicht im Wege.
Mit freundlichem Gruß
Heidemarie Mundlos
PS: Da Sie mir einen "offenen" Brief gesendet haben, möchte ich gern wissen, an wen Sie den Brief außer mir gerichtet haben, so dass ich auch den weiteren Empfängern meine "offene" Antwort zur Kenntnis geben kann.
