Hilft nur noch Gewalt?

Bericht aus der Veranstaltung: Die Chancen ziviler Konfliktbearbeitung

Wie arbeiten wir an einer friedlicheren Welt mit? Bundespräsident Gauck hat auf den Münchner Sicherheitskonferenz eine aktivere Rolle Deutschlands in der Weltpolitik gefordert. Bedeutet das mehr Einsätze der Bundeswehr weltweit? 

Professor Dr. Jörg Calließ, Historiker und Politologe (TU Braunschweig) und Dr. Wolfgang Heinrich (links im Bild) von Brot für die Welt – Evangelischer Entwicklungsdienst (Berlin) stellten in Kurzvorträgen dar, dass die friedenschaffenden Chancen ziviler Konfliktbearbeitung stärker als bisher wahrgenommen werden müssen. Militär kann bei internationalen Krisen und internen Konflikten Gewaltauseinandersetzungen unterdrücken. Aber Frieden zwischen verfeindeten Bevölkerungsgruppen schaffen, das erfordert mehr und langfristigeres Engagement! Das erfordert eine zivile Konflikttransformation.

Beide Referenten legten aus den Perspektiven der Wissenschaft und der  Arbeitspraxis in einem kirchlichen Entwicklungswerk dar, dass Friedensarbeit ein hartes Brot ist und mehr Einsatz als bisher fordert. Sie haben den steinigen Weg zum Frieden beschrieben, der wenig spektakulär ist und zahlreiche Schritte zu mehr Gerechtigkeit beinhaltet. In den Konfliktregionen Afrikas und Asiens müssen Kampfpausen ausgehandelt, Kommunikationsbrücken geschaffen und Entwicklungsprojekte zum Überleben der beteiligten Bevölkerungsgruppen gestartet werden. Gefährdete Personen müssen Schutz erhalten.  Die Vereinten Nationen allein können dies nicht schaffen. Entscheidend ist: Frieden kann von außen nicht aufoktroyiert werden. Er muss von innen wachsen wie im Sudan. Dort gibt es 8.000 Ethnien, in der Kolonialzeit zu einer Nation zusammengezwungen. Auch die Menschen in Afrika und Asien möchten in Sicherheit leben. Daran müssen wir mitwirken. Ein mühsamer Prozess.

In dieser von kriegerischen Konflikten reichen Welt sind es auch die Medien, die fast nur von den Konflikten berichten (siehe auch hier). Die sind spektakulär und liefern dramatische Bilder. Die zivile Konfliktberatung hat dagegen kaum eine Chance in die Medien zu kommen, denn die ist langwierig und unspektakulär. Dabei ist die Konfliktvermeidung, so Heinrich, durchaus erfolgreich und es zeigt sich immer wieder, dass durch diese kriegerische Auseinandersetzungen vermieden werden können. Das Geld sei in der Prävention oft besser aufgehoben als in Waffen investiert.

Im Anschluss gab es zahlreiche Fragen und Kommentare der Teilnehmenden. Bedarf Gewalt nicht einer umfassenderen Definition? Müssen die Störer des Friedens in der Welt nicht klarer benannt werden?

Die Referenten waren sich einig: Wer einfache Antworten erwartet, eine glasklare Schuldzuweisung, der verkennt die vielen Faktoren, die zu himmelschreiender Ungerechtigkeit in der Welt führen und Gewalt hervorrufen. Natürlich sind es vielfach ökonomische Machtinteressen, es sind korrupte Eliten und Gewaltökonomien. Aber auch wir selbst tragen mit unserem nicht zukunftsfähigen Lebensstil dazu bei.

Wilfried Steen schloss die Veranstaltung mit dem Wort des Bundespräsidenten Heinemann: „Frieden ist der Ernstfall, in dem wir alle uns zu bewähren haben.“ Jeder von uns trägt Verantwortung  für eine Welt, in der Krieg nicht mehr sein soll.

 


Kommentare   
 
0 #1 Dr. med. Helmut Käss 2014-03-05 16:17
Der Kommentar ist richtig, spricht aber zuwenig davon, dass wir heute Frieden dringend brauchen. Einerseits, da Rüstung und Kriege ungeheuer teuer sind und an der Tatsache des Verhungerns in der Welt erhebliche Mitschuld tragen.
Andererseits, da wir seit 1955, seit dem Manfifest von Russell und Einstein, wissen, dass Frieden die Voraussetzung für menschliches Überleben ist. Andererseits ist es auch eine Voraussetzung für mehr menschliches Glück.