"Stolpersteine" in Braunschweig
- Mittwoch, 09. Mai 2007 02:00
- Ingeborg Gerlach
Man findet sie, in den Gehweg eingelassen, vor ehemaligen Judenhäusern oder in deren Umgebung: quadratische, messingfarbene Metallplatten mit dem Namen der ehemaligen Bewohner; die meisten wurden während des Zweiten Weltkriegs deportiert und ermordet. Seit einigen Jahren versucht der Verein "Stolpersteine", den das Friedenszentrum e. V. Braunschweig mit begründet hat, die Aufmerksamkeit der Passanten auf diese weitgehend unbekannten oder verdrängten Fakten zu richten und die Erinnerung an die einstigen Mitbürger wach zu halten. Bereit 84 Stolpersteine wurden in Braunschweig verlegt, und weitere sind geplant. über den gegenwärtigen Stand der Aktion "Stolpersteine" berichtet Sigrid Bauer, die Vorsitzende des Vereins, anlässiglich der Mitgliederversammlung des Friedenszentrums am
in der Gedenkstätte Schillstr.
Ursula von der Leyen hat verloren
- Mittwoch, 09. Mai 2007 02:00
- Ralf M. Ehlers
Ursula von der Leyen hat verloren und mit ihr die Eltern in diesem Land. Das Programm zum nachhaltigen Ausbau der Krippenplätze ist gescheitert. Bischof Mixa, Eva Hermann und Peer Steinbrück haben gewonnen.
Sprach von der Leyen zu Beginn der Debatte noch von jährlichen zusätzlichen Betreuungskosten i.H.v. 3 Mrd. €, verlautbart ihr Ministerium nun Zahlen von 2 Mrd. € jährlich bis 2013 für die notwendigen zusätzlichen Bauten, die zu jeweils einem Drittel von Bund, Land und Kommune zu übernehmen seien. Betriebskosten sind in diesem Zahlenwerk nicht mehr enthalten und würden somit von den Kommunen oder den Eltern aufzubringen sein.
In der Regel sind Projekte schon beerdigt, über deren Kosten öffentlich diskutiert wird. Und so heißt es wohl: kostenlose Kinderbetreuung ade! Die Kommunen müssten neben ihrem Kostenanteil für die Bauten noch 1 Mrd. € jährlich für die Betriebskosten zahlen und das werden sie nicht können.
Solarenergie: Zum Beitrag von Ralf Ehlers
- Mittwoch, 09. Mai 2007 02:00
- Achim Kleppe (Leserbrief)
1. Jede Energieart, egal ob Kohle, Atomenergie, Wasser o.a., wird steuerlich auf die eine oder andere Art und Weise subventioniert.
2. Bei der Förderung der Photovoltaik handelt es sich um eine Vergütung je erzeugter KW/h gegenüber dem Erzeuger. Der Erzeuger ist dezentral lokalisiert, die Vergütung erfolgt an den kleinsten Investor, nicht an die Konzerne. Dass die Solarzellenindustrie versucht, die Preise hochzuhalten, ist wie bei jeder anderen Industrie kein besonderes Merkmal dieser Produzenten, sondern typisches Merkmal des Kapitalismus. Dass das EEG daran Schuld sein soll ist Unsinn, auch eine Veränderung der Einspeisevergütung garantiert noch keinen Preissenkung.
3. Eine dezentrale Energieerzeugung fördert gerade die Unabhängigkeit von monopolartigen Strukturen der großen Energieerzeuger, die nur an Großkraftwerken und Verfügungsmacht über Netze interessiert sind. Insofern ist das EEG fortschrittlich und muss gerade gegen solche Argumente von Ralf Ehlers verteidigt werden. Mögliche Preisabsprachen sind wie in anderen Branchen anzuprangern, aber nicht durch Abschaffung des EEG zu bekämpfen.
4. Dass Photovoltaik in der Wüste am effektivsten ist, ist richtig. Dass sie in Norddeutschland wegen Schatten wirtschaftlich unrentabel und nur etwas für Idealisten sei, ist blanker Unsinn. Die effektive Verzinsung im schattigen Norden beträgt überprüfbar 10%
5. Dass hohe Preisniveau will Ralf Ehlers u.a. auch durch einen vermuteten "Schuldkomplex" von Solaranlagenbetreibern erklären. Warum werden solche Fabulierungen von einem Vertreter der "Linkspartei" in die Debatte eingeführt? Mystik zur Erklärung von ökonomischen Phänomenen hat mit politischer Ökonomie im marxistischen Sinne nichts zu tun.
Leserbrief - und was die NB daraus macht
- Donnerstag, 10. Mai 2007 02:00
- Ralf Beyer (Leserbrief)
Leserbrief an die Neue Braunschweiger Zeitung (nB) vom 7.5.2007 und was die Zeitung in ihrer Ausgabe vom 10.5.2007 daraus gemacht hat. Die ausgelassenen Passagen des Leserbriefs sind fett gekennzeichnet.
“Auf die Anfrage von Bündnis90/Die Grünen "Ist es wahr, dass es eine interne Anweisung an alle städtischen Institutionen gibt, sich an Veranstaltungen mit Hartmut El Kurdi nicht zu beteiligen?" antwortete der Kulturdezernent der Stadt Braunschweig am 13. April 2007: "Eine entsprechende interne Anweisung an alle städtischen Institutionen gab es bisher nicht. Aus konkretem Anlass wurde dieses lediglich für den Fachbereich 41 und die nachstehende Veranstaltung verfügt. Die Anfrage wird aber zum Anlass genommen, nunmehr im Interesse einer gleichmäßigen und transparenten Verfahrensweise allen städtischen Institutionen eine entsprechende Weisung zu erteilen."
Der Deutsche Kulturrat, die Zeitung Die Zeit, das Journal Xtra3 des NDR und andere zeigten sich entsetzt ob einer derartigen Weisung. Auf der Kundgebung zum 1. Mai wurde der Vorgang mit Empörung quittiert. Anlässlich der Ratssitzung vom 2.5.2007 sprachen sich alle Parteien mit Ausnahme der CDU gegen die betreffende Weisung aus, mit der "der Stadt Braunschweig schwerer Schaden zugefügt worden" sei. Der Protest gegen die Weisung wurde von Demonstranten mit dem Gesang "Die Gedanken sind frei" anlässlich der Ratssitzung unmittelbar in das Rathaus getragen.
Frau Obi-Preuss, Redaktionsleiterin der Neuen Braunschweiger Zeitung, meint jedoch, die Bevölkerung tippe sich im Hinblick auf die Demonstration an den Kopf, die ein Schlag ins Gesicht für alle Engagierten sei, die für ernsthafte Anliegen auf die Straße gehen. Ernsthaftere Anliegen als Gegenwehr gegen eine Unterdrückung der Meinungsfreiheit mit - die Älteren werden sich erinnern - nachfolgender Ausgrenzung, Bücherverbrennung und noch Schlimmerem sind jedoch kaum denkbar. Wenn sich schon jemand an den Kopf tippt, dann wohl eher wegen des Obi-Preuss'schen Kommentars. Zu einem derartigen Kommentar hatte sich entgegen mancher Erwartung noch nicht einmal die Braunschweiger Zeitung verstiegen.“
Ralf Beyer
Opferkamp 14
38110 Braunschweig
Verhandlungsfuchs nach Gutsherrenart? Wie OB Hoffmann Alexander Otto über den Tisch zog
- Donnerstag, 10. Mai 2007 02:00
- Matthias Witte
Der Leser der Braunschweiger Zeitung konnte am gestrigen Tage (Artikel: „Schloss-Bau stand zwei Mal vor dem Aus“) zum wiederholten Male nachlesen , wie geschickt Herr Hoffmann den Preis für das Schlosspark-Grundstück nach und nach hochverhandelt hätte bis über die Schmerzgrenze hinaus, jenseits derer das Schloss-Arkaden-Projekt für die ECE unwirtschaftlich geworden wäre. Die ECE habe ursprünglich nur 20 Mio € für das Grundstück bezahlen wollen. Wegen der Schlossfassadenrekonstruktion habe er aber für die Stadt mehr für das Grundstück herausholen und insgesamt 35,4 Mio € verlangen müssen.
Das passt zu der Aussage eines ECE-Managers, der mir einmal versicherte: Wenn Alexander Otto nicht die Kultur so sehr lieben würde, hätte er sich von dem Braunschweiger Projekt längst zurückgezogen.
Welchen Herzog hat Braunschweig verdient?
- Donnerstag, 10. Mai 2007 02:00
- Sigrid Probst (Leserbrief)
"70.000 Braunschweiger stürmen ihr Schloss!" - Wessen Schloss soll das sein? Zum einen führt sich Herr Borek wie der Schlossherr und Fast-Eigentümer auf, zum anderen wäre der erste Bürger unserer Stadt dort gern Herrscher.
Was fangen wir Bürger mit so viel Herzöglichem an und wozu brauchen wir das ganze Gehabe? Echter Adel und Geldadel setzen hier Zeichen. Die wirklichen Eigentümer dürften bekannt sein. Den Bürgern gehört gar nichts, sie sollen sich in Illusionen baden. Sie zahlen von nun an für ihre "Kultur" 30 Jahre lang 1,2 Millionen und mehr als jährliche Miete an ECE. Ist das wohl jedem Besucher klar, wenn er sich nun ein besseres, fürstlicheres Ambiente wünscht?
Mietfuchs Hoffmann. Wie OB Hoffmann Alexander Otto ürber den Tisch zog (Teil 2)
- Freitag, 11. Mai 2007 02:00
- Matthias Witte
Dass Herr Hoffmann ein toller Hecht ist, der immer wieder schafft, die ECE über den Tisch zu ziehen, wissen wir. In den letzten Tagen wurde das wieder deutlich in Erinnerung gerufen: Erst hat der OB den Grundstückspreis für den Schlosspark gnadenlos hochverhandelt, dann hat er die ECE gezwungen, das SCHloss zu bauen, ohne selbst einen Pfennig dazu zu bezahlen; und dann hat er der ECE auch noch die edlen Räumlichkeiten im SCHloss abgeluchst, um sie für kulturelle Einrichtungen zu nutzen.
"Natur in die Stadt" - Ausstellung vom 24. Mai bis 22. Juni
- Samstag, 12. Mai 2007 02:00
- Gisela Stöckmann
Die Initiative "Natur in die Stadt" ist ein Zusammenschluss von Braunschweiger Bürgern, der von den Naturschutzverbänden BUND un NABU unterstützt wird. Wir wollen der Natur auch in der Stadt eine Chance geben. Parkanlagen, Straßenbäume und Grünflächen tragen zu einem gesunden Stadtklima bei und leisten einen wichtigen Beitrag zur Erholung und Entspannung. Sie sind aber nicht nur "Grüne Staffage", sondern lebendige Natur mit wichtigen ökologischen Funktionen. Besonders die wild wachsenden Pflanzen wie Löwenzahn, Brennnessel & Co. bilden die Nahrungsgrundlage für Schmetterlinge, Hummeln und andere Fluginsekten. Sie sichern damit das überleben von Fledermäusen und Vögeln in der Stadt. Mit etwas Sachkenntnis ist es durchaus möglich, natürlich wachsende Pflanzen in das Stadtbild zu integrieren und sich damit ein Stückchen echte Natur direkt vor die Haustür zu holen. Erstaunlich, wie viele Pflanzen und Tiere mitten in der Stadt einen Lebensraum finden können! Kennen Sie die Pflanzen und Tiere vor Ihrer Haustür, im nächsten Park, auf dem Ringgleis? Wissen Sie um Heilwirkungen, Essbarkeit, Geschichte und Mythen der Pflanzen aus Ihrer direkten Nachbarschaft?
Rätselhafter Osten
- Samstag, 12. Mai 2007 02:00
- Matthias Witte
"Vergebliches warten auf die Wagenlenkerin Brunonia - Polnischer Fahrer lag schlafend in seiner Koje"
Glosse zum Artikel in der BZ
Wie Herr Jonscher in der BZ vom 7. Mai zum Besten gab, hat er aus sicherer Quelle erfahren, das es vor allem auch Schuld eines ‚pennenden’ polnischen Kraftfahrers war, dass die termingerechte Errichtung der Rietschel-Quadriga -und somit auch die groß angekündigte spektukuläre Enthüllung derselben- ins Wasser gefallen ist. Hoffmann und Borek stehen mit weißer Weste da; alles war bestens vorbereitet; erst in letzter Minute vermasselte ein Ausländer alles.
Ein Blick hinter die Schlosskulissen
- Samstag, 12. Mai 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
"... Säulen im Bereich der Treppenanlage zonieren den langgestreckten Raum," gibt Yorck Stuhlemmer (1) - in zuckersüßem Architektendeutsch - die Baubeschreibung für den Zeitschriftenlesesaal im Südflügel der Schlossfassaden zum Besten. Und weiter: "An den Wänden entsprechen der Säulenstellung Pilaster(3), so dass die Deckenfelder darauf bezogene Kassatierungen erhalten."

Zwischen zwei Schmucksäulen ein Stück tragende Betonmauer, das weder in Lage, Größe, Form, das in keiner Weise mit den Säulen und Pilastern korrespondiert. Es ist einfach nur unförmig und hässlich. Längs gezogene Lüftungsschlitze weisen die horizontalen Deckenstreben plump als technische Versorgungsleitwerke aus. Auf das Gruseligste disharmonieren die billig antikisierenden Säulen mit der Technodecke (Stuhlemmer spricht auch von "akustisch wirksamen Decken"), die zu tragen sich die Säulen den Anschein geben. Darunter modernistische Hängelampen (6), die in keinerlei proportionalem Verhältnis zu den Feldern stehen, die sie umgeben:
Das ist nicht komisch, es ist kein Kitsch, es ist einfach nur fürchterlich ... und der Gipfel: 1,2 Millionen Euro hat die Erstellung dieser "schlossähnlichen Anmutung" gekostet.
Das 100 Millionen
- Dienstag, 15. Mai 2007 02:00
- Matthias Witte
In letzter Zeit brachte der Oberbürgermeister des Öfteren die Summe von 100 Millionen € mit dem SCHloss* in Zusammenhang.
So ist z.B. in seiner Rede vom 6. Mai 2007 zu lesen: "Die Verbindung mit einem Kaufhaus mag für viele schmerzlich sein. Ein Schönheitsfehler. Und das verstehe ich sehr. Aber es ist eine Braunschweiger Lösung, die darauf verzichtet hat, selbst 100 Millionen € Schulden zu machen, um das ohne Kaufhaus darzustellen."
Das klingt plausibel: Die öffentliche Hand hat kein Geld, der Investor aber schon; also heißt man ihn ein 100-Millionen-€-Schloss bauen und lässt ihn dafür ein wenig mit unter die wärmende Schloss-Decke kriechen. Wäre die Alternative 100 Millionen € Schulden gewesen wäre, würde sich jedes weitere Nachdenken darüber verbieten!
Nicht nur Kulissen - Architektur in Braunschweig
- Dienstag, 15. Mai 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
In der Neuen Zürcher Zeitung widmet sich am heutigen Tage Jürgen Tietz der Stadt Braunschweig (Die Artikel der NZZ sind in der Regel nur einen Tag über das Internet abrufbar). Wie gewohnt in diesen Zeiten mit einem Blick auf die Schloss-Arkaden: "Willkommen in überall" - und wie gewohnt auch das Urteil: "Das architektonische Ergebnis ist enttäuschend. ..."
Mit einer Stimme Mehrheit fiel die Entscheidung für eine Rekonstruktion des Schlosses. Nun also ist es mit rund 600 alten Bausteinen zurückgekehrt, die bei dem Abriss geborgen worden waren. Dem stehen 8200 neu gefertigte Elemente gegenüber. Und obwohl die Presseerklärung der ECE stolz darauf verweist, dass am Schloss Handwerker mitgearbeitet hätten, die schon an der Dresdner Frauenkirche beschäftigt waren, verströmt der auf alt getrimmte Neubau bestenfalls den Charme einer Klötzchenarchitektur aus dem Steinbaukasten. In engen Abständen gesetzte Öffnungen für die Hinterlüftung der Fassade lassen das Schloss wie perforiert wirken. Das Ergebnis ist ein architektonisches Abreissbildchen, ein baugeschichtliches Pin-up, das für den Fortgang der Rekonstruktionswelle in Deutschland nichts Gutes erwarten lässt. Was einst als Residenz ausreichte, das genügt der ECE als Shopping-Mall bei weitem nicht. Und so hat der neue Einkaufstempel auch den einstigen Garten mit verschlungen, der das Schloss früher seitlich flankierte. Mit Glas und Beton, ein bisschen grün, ein bisschen kupferfarben, bietet der Neubau eine auf edel getrimmte Durchschnittsarchitektur. Mit ihrer vertikalen Strukturierung bemüht sie sich darum, die gewaltigen Abmessungen für die rund 30 000 Quadratmeter Verkaufsfläche auf ein erträgliches Mass herunterzuzoomen. Doch spätestens mit der Seitenansicht des Parkhauses endete alles architektonische Bemühen. Da spendet nur noch eine Fassadenbegrünung Trost - doch bis die sich gnädig über die nackten Wände ausbreitet, wird noch einige Zeit vergehen.
Aber ganz ungewohnt in diesen Zeiten, auch eine Ehrenrettung der Stadt in der NZZ. Denn, Architekt sei Dank: es gibt mehr in Braunschweig als nur die Schloss-Arkaden, anderen Umgang auch mit baulicher Vergangenheit. Tietz wirft einen Blick auf die ebenfalls gerade fertig gestellte Jakob Kemenate:
Die etwas versteckt am Eiermarkt gelegene Kriegsruine haben die Architekten Rainer Ottinger und Thomas Möhlendick zusammen mit dem Kieler Künstler Jörg Plickat wiederbelebt. Eine neue Fassade mit einer Verkleidung aus rostrotem Cortenstahl sowie ein Zwischenteil aus Stahl und Glas ergänzen nun das historische Mauerwerk und das alte Gebälk. Hier schreit nichts «Kauf mich! Jetzt!». Stattdessen beginnt die Architektur mit ihrer spannungsvollen Komposition und Materialsinnlichkeit harmonisch zu klingen, kraftvoll, aber nicht lärmend. Und so wird die Jacobs-Kemenate ganz im Gegensatz zur Beliebigkeit der Schlossarkaden zu einem regionalen Architekturerlebnis von überregionaler Qualität.
Gönnen auch wir uns hier einige Blicke auf die Jakob-Kemente:

... ein Fluch auf diesem Schloss? ...
- Donnerstag, 17. Mai 2007 02:00
- Administrator
"... Wir schreiben das Jahr 2010. Nachforschungen der Spezialisten der Braunschweiger Feuerwehr ergaben, dass das neueste Kombimodell mit Grillplatte und Doppelfritteuse in der Reihe Snack-Line, das in den Prüfanstalten noch mit Lob überschüttet worden war, der Auslöser gewesen sein soll. Es war schon weit nach Mitternacht, als bei Nordsee urplötzlich Stichflammen emporstiegen. Heißes Fett hatte sich entzündet und nicht nur zu großer Hitze, sondern auch zu Verpuffungen geführt. Die Flammen fanden schnell Nahrung in den braunen Kunstledersesseln von Gelato Tiziano, dem Römer hinter den Säulen des Mittelrisalits. Zum großen Unglück war dann in kürzester Zeit - nachdem sich die Flammen durch die Schuhkarton-Stapel von Humanic Kids gefressen hatten - das Dach erreicht. Und es blieb zum Entsetzen der Braunschweiger Bürger, die in dieser Nacht erneut zu ihrem Schloss strömten, nicht aus, dass ein weiteres Mal die neu gegossene Quadriga mit der "Brunonia" hinabstürzte, diesmal im freien Fall am Food Corner "Ballsaal" vorbei erst ins Pimkie, dann durchschlug sie Hennes & Mauritz und traf schließlich bei Haase Schreiben und Schenken auf. Der Quadriga-Sturz bleibt unfassbar, da die wenige Minuten nach dem Alarm anrückende Feuerwehr nicht nur mit Drehleitern operierte, sondern sich mit Geschick von hinten dem freien Parkdeck auf dem Schlossdach näherte und daher ihren Angriff auf den Brandherd in ganzer Breite sogar mit Wasserkanonen steuern konnte. Vergebens. Die Bronze ist erneut geschmolzen - und der Magnet im Basement schwimmt im Löschwasser. Adolf Steinwedels Vermutung scheint sich zu bewahrheiten: Es liegt ein Fluch auf diesem Schloss."
aus: Bauwelt 18/2007, S. 18.
Zum G8-Gipfel in Heiligendamm: "Der Gipfel der Ungerechtigkeit"
- Samstag, 19. Mai 2007 02:00
- Ingeborg Gerlach
So nannte die Journalistin und Attac-Mitbegründerin Jutta Sundermann (Wolfenbüttel) ihren Vortrag zum Thema „G8“, den sie am 10. Mai auf Einladung von Attac und AStA in der Uni hielt. Damit wollte sie die zahlreichen Heiligendamm-Reisenden aus Braunschweig (und auch diejenigen, die angesichts des zwölf Kilometer langen Zauns lieber zu Hause bleiben) informieren über das, was von den Staatschefs der mächtigsten Industriestaaten dort besprochen werden soll.
G8, führte sie aus, sei wie die Spinne im Netz, das Zentrum der informellen imperialen Global Governance. Denn hier träfen die Staatschefs mit den mächtigsten Wirtschaftsorganisationen wie Weltbank, IWF und WTO zusammen. Klima, geistige Eigentumsrechte (Patente auf Pflanzen (!) ). Iran, China sowie eine Mobilisierung zugunsten einer für die Wirtschaft nützlichen Bildung seien die wichtigsten Themen. Sie kritisierte die Heuchelei der Kanzlerin, die sich als Klimaschützerin preisen lasse, aber ihre schützende Hand über die deutsche Automobilindustrie halte, so dass Detschland auch weiterhin das Land der großen Wagen bleibe.
Im zweiten Teil des Vortrags folgten Hinweise zur geplanten Demonstration.
Attac bietet preisgünstige Busfahrkarten nach Rostock und zurück! (Tel. 50 99 48)
P.S.: Schon der Vortrag stand im Schatten der staatsanwaltlichen Durchsuchung, die von der Referentin scharf getadelt wurde. ( Nachdrücklich sprach sie sich im Namen von Attac für friedliche Demonstrationen aus.)
Inzwischen steht Dr. Schäubles Phantasie nicht still. Jetzt wird die Demonstrationsfreiheit auch noch vor dem Zaun eingeschränkt und Vorbeugehaft nach russischem Vorbild angedroht.
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Siehe dazu auch zwei Kommentare in der Frankfurter Rundschau und der Frankfurter Allgemeinen, die gegensätzlicher kaum sein können. Kommentare auch im Berliner Tagesspiegel, in der Berliner Zeitung sowie in der Hamburger Zeit.
Information von Seiten der Bundesregierung und von attac.
Nachtrag zum Jahr 2010 mit der unfassbaren Brandkatastrophe des Braunschweiger Schloss
- Samstag, 19. Mai 2007 02:00
- Erich Zager-Spinn
Wir schreiben das Jahr 2011: Die Feuerversicherungen haben einen unendlichen Gerichtsstreit losgetreten. Anstatt zu zahlen, fordern sie Regress vom naturgemäßen Inhaber eines Welfen-Residenzschlosses, Prinz Heinrich von Hannover. Doch seine Anwälte konnten nachweisen, dass der Prinz weder der Inhaber, noch der juristisch Regresspflichtige ist. Daraufhin verwiesen die Versicherungen auf „die Braunschweiger“, die ja bekanntermaßen „ihr Schloss in Besitz genommen“ hatten und legten dazu diverse Pressemeldungen vor. Die Stadt Braunschweig konnte aber vor Gericht nachweisen, dass ihr und ihren BürgerInnen das Schloss gar nicht gehörte, sie darin noch nicht einmal das Hausrecht ausübten, sondern lediglich Mieter eines Seitenflügels waren.
Das ansonsten völlig humorlose und juristisch-sachliche Verhalten des Gerichts wurde erst durch ungläubiges Staunen, dann durch lautes Lachen abgelöst, als die Prozeßbeteiligten erklärten, dass ein Einkaufszentrum in Regress genommen werden müßte. Der vorsitzende Richter fand als erster die Fassung wieder und erklärte, dass ein Einkaufszentrum als Bewohner eines Welfenschlosses die abwegigste Idee sei, die ihm je untergekommen sei. Er hätte in seiner Tätigkeit ja schon viel gehört, sagte der sichtlich verärgerte Vorsitzende, aber diese Behauptung beweise, dass sich die Prozeßbeteiligten hoffnungslos verrannt hätten und der Wahrheitsfindung nicht mehr dienen wollten. Er vertagte und bestellte unabhängige Gutachter, darunter einen auf hoffnungslose Fälle spezialisierten Gerichtspsychiater zur Klärung der Angelegenheit.
Fernab des juristischen Streits ist deutlich, dass niemand die finanziellen Resourcen hat, um das Residenzschloss wiederaufzubauen. Daher hat die Braunschweiger Zeitung eine großangelegte Spendenaktion ins Leben gerufen, um an dieser Stelle einen Park zu errichten.
3 Mio. Euro sind notwendig, um den „Dr. Hoffmann-Gedenkpark“ mit über 200 Bäumen, Grünflächen, Brunnen, Kinderspielplatz und Blumenrabatten zu errichten. Die Spendenbereitschaft der Braunschweiger ist überwältigend.
Der Braunschweiger Flughafen und die Kunst
- Montag, 21. Mai 2007 02:00
- Ralf Beyer
In Braunschweig wird um die beabsichtigte Verlängerung der Startbahn des dortigen Flughafens gestritten und geklagt. Ein belastbarer und vor allem der Bevölkerung verständlicher Nachweis für den Bedarf einer Verlängerung konnte oder wollte bisher aber niemand erbringen. Vielleicht gelingt es nun der Kunst, den Braunschweigern bisher nicht gekannte Dimensionen des bisher unverstandenen Ausbaubegehrens ins Bewusstsein zu rücken.Dazu soll am 17. Juni 2007 (hatte dieser Tag nicht einmal eine ganz andere Bedeutung?) die deutsche Erstaufführung des Helikopter-Streichquartetts von Karlheinz Stockhausen auf dem Flughafen Braunschweig stattfinden. Dabei erhebt sich ein Streichquartett mit vier Helikoptern in die Lüfte - pro Streicher ein Helikopter. Dieses Musikerlebnis vermischt ohrenbetäubenden Maschinenlärm mit der Musik der in den Helikoptern eingesperrten Streicher. Das staunende Publikum hört und sieht dann in einer Flugzeughalle vor Lautsprechern und Fernsehschirmen mittels Telekommunikation jeden der vier Musiker in Nahaufnahme. Und das ganze dann gleich drei Mal, nämlich um 15, 17 und um 19 Uhr.
Asse II und Schacht Konrad - Ist die Region Atommürllkippe der Nation?
- Montag, 21. Mai 2007 02:00
- Administrator
Zwei Presseerklärungen:
Presseinformation ASSE 2 Koordinationskreis
Sonntag, 20. Mai 2007
Öffentlichkeitsbeteiligung nach Gutsherrenart: Scharfe Kritik an Umweltminister Sander (FDP) und Forschungsministerin Schawan (CDU)
Scharf kritisieren die in der ASSE-II-Koordination zusammengeschlossenen GegnerInnen einer Flutung des Atommüll-Lagers ASSE II (Kreis Wolfenbüttel) den Umgang des Landes und des Bundes mit der Öffentlichkeit. Sie laden für Donnerstag, den 24. Mai um 18.30 Uhr zu einer eigenen Informationsveranstaltung ins Dorfgemeinschaftshaus nach Remlingen ein.
Erstmals nämlich seit 7 Jahren wird die ASSE-II-Betreiberin GSF in diesem Mai vor Ort keine öffentliche Informationsveranstaltung durchführen. Dem Vernehmen nach folgt sie damit einer Aufforderung des Landes. Ein Maulkorb für die GSF?
Richtigstellung zum BZ-Artikel "Beim G8-Gipfel: Bono singt, und Braunschweig trommelt"
- Mittwoch, 23. Mai 2007 02:00
- Matthias Breuer
Leider haben sich bei dem Artikel
Beim G8-Gipfel: Bono singt, und Braunschweig trommelt
von Ralph-Herbert Meyer einige Missverständnisse und Fehler eingeschlichen. Textpassagen jeweils fett-kursiv:
Attac Gruppe um Matthias Breuer…
Die genannte Person stand zum Gespräch mit der BZ bereit. Attac-Mitglieder bilden zusammen eine Gruppe gleichberechtigter Menschen. Eine „Führerschaft“, wie der Ausdruck andeutet widerspricht den Idealen Attacs.
Herbert Grönemeyer …
Tatsächlich findet an dem 7.Juni, weitgehend abgekoppelt von der allgemeinen Protestbewegung ein Konzert mit genannten Künstlern statt. Es nennt sich „Music and Message“ und wird koordiniert von der Grönemeyer-Initiative „Deine Stimme gegen Armut“.
(Zugesagt haben: Herbert Grönemeyer, Bono, Die Fantastischen Vier, Die Toten Hosen, Seeed, Silbermond, 2Raumwohnung, Sportfreunde Stiller)
Dieses Konzert (Eintritt 2,50) ist jedoch nicht Abschlusskundgebung einer Demo.
Scheingeschäfte, Attrappenhaushalte oder die Verschiebung städtischen Vermög
- Donnerstag, 24. Mai 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
Wir erinnern uns noch lebhaft an einen der größten Wirtschaftsskandale der Republik, den Fall der Berliner Bankgesellschaft im Jahre 2002. Mit schmutzigen Tricks versuchten Manager der Gesellschaft am Ende noch Einnahmen vorzutäuschen, die keine wirklichen Einnahmen waren. Es handelte sich um bloße "Scheingeschäfte": über die Investmentbank J. P. Morgan verkaufte die Bankgesellschaft Immobilientöchter an eine Zweckgesellschaft auf den Cayman-Islands, deren Anteile wiederum indirekt von der Bankgesellschaft selbst gehalten wurden. Die Bundesanstalt für Finanzdienstleistung stoppte damals den schmutzigen Deal. Derart schmutzige Praktiken sind auch in Braunschweig ein Mittel, um Bürger zu täuschen und Bilanzen zu schönen.
Auf Neudeutsch nennt man solche Bilanzkosmetik auch "window dressing", das Resultat eines "creative accounting". Auf Neu-Braunschweigisch könnte man statt von einer Schaufensterbilanz auch von einer "Bilanzkulisse" sprechen. Mit Hilfe einer kreativen Buchhaltung errichtet man eine schwarze "Haushaltsattrappe", die der Welt den schönen Schein eines ausgeglichenen Gesamthaushalts der Stadt vorgaukeln soll.
Lügen haben kurze Beine - die Verschiebung von Wahrheit und städtischem Vermö
- Samstag, 26. Mai 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
Er würde sie nicht verkaufen, die rund 8000 städtischen Wohnungen der Nibellungen Wohnbaugesellschaft, versicherte Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann vor wenig mehr als einem Jahr.

Und standfest bleibt er auch in diesem Jahr dabei, Oberbürgermeister Dr. Gert Hoffmann, und versichert (gestern) erneut: die rund 7000 städtischen Wohnungen der NiWoBau würden nicht verkauft.

Aber Nanu - da fehlt doch etwas! Wo sind sie nur geblieben, rund tausend Wohnungen?
Schiffbruch im Spaßbad
- Samstag, 26. Mai 2007 02:00
- Ralf M. Ehlers
Ratsherr und Mitglied des Bundestages, Carsten Müller (CDU), wird in der Braunschweiger Zeitung vom 26. Mai 2007 wiedergegeben: Das Spaßbad habe mittlerweile eine finanzielle Dimension erreicht, die angesichts der Haushaltslage der Stadt Grund zur Besorgnis gebe. Es würde der Eindruck entstehen, das Spaßbad sei auf der Basis von Milchmädchen - Berechnungen kalkuliert worden. Bei mehreren Mitgliedern der CDU-Ratsfraktion bestünden ebenfalls Vorbehalte.
Schloss-Attrappen - nur ein Vorspiel zur Vertreibung der Farbe aus dem Stadtbild?
- Mittwoch, 30. Mai 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt

In der Juni-Ausgabe des populären Kunstmagazins „Art“ wurde auch aus dieser berufenen Quelle - anbei eine Collage aus Bruchstücken; eine ausführliche Wiedergabe würde einen Bruch des Copyrights bedeuten - ein Urteil abgegeben über die Braunschweiger „Schloss-Arkaden“: Was die Braunschweiger damit „bekommen haben, ist keine Rekonstruktion, sondern eine Attrappe“ heißt es, und:
„Hier handelt es sich schlicht um eine Mogelpackung“ - so das Fazit von „Art“ über die prätentiöse Prachtentfaltung des Braunschweiger Potentaten.
Dabei hatte es an gutem Rat durchaus nicht gefehlt.
So verwies im Juli 2003, als es noch nicht zu spät war, Professor Jürgen Weber in einem Extrablatt auf die „bizarre“ Vermischung von Klassizismus und Kommerz: „Die klassizistische Fassade hat keinerlei Identität mit der Kaufhaus-Architektur. Wo früher Festbälle abgehalten wurden, sollen jetzt Socken verkauft werden ... Eine Kulturschande und ein Schlag ins Gesicht des Klassizismus ... Wir machen uns damit unsterblich lächerlich.“ - mahnte Weber, aber vergeblich: die Spitze der Braunschweiger Verwaltung erwies sich als bemerkenswert beratungsresistent und immun gegen die Stimme der Vernunft.
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Die Braunschweiger Zeitung und ihr "Schloss" oder die Verschiebung von Wahrheit (Teil 35)
- Sonntag, 03. Juni 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
Die Braunschweiger Zeitung zitierte gestern, am 2. Juni, Pressestimmen zum „Braunschweiger Schloss". Vorab wird der Tenor der Berichte zusammengefaßt: "Kunst- und Architekturzeitungen äußern sich kritisch, andere begeistert."
Aus Kunst- und Architekturzeitungen wird dann aber rein gar nichts zitiert, die genannten "Anderen" äußern sich zwar durchaus nicht nur begeistert – zitiert wird aber nichts wirklich Kritisches. Wenn denn aber schon ein kritischer Artikel zitiert wird, dann so, dass an der Kritik möglichst vorbei zitiert wird: niedere Demagogie paart sich mit höherer.
Darf Stadt Bein zeigen?
- Dienstag, 05. Juni 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
Grüne und Gleichstellungsbeauftragte sind offenbar der Meinung, Frauen würden durch diese Abbildung von Frauenbeinen herabgewürdigt, denn: "die Frauenbeine stehen nicht im unmittelbaren Zusammenhang mit dem Produkt, für das es wirbt" - so die Aussage. Das Produkt, für das geworben wird, ist die "Einkaufsmöglichkeit" in Braunschweig - d. h. die Möglichkeit, die Braunschweig nackten Frauenbeinen bietet, mittels überlassung eines kleineren oder größeren Geldbetrages ein kleineres oder größeres Stück Textil zu erwerben, mit dessen Hilfe man den Körper bzw. das Körperteil vom Zustand der Nacktheit in den der Verhülltheit versetzen kann. Ich denke, es kann ein legitimes Ansinnen von Frauen sein, die von nackten Beinen getragen werden, diese auf die eine oder andere Weise teilweise oder ganz zu verhüllen und ich denke, das Versprechen, dass Braunschweig die Möglichkeit bietet, ein solches Ansinnen in die Wirklichkeit zu überführen, ist folgerichtig und sachgerecht ins Bild gesetzt worden. (Deswegen muss man das Bild ja nicht unbedingt mögen.)
Ralf Ehlers schreibt und meint nun, dass es bei der Reaktion der Grünen um "Aufrechterhaltung überkommener Herrschaftsverhältnisse von Frauen über Männer" geht - wenn ich das richtig verstehe.
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Wie auch immer: ich möchte nicht in einer Republik leben, in der es Frauen verboten ist, in der Öffentlichkeit "Bein zu zeigen", wenn sie es denn möchten. Kann doch ein nacktes Gesicht eine viel eroterische und "anziehendere" Wirkung haben als ein nacktes Bein. Dennoch (vielleicht auch deshalb) möchte ich auch nicht in einer Republik wohnen, in der es Frauen verboten ist, in der Öffentlichkeit "Gesicht zu zeigen". Ein Gesicht kann solche Wirkung durch Verstärkung der Physiognomik (z. B. Lippenstift) und Mimik unwillkürlich oder willkürlich kontrolliert hervorrufen, wie Beine das durch Stellung, Bewegung und Bekleidung ebenfalls unwillkürlich oder willkürlich kontrolliert können. - Schlimm?
Im Anschluss einige nackte Beine, die Rubens ins Bild gesetzt hat. Gegenüber den Beinen in der Braunschweiger Werbung zeigen sie sich insofern depraviert, wie ihnen kein kleidsames Textil zur Hand liegt, das es ihnen erlauben würde, ihren Körper vom Zustand der Nacktheit in den Zustand der Verhülltheit zu überführen.

"Braunschweiger Anziehungskraft!"
- Dienstag, 05. Juni 2007 02:00
- Ralf M. Ehlers
Die Stadtmarketing GmbH wirbt für Braunschweig mit schwarz bestrumpften Beinen und hat sich hierfür den Vorwurf des "Sexismus" von den Grünen, der Frauenbeauftragten der TU und der Gleichstellungsbeauftragten der Stadt eingehandelt. Wenn man so alt ist, könnte man sich in die 70er-/80er-Jahre zurückversetzt fühlen, als die Verdinglichung von Frauen in der Werbung einen Höhepunkt erreichte.
Im ersten Jahrzehnt des 21. Jahrhunderts, angesichts der Auflösung starrer geschlechtlicher Rollenzuschreibungen, der nachhaltigen Emanzipation einer neuen Frauengeneration und der jederzeitigen und unmittelbaren Verfügbarkeit sexueller Reize jedweder Spielart via Internet, wirkt die obige Reaktion wie der Versuch der Aufrechterhaltung überkommener Herrschaftsverhältnisse von Frauen über Männer in Beziehungen gewisser sozioökonomischer Schichten.
Geschmack ist bekanntlich Geschmackssache, aber es scheint angesichts des bildlichen 50er-Jahre Charmes: Hier wetteifern Foto und Reaktion um den Eindruck größerer Spießigkeit - Und insofern ist die Reaktion der Grünen und anderer verständlich.
Es könnten übrigens auch Männer- oder Transgenderbeine auf dem Foto sein.
Stein und Bein, Braunschweiger Elegance!
- Mittwoch, 06. Juni 2007 02:00
- Gabriele Uhlmann
Ich verstehe die ganze Aufregung nicht. Es geht auf dem Flyer ums Anziehen, nicht ums Ausziehen! Wer sich von diesem Flyer provoziert fühlt, hat da etwas nicht verstanden.
Brunonias Wahl fällt auf ein pinkes Minikleid im Courrèges-Stil der ausgehenden Sechziger Jahre. Bedeutungsvolle Bekleidung, nicht nur zum Sommer passend: „Der Minirock wurde teils als Provokation oder als Ausdruck einer allgemeinen Pietätlosigkeit wahrgenommen, teils aber auch als Zeichen eines neuen Selbstverständnisses und Selbstbewusstseins der sich von überkommenen Zwängen befreit fühlenden Frauen verstanden.“ So lesen wir es bei Wikipedia.
Die in ihrem Selbstbewusstsein gestärkte Dame von Welt trug damals vorzugsweise Plateau-Schuhe, war buchstäblich auf den Sockel gestellt. Aber Braunschweig ist nicht die Welt und versteht sich schon gar nicht auf Sockel, daher hat sich unsere Brunonia pinke Pantoletten mit Spitzhacken gekauft, nicht stilecht aber eine schöne, rundum gelungene Allegorie. Dem Mini verdanken wir übrigens auch die segensreiche Erfindung der Strumpfhose mit Zwickel, die die befreite Sichtachse transparent gestaltet bzw. verdeckt. Ein Paradoxon, auf das sich hier wiederum aufs Vortrefflichste verstanden wird.
Besonders erfreulich ist, dass sich unsere Brunonia nicht nur von überkommenen Zwängen befreit hat, sondern auch von dem Wildwuchs (um nicht zu sagen dem Park) auf ihren Beinen. Wie wir jüngst nachlesen konnten, tun nur 40% der deutschen Frauen, was für 93% der englischen Frauen selbstverständlich ist. God shave the Queen! Brunonia ist ein echtes Vorbild, damit können sich alle Braunschweigerinnen ja ganz Deutschland, nein die ganze Welt identifizieren! Wir sind wieder wer!
Die Macht der Bilder im
- Donnerstag, 07. Juni 2007 02:00
- Michael Walther
(Antwort an Karl Eckhardt) Deine Ausführungen zeigen, dass Du die Macht der Bilder und damit die „Mainstreambildung“ sehr unterschätzt. Natürlich beeinflussen die gezeigten Bilder die Bevölkerung. Das ist Ziel einer jeden Werbung. Dadurch werden bestimmte Figuren, Stile, Moden etc. transportiert.
Das Bild im gezeigten Vierklang: Beine, Rosa, Kleid, Stöckelschuh repräsentiert ein Klischee. Natürlich gibt es Frauen, die sich genau so und gern kleiden und repräsentieren. Aber es geht doch gerade darum, Klischees aufzubrechen und die von Dir ebenfalls eingeforderte Vielfalt darzustellen! Denn es gibt viele Frauen, die sich genau so nicht präsentieren wollen oder können.
Gleichstellen kann nicht heißen: Gleichmachen
- Donnerstag, 07. Juni 2007 02:00
- Karl Fr. Eckhardt
(Zum Beitrag von Michael Walther) Ich bestreite schlicht, dass die in der Werbung gezeigte Frau oder gar alle Frauen dieser Welt durch die Darstellung in der Werbung "benachteiligt" ist oder sind.
Ich sehe auch keine Herabwürdigung. Ich halte "Einkaufen" nicht für eine Tätigkeit, die einer Person die Würde nimmt. Im Bild geht es ja schon um eine Folge des Einkaufs, um eine Nutzung und Bemächtigung eines zu kaufenden oder schon gekauften Produktes. Einkauf ist eine Art von Machtausübung über die dingliche Welt. Auch das nimmt einer Person nicht die Würde.
Die Geschlechter gleichstellen, kann nicht heißen, sie gleich zu machen, die Geschlechterdifferenz zu leugnen oder gar zu nichten. - In diesem Zusammenhang hielte es auch einfach nicht für ein anstrebenswertes gesellschaftspolitisches Ziel, zu erreichen, dass Männer (im Durchschnitt) möglichst genauso viel Schuhe einkaufen wie Frauen (oder Frauen so wenig wie Männer), das Männer genauso oft Lippenstift und Lidschatten benutzen wie Frauen oder Frauen so wenig wie Männer. Warum soll da der Umgang mit dem eigenen Körper (im Durchschnitt) nicht unterschiedlich sein?
Man sollte die Gleichstellungproblematik in der Politik auf die wesentlichen Dinge konzentrieren: auf die Teilhabe an der gesellschaftspolitischen Macht. Wenn in den meisten Führungspositionen im Braunschweiger Rathaus Männer sitzen, finde ich es legitim, dies zum Thema zu machen und zu fragen, ob das vielleicht auf eine verfehlte Einstellungspolitik im Rathaus zurückzuführen ist.
Wenn in der Wäschewerbung Frauen dominant sind, halte ich das im Rahmen einer Gleichstellungspolitik für sehr, sehr nebensächlich - vom wesentlichen Thema lenkt es nur ab.
Ein Beitrag zur Genderdiskussion
- Donnerstag, 07. Juni 2007 02:00
- Michael Walther
Seit vielen Jahren versuchen vor allem engagierte Frauen, zunehmend aber auch engagierte Männer, geschlechterpolitisch auf die Gleichstellung hinzuwirken. Die rechtlichen Rahmenbedingungen sind weitgehend angeglichen, dennoch gibt es weiterhin große Differenzen in der Gleichbehandlung und Gleichstellung von Frauen und Männern.
Gleichstellung ist mittlerweile ein erklärtes Ziel der Bundesregierung, sehr gepuscht von der alten Bundesregierung. Mit der vertraglichen Anerkennung des Amsterdamer Vertrags verpflichtet sich die Bundesregierung, Gender Mainstreaming umzusetzen. Dieses Ziel wird auch von den Bundesländern und teilweise auf die Kommunen in Satzungen verankert.
Neulich beim Genderfußball...
- Samstag, 09. Juni 2007 02:00
- Gabriele Uhlmann

De Handetasche muss lebändich sain! Wenn eine Frau eine Handetasche hat mit Geld drin, die muss einfach lebändich sain!
(Bruce Darnell bei Germany's next Topmodel, Guggst Du hier)

