Die Skulpt(o)ur
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 19. Januar 2012 23:03
- Geschrieben von Hans Helmut Oestmann, Slow Food
Die Skulpt(o)ur, geschaffen von dem Bioland-Bauern Stephan Kreppold machte am Donnerstag Halt in Braunschweig auf dem Weg nach Berlin zur Demonstration am Samstag, dem 21. Januar mit dem Motto „Wir haben es satt“
Stephan Kreppold hat einen großen, 3 Tonnen schweren Teller aus Stahlt geformt, so groß, dass man schon einen Tieflader dafür braucht. Am unteren Rand drängen sich Schweine, Rinder und Hühner, um auf diesen über den Umweg Megaschlachthof auf den Teller zu kommen, den sie hoffentlich bald nicht mehr erreichen können.
Etwa 40 Organisationen aus den Bereichen Konsum, Tier-, Umwelt- und Naturschutz und natürlich Landwirtschaft haben sich zusammengeschlossen, um in Berlin unter dem Motto „Wir haben es satt! Bauernhöfe statt Agrarindustrie“ zu demonstrieren.
Bauer Kreppold erklärt seine Plastik. Noch ist ungeklärt wo sie am Samstag den 21.0121 in Berlin bei der bundesweiten Demo aufgestellt werden soll.
Heiner Schrobsdorff vom „Bündnis für eine gentechnikfreie Region Braunschweiger Land“ forderte von der neuen EU-Agrarpolitik eine neue Ausrichtung der Landwirtschaftspolitik. Zu fördern sind nicht mehr die Bauern mit Direktzuwendungen, sondern vielfältige Fruchtfolgen, Heckenbepflanzungen, Erhaltung der Grünlandflächen, regionale Vermarktungsstrukturen uäm. Die Anpflanzung von gentechnisch veränderten Pflanzen muss verboten werden.
Auf die Probleme der Massentierhaltung bei Hühnern ging Hans Helmut Oestmann von "Slow Food Braunschweiger Land“ ein. „Die Hühner leiden unter der Kürzung der Schnäbel, unter der Platzenge (ein DIN A4 Blatt pro Huhn), den Fußballenentzündungen (bei 70 % der Hühner), dem Umfallen durch Fleisch-Hochzüchtung (wer umfällt wird zu Tode getreten), sie leiden unter Infektionskrankheiten“, führte Hans Helmut Oestmann aus „die Belastung der Hühner im Thekenregal ist bekannt. 96% enthalten Antibiotika“.
Die Futtermittel kommen aus Südamerika, die Produktion dort führt durch die gigantischen Monokulturen zu enormen Problemen der Bodenbelastungen. Durch den hohen Einsatz von Düngemitteln und Pestiziden wird die Umwelt stark in Mitleidenschaft gezogen. Hier in Deutschland erzeugen die Hühner so viel Mist, dass sie die Böden mit Stickstoff und auch Antibiotika überlasten, vor einer „Emslandisierung“ kann nur gewarnt werden. Die Deckung des Konsums mit Geflügelfleisch in Deutschland liegt bei 107 %, nur durch den neuen Schlachthof in Wietze kommen nochmals 25 % dazu. Wohin geht das Fleisch? Doch nach Polen, Russland und China?
Die Kleinteile gehen zumindest nach Westafrika. Nicht nur die vom Schlachthof in Wietze, sondern auch von anderen Schlachthöfen. Davon konnte Dr. King David Amoah aus Ghana ein Lied singen. Er ist Geflügelmäster in Ghana, kann aber mit einem Preis von 70 Cent für 1 Kilo Hühnerfleisch nicht mithalten. Kein Wunder, denn das Fleisch aus Deutschland ist so billig, weil der Export subventioniert wird. So wird der Markt für die einheimisch produzierten Hühner in vielen Ländern Westafrikas kaputt gemacht. Hinzu kommt, dass das Fleisch aus Deutschland tiefgefroren nach Westafrika kommt. Kühlketten können nicht eingehalten werden, weil die dafür notwendigen Infrastrukturen nicht vorhanden sind. Schwere Lebensmittelvergiftungen sind die Folge.
King David Amoah:“ Wenn Dumping-Importe unsere Märkte nicht zerstören und unsere Kleinbauern nicht ruinieren, dann können wir unsere Bevölkerung durchaus ernähren.“ Herr Amoah hier mit der Übersetzerin und EED-Aktivistin Andrea Müller-Frank
Daher forderte die Demonstration:
Schluss mit den Exportsubventionen!
Und an die Bauern gerichtet:
Macht nicht mit bei dieser Massenproduktion! Baut keine Riesen-Mastställe mehr auf Eure Grundstücke!
Besinnt Euch auf das alte Prinzip: Versorgt die Bevölkerung mit guten und sauber produzierten Lebensmitteln!
Sambattac war natürlich auch dabei!
Die Dame im Pelz wagte sich auch in die Demonstranten und hörte interessiert zu. Auf den Pelz angesprochen meinte sie, dass der vom Flohmarkt käme.