Hier baut die Verkehrt-AG! oder: Braunschweiger Fahrgast-Mobbing?
- Samstag, 06. Juli 2013 22:01
- Stefan Vockrodt
Seit Ferienbeginn arbeitet die Braunschweiger Verkehrs-AG einige erneuerungsbedürftige Gleisanlagen auf. Wie in letzter Zeit üblich, legt man die betreffenden Strecken dazu still und richtet Ersatzverkehr mit Bussen ein. Betroffen sind in diesem Sommer die Linien M1, 2, M3 und M5, lediglich die 4 fährt auf ihrer seit März bestehenden Umleitung über Kennedyplatz.
Wer jetzt also von der Weststadt oder aus dem Süden in die Innenstadt will, ist nun auf Busse angewiesen. Ab Hauptbahnhof (Linie M1 bzw. 2) und Friedrich-Wilhelm-Platz (Linie M3) besteht dann Anschluss an die Tram, die nach normalen Fahrplan verkehren soll.
So weit wäre das ja alles verkraftbar, aber die Braunschweiger Verkehrs-AG wäre nicht das Unternehmen, das sie ist, wenn einmal an die Fahrgäste gedacht würde. Nein, man programmiert maximales Chaos.
Korrekt als „M5“ beschildert, erreicht der Bus die Haltestelle – aber ...
... ist das auch die richtige, da steht „Bus 5“ …
Es ist ja prinzipiell vertretbar, die Linie M5 auf dem ganzen (durch Großbaustelle Leonhardstraße ohnehin umgeleiteten) Weg durch Busse zu ersetzen. Diese tragen auch die Linienbezeichnung „M5" (Bild 1). Doch schaut man auf die Haltestelle, so steht dort „Bus 5" (Bild 2) und wenn man dann den Fahrplan sucht, so findet sich „EV5" (Bild 3) – was ist denn nun was? Wer sich an der „5" orientiert, liegt richtig und muss dann im Bus feststellen, man sitzt in der „505", wenn dort überhaupt etwas angezeigt wird. Das „M" vorne steht für „Metrolinie" – die fahren in Braunschweig alle 10 Minuten! Wer aber auf den Fahrplan guckt (Bild 3), stellt verdattert fest, der Bus M5 (oder Bus 5 oder EV5 – was denn nun?) fährt nur alle 15 Minuten.
... und gilt dieser Fahrplan „EV5“? Nur alle Viertelstunde – warum schildert der Bus dann M5?
Alle Fotos Stefan Vockrodt
Schlimmer noch ist es bei der Linie M3, auch hier fährt der als „M3" bezeichnete Bus nur alle 15 Minuten (lt. Fahrplan nämlich EV3, hält an den Haltestellen mit „Bus 3", im Bus dann 503). Die Trams ab Friedrich-Wilhelm-Platz fahren hingegen als M3 korrekt alle 10 Minuten. Damit sind Verspätungen bis zu 15 Minuten vorprogrammiert, denn die Busse haben Übergangszeit zur Tram und falls die Tram nicht wartet, ist sie genau weg, wenn der Bus kommt ... (die Verspätung ist meistens noch größer, da die M3er Tram dauernd Verspätung hat).
Apropos Friedrich-Wilhelm-Platz: Der Ersatzbus der (M)5 hält hier an der normalen Haltestelle, die Tram der M3, die ohnehin nur Richtung Weststadt dieses Stück befährt, sie „wendet" über Kennedyplatz, passiert ohne Halt die normale Haltestelle und biegt ab auf die alte Bushaltestelle, wo dann der Bus (M)3 wartet. Dafür sind die hier normalerweise haltenden Busse der Linien M29, 461 und der Salzgitteranerlinien an eine Ersatzhaltestelle verlegt, die wiederum fußläufig ideal von der normalen Tramhaltestelle erreichbar ist – ich weiß, das liest sich kompliziert, aber hier war ein Planer oder eine Planerin der Braunschweiger Verkehrs-AG am Werk, optimiert hat es dann der Vorstand. Das bedeutet für Fahrgäste, die mit der M3 kommen und mit einer anderen Linie weiterwollen, lange Fußwege, wie gewohnt, nur in die andere Richtung. Und wofür das alles? Nur weil man keinen Ersatzbus im 10-Minuten-Takt fahren lassen kann (vielleicht hat man nicht genug) oder will, der dann auf die Trams warten müsste und evtl. ab und an eine M29 verzögern könnte?
Oder hat die Braunschweiger Verkehrs-AG ein besonders Faible für das Mobben ihrer Fahrgäste entwickelt?
Nächstes Jahr will – unnötigerweise, die Gleise dort sind keineswegs abgängig und halten durchaus noch einige Jahre – das Unternehmen den Hagenmarkt „umbauen". Das heißt dann Totalstilllegung der Tram im Norden und Osten für rund 1 Jahr, bei der Qualität, mit der die Verkehrs-AG plant und baut, kann es auch länger dauern ...
Der Vorstand, Herr Hohmann, möchte am Hagenmarkt nicht auf Vorrat für die RegioStadtBahn und 2,65 Meter breite Fahrzeuge bauen, es koste – behauptet er – fast dreimal so viel. Da er damit gegen einen Ratsbeschluss verstößt, hat er nun gekündigt. Immerhin etwas positives aus dem Unternehmen.
Aber was kommt dann? In Braunschweig muss der ÖPNV vor allem billig, billig, billig sein. Dass „billig" in der Regel viel teurer kommt, begreift man hier nicht. Es trifft ja nur die Bürger ...