Antikriegstag im Zeichen der Flüchtlinge
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- Veröffentlicht: Donnerstag, 03. September 2015 15:21
- Geschrieben von Helmut Käss
"Tote" auf dem Pflaster. Sie sollen Aufmerksamkeit erregen, zumal zuvor die Warnsirenen geheult haben, die vor einem Fliegeralarm auf die Innenstadt warnen sollten.
Der Antikriegstag war Anlass zwei Reden gegen den Krieg, die Kriegsvorbereitungen zu halten und auf das Thema Flüchtlinge einzugehen, denn schließlich entstehen Flüchtlingsströme und das ganze Elend von Menschen hauptsächlich durch Kriege.
Die erste Rede hielt Brigitte Constein-Gülde
Liebe Freunde
liebe Mitwirkende, liebe Interessierte und Gäste.
Der Grund unserer heutigen Veranstaltung ist der Antikriegstag. Er ist die Antwort auf zwei schreckliche Weltkriege, verbunden mit der Forderung: „Nie wieder Krieg"
70 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, 70 Jahre nach dem Abwurf der Atombomben auf Hiroshima und Nagasaki in den ersten Augusttagen, die viele Millionen Menschen das Leben gekostet haben.
Die Auswirkungen des Krieges, die bis in unsere heutige Zeit hineinreichen und die noch viele Generationen brauchen werden, um zu heilen. Die Atombomben, die noch heute Opfer fordern, ein Ende ist nicht absehbar.
Diesen Tag wollen wir nutzen, um uns daran zu erinnern.
Er simuliert den Tod nach einem Angriff auf unsere Stadt.
Doch Erinnern reicht nicht. Wir müssen versuchen weitere Kriege zu verhindern. Ein erneuter Krieg würde voraussichtlich unser aller Tod bedeuten. Keiner von uns würde einen Atomkrieg überleben. (Siehe auch Manifest Einstein /Russel von Dr. Helmut Käß, hier am Tisch erhältlich)
Überall in der Welt wird Krieg geführt, Ukraine, Syrien, Afghanistan, Irak (Isis), Sudan, Nigeria und nicht zuletzt, der Dauerkonflikt, Israel und Palästina, nur um die bekannteren zu nennen.
Das sind Kriege, die geführt wurden um wirtschaftliche Interessen einiger weniger zu sichern.
Wir wurden belogen: Von Schurkenstaaten war die Rede, der Terrorismus müsse bekämpft werden, usw.
Amerika und Russland rasseln mit den Waffen durch große Manöver und wir , --- Deutschland, unterstützen das durch Ausfuhrverbote, sind dabei unsere eigene Wirtschaft zu schädigen.
Die meisten Kriege waren und sind völkerrechtswidrig, meist geführt von den USA gemeinsam mit ihren Bündnispartnern. Durch diese Kriege sollte Frieden geschaffen werden!
Das Gegenteil haben wir erreicht!!! Der Terrorismus ist mehr geworden, eine riesige Flüchtlingswelle überrollt uns und es ist kein Ende abzusehen.
Wer Wind sät, erntet Sturm. Der Wind sind unsere Waffenlieferungen in alle Welt, der Sturm die Flüchtlinge. Zu diesem Thema wird es noch ausführlichere Informationen geben.
Wir wollen keinen zweiten eisernen Vorhang. Die Nato hat sich aus dem Osten zurückzuziehen
In der Ukraine fordern wir eine friedliche Konfliktlösung. Die Grenzen zu Gaza sind zu öffnen und die Blockade zu beenden
Während des zweiten Weltkriegs und an dessen Ende gab es 16 Millionen Flüchtlinge, Deutsche in Deutschland, sie waren nicht willkommen.
Jetzt gibt es weltweit 60 Millionen Flüchtlinge.
Es ist unsere Pflicht diese hier freundlich aufzunehmen und menschenwürdig unterzubringen,
denn wir haben erheblich dazu beigetragen, dass diese Menschen in Not ihre Heimat verlassen, alles zurückgelassen haben.
Wir schämen uns, dass Flüchtlinge in dieser Not abgewiesen werden, zurückgewiesen auf dem Mittelmeer, durch hohe Zäune an den Grenzen. Wir schämen uns, wenn hier Flüchtlingsheime angezündet oder beschädigt werden.
Wir schämen uns für den Tod, den viele Menschen durch diese Machenschaften erleiden.
Deswegen müssen wir mit unserer aller Macht die bestehenden Konflikte beenden und weitere Kriege verhindern.
Ich wünsche Ihnen und Euch für diesen Nachmittag viele Informationen und mögen Sie nachdenklich werden und dann handeln.
Danach Hinweis auf:
Am Donnerstag 03. September, 19:00 h in der alten Waage spricht Prof. Dr. Hartmut Heuermann über „Krieg, Frieden und das Gewissen"
Es gibt einen Ukrainefilm, „Ukrainian Agony", vom einzigen deutschen Journalisten, der seit Juli 2014 überwiegend in Donbaz war und diesen Film von seinen Erlebnissen gedreht hat.
Er wird am 16. 09. 2015 um 19:00 h im Friedenszentrum Goslarsche Straße 93 gezeigt (vor dem hinteren Zaun links bis Ende)
Die zweite Rede hielt Alexander Schäfer
„Bis zu 800.000 Flüchtlinge werden allein in diesem Jahr nach Deutschland kommen“ [1] schreiben die Zeitungen - viermal so viele wie 2014.
Was machen wir falsch, dass die Probleme schlimmer werden?
Und mit Probleme meine ich nicht die verzweifelten Menschen. Ich meine Krieg. Krieg hier bei uns in Europa, in der Ukraine, an der Grenze der Türkei. Die Menschen sind gezwungen ihre Heimat zu verlassen oder sich für den sicheren Tod zu entscheiden. Menschen, wie Du und ich, die sich in ihrer Heimat ihr Leben aufgebaut haben und manchmal sogar ihre Familie zurücklassen müssen, wenn das Geld nicht für alle reicht. Was wäre, wenn alle Menschen, die keine Lust auf Krieg haben, einfach dem Krieg ausweichen könnten?
Aber wie offen und hilfsbereit sind wir für Menschen in Not?
Und mit hilfsbereit meine ich nicht den 4 Meter hohen Grenzzaun, den Ungarn an der Grenze zu Serbien baut.[6] So etwas ist leider kein Einzelfall, es zeigt die Haltung unserer Nationen. Statt Unterstützung zu leisten, errichtet die EU quasi eine “Mauer“ um Europa. Aber es muss nicht unbedingt darauf gewartet werden, bis die Flüchtlinge an der Grenze ankommen. Ein Fall, der bekannt wurde, betraf 24 Menschen, die auf dem Mittelmeer aufgegriffen und von der EU-Grenzschutzagentur Frontex ohne Anhörung zurückgeschickt wurden. „Man habe nicht geprüft, ob die Afrikaner ein Recht auf Asyl hatten, und sie stattdessen wissentlich der Gefahr von Folter und anderer unmenschlicher Behandlung durch Libyen ausgesetzt.“ [3]
Warum hat ein Menschenleben einen solch geringen Wert?
Und mit Wert meine ich nicht die 5000 Dollar, die die Bundeswehr als Entschädigung für einen getöteten Menschen aus Afghanistan zahlt. [2] Ich könnte diese Summe jetzt mit den Schadensersatzzahlungen für Opfer von Flugzeugabstürzen vergleichen, die in Deutschland bis zu eine Millionen Euro betragen. [5] Diesen Vergleich ziehe ich aber ausdrücklich NICHT. Geld verliert immer mehr die Funktion eines sinnvollen Wertmaßstabes, wenn ich solche absurden Bewertungen lesen muss. Ein Menschenleben ist mir persönlich wichtiger, als Wirtschaftlichkeit.
Ich habe jetzt viel gemeckert. Wir sollten versuchen das Thema positiv zu sehen und stolz darauf sein, so wie auch die Bundesregierung stolz ist, dass Deutschland ein funktionierendes Asylrecht hat und seinen Beitrag leistet. [4] Seid doch auch mal stolz! ;-)
Positiv an die Sache ranzugehen ist gut. Aber bitte offen, lebendig und radikal. Ich muss mein gesamtes Leben kritisch betrachten, weil es in eine Gesellschaft und in ein Land eingebettet ist, das ich ja gerade als unmenschlich und egoistisch entlarvt habe. Da steckt auch ein Teil von mir drin.
Wie unmenschlich und egoistisch bin ich selbst? Spiegelt unsere Politik nicht vielleicht gerade meine Lebenseinstellung wieder? Würde ich meinen Besitz mit bedürftigen Menschen teilen? Zu welchen Bedingungen?
Angenommen ich schaffe Platz bei mir zu Hause, damit ich jemanden Bedürftigen aufnehmen kann. Bin ich in der Lage Bedingungen für ein friedliches und gleichberechtigtes Zusammenleben auszuhandeln? Gewaltfrei? Ohne dass sich der andere als „Bedürftiger“ unterwerfen müsste?
Ich muss gestehen ich habe da menschlich enorme Defizite. Ich hab bisher nur mit dem Prinzip gelebt, dass sich jemand mit Wortgewalt die Führung einer Gruppe nimmt oder sie ihm aus Angst oder Bequemlichkeit freiwillig gegeben wird.
Dann muss ich einfach nur gehorchen und alles andere wird bürokratisch geregelt. Wenn ich mich an die Regeln halte, profitiere ich und kann mich hochdienen. Meine Bedürfnisse mit anderen selber aushandeln muss ich dann so gut wie nie. Es gibt die Polizei, den Lehrer, den Geschäftsführer oder Vorsitzenden, der kann dann ein Machtwort sprechen. Fertig.
„Einmal hin, alles drin.“ So einfach kann es sein, wenn ich mich z.B. dem Markt unterwerfe.
Aus Angst davor den Dialog zu suchen und Verantwortung zu übernehmen, mache ich es mir in einer toten Ordnung von Besitzdenken und Rechtansprüchen bequem. „My Home is my Castle“. Mich interessiert nicht der Flüchtling aus Tim Buktu, den ich gar nicht kenne. Ich will mein Feierabendbier.
Das ist ein großer Fehler - mehr noch - ein Unrecht, wenn ich mich hinter hinter Grenzen, Mauern oder Zäunen verschanze. Ich habe nicht mehr Recht darauf hier zu sein, als ein Lybier, Ukrainer oder Serbe. Wenn ich die Bedürfnisse meiner Mitmenschen ignoriere, übe ich Gewalt aus und provoziere Unfrieden. Das muss mir klar sein.
Wir müssen Bedürfnisse global betrachten und müssen die Menschheit als große Gemeinschaft sehen. Sonst verlieren wir gegen einen global agierenden Kapitalismus.
Ich möchte deshalb heute erneut in Erinnerung rufen, dass Frieden wichtiger ist, als der Anspruch auf Deutschland. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass Frieden wichtiger ist, als der Anspruch auf Besitz. Ich möchte in Erinnerung rufen, dass Frieden wichtiger ist, als ein gutes Image oder wirtschaftlicher Erfolg.
Das beste ist aber. Wir haben die Chance hier und heute mit einer Veränderung anzufangen. Ohne jemanden wählen zu müssen, ohne uns dafür jemandem unterwerfen zu müssen.
Ich stehe in Kontakt mit über ein dutzend Menschen, die sich für gemeinsame Wohnprojekte interessieren. Ich brenne darauf neues und sinnvolles dazuzulernen. Gemeinschaftliches Leben. Bedürfnisse auf Augenhöhe aushandeln. Solidarisch wirtschaften und sich gegenseitig zu einem gesunden und verantwortungsvollem Leben zu verhelfen. Gnädig zu sein mit mir und mit anderen. Frieden schaffen im eigenen Wirkungsbereich.
Herzliche Einladung auch an Dich. Sei mutig, nimm Kontakt auf und gehe auch mal neue Wege!
[1] http://www.zeit.de/wirtschaft/2015-08/fluechtlinge-unterbringung-kosten-laender-bund-verteilung-ueberschuesse-steuerausgleich
[2] http://www.focus.de/politik/deutschland/umstrittene-zahlungen-nach-afghanistan-so-viel-ist-der-bundeswehr-ein-menschenleben-wert_id_4429454.html
[3]http://www.tagesspiegel.de/politik/fluechtlinge-europas-neue-mauern/6285568.html
[4] http://www.jungundnaiv.de/2015/08/21/bundesregierung-fuer-desinteressierte-bpk-folge-vom-21-august-2015/
[5] http://www.tagesspiegel.de/wirtschaft/entschaedigungen-fuer-germanwings-katastrophe-was-ist-ein-menschenleben-wert/11778904.html
[6] http://www.welt.de/politik/ausland/article142669685/Ungarn-errichtet-vier-Meter-hohen-Grenzzaun.html