Jahresrückblick der Kampagne für Saubere Kleidung
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- Veröffentlicht: Dienstag, 17. Dezember 2013 20:35
- Geschrieben von Christiane Schnura (Koordinatorin der Kampagne für Saubere Kleidung)
Wir waren noch entsetzt über die schweren Fabrikbrände in Pakistan und Bangladesch Ende des Jahres 2012, da ereignete sich ein nächster, noch sehr viel schlimmerer „Unfall“ – der Zusammenbruch des Fabrikgebäudes Rana Plaza, ebenfalls in Bangladesch. Die Trümmer des mehrstöckigen Gebäudes begruben am 24. April 2013 ArbeiterInnen aus fünf Textilfabriken unter sich, mindestens 1131 Menschen starben, über 1000 wurden teils sehr schwer verletzt.
Die deutsche Kampagne für Saubere Kleidung arbeitete im engen Schulterschluss mit den internationalen PartnerInnen der Clean Clothes Campaign (CCC) auf Hochtouren, um die verantwortlichen Firmen in Europa ausfindig zu machen. Noch immer stehen die Entschädigungszahlungen aus – gefordert sind auch viele deutsche bzw. in Deutschland aktive Firmen.
Die mit der Tragödie von Rana Plaza einhergehende öffentliche Aufmerksamkeit und die gute europaweite Vernetzung der Kampagne für Saubere Kleidung zwang viele europäische Firmen im Mai 2013, endlich das seit langem geforderte verbindliche und transparente Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit für Bangladeschs Textilfabriken zu unterzeichnen. Heute sind über 100, meist europäische Unternehmen dem Abkommen beigetreten.
Der Abschluss dieses Abkommens bedeutet zwar nicht ein Ende der zahlreichen Arbeitsrechtsverletzungen in Bangladesch. Aber es heißt, dass die schlimmen Brände und Zusammenbrüche in vielen der für den Export produzierenden Fabriken Bangladeschs weit weniger wahrscheinlich werden. Durch eine vorgeschriebene Beteiligung der Beschäftigten an den Sicherheitsmaßnahmen verbessert es zudem die Möglichkeit für Gewerkschaften, die Beschäftigten in den Fabriken zu organisieren. Die Kampagne für Saubere Kleidung trug im Verbund mit den europäischen Partnerorganisationen wesentlich dazu bei, dass das Abkommen von so vielen Firmen unterschrieben wurde. Besonders wichtig für die Durchsetzung des Abkommens war eine intensive Pressearbeit. Die extrem hohe Medienaufmerksamkeit machte es vielen Unternehmen schließlich unmöglich, die Unterzeichnung abzulehnen. Ohne dass über 1000 ArbeiterInnen in den Trümmern des Fabrikgebäudes starben und über 1000 teilweise schwerst verletzt wurden, wären
nicht so viele Unternehmen dem Abkommen beigetreten – diese bittere Wahrheit darf auch im Anbetracht unseres Erfolges nicht vergessen werden. Die Situation der Opfer illustriert dieses kurze Video. Auch im nächsten Jahr werden wir – mit Ihrer Unterstützung -- darum kämpfen, dass den Opfern von Rana Plaza endlich eine gerechte und transparente Entschädigung zukommt!
Das Abkommen zum Gebäude- und Brandschutz war sicherlich der wichtigste politische Erfolg des vergangenen Jahres. Es gab aber auch noch andere positive Ereignisse, die auf den von der Kampagne für Saubere Kleidung und ihren Partnerorganisationen aufgebauten öffentlichen Druck zurückgehen:
So bekamen die ArbeiterInnen der Fabrik PT Kizone in Indonesien endlich von Adidas ausstehende Abfindungszahlungen ausgezahlt, der öffentliche Druck auf KiK war so groß, dass im Fall der abgebrannten Fabrik Ali Enterprises das Unternehmen erste Entschädigungen gezahlt hat (weitere stehen jedoch noch aus) und auch im Fall des Fabrikzusammenbruchs von Rana Plaza gibt es erste Anzeichen, dass zumindest erste Entschädigungen gezahlt werden – bisher jedoch ohne Beteiligung der deutschen Firmen. Wir reagieren jedoch nicht nur auf bereits erfolgte Arbeits- und Menschenrechtsverletzungen entlang der textilen Wertschöpfungskette. Die Kampagne versucht auch – wie bei dem Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit – strukturelle Verbesserungen zu erreichen. Deswegen fordern wir beispielsweise einen Lohn, der zu einem Leben in Würde ausreicht, einen so genannten Living Wage. Erst im Herbst startete die internationale CCC eine Kampagne für einen solchen Living Wage.
Wir hoffen, dass wir im kommenden Jahr noch schlagkräftiger werden können. Dafür brauchen wir Ihre Unterstützung. Wir arbeiten mit vereinten Kräften daran, dass das nächste Jahr nicht wie das Jahr 2012 und 2013 von weiteren schrecklichen Fabrikunfällen gezeichnet sein wird und die Opfer der Fabrikunfälle endlich umfassend entschädigt werden. Essentiell ist dabei weiterhin der Druck der Öffentlichkeit, denn ohne wirksame Kontrolle werden sich die hiesigen Unternehmen und die Politik nicht bewegen. Damit wir unabhängig bleiben, sind wir dringend auf Spenden angewiesen – nähere Infos dazu im nebenstehenden Kasten. Sie können uns auch anderweitig unterstützen: bei unseren Protesten auf der Straße, via Facebook und E-Mail. Auch unsere örtlichen Gruppen freuen sich über tatkräftige Unterstützung.
Wir wünschen Ihnen eine ruhige Weihnachtszeit und einen guten Start ins Jahr 2014!
Eine kleine Auswahl aus der Pressearbeit:
Abkommen zu Brandschutz und Gebäudesicherheit
Süddeutsche Zeitung: http://www.onleihe.de/static/content/sz/20130517/SZ20130517/vSZ20130517.pdf
Panorama/ ARD: http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/2013/kik201.html
Tagesschau: http://www.tagesschau.de/ausland/kik-fabrik-bangladesch100.html
ARD Presseclub (Minute 21):
http://mediathek.daserste.de/sendungen_a-z/311790_presseclub/14457224_billigkleidung-oder-verantwortung-tragen-was-uns?buchstabe=P
ARD/ Günter Jauch: http://daserste.ndr.de/guentherjauch/rueckblick/bangladesch133.html
Rana Plaza/ Entschädigungen
Spiegel Online: http://www.spiegel.de/wirtschaft/unternehmen/kik-shirts-in-truemmern-von-textilfabriken-gefunden-a-897680.html
Süddeutsche Zeitung: http://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/unglueck-in-bangladesch-kik-textilien-in-eingestuerztem-fabrikgebaeude-1.1664009
Handelsblatt:
http://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-dienstleister/textilfabriken-in-bangladesch-brandschutzabkommen-tritt-in-kraft/8462940.html
ZDF Mona Lisa: http://youtu.be/mnTp9HyBtCY
greenpeace magazin: http://www.greenpeace-magazin.de/aktuell/2013/11/26/es-geht-nicht-um-charity/
Kampagne allgemein/weitere Themen
ZDF: http://www.zdf.de/Volle-Kanne/Ausbeutung-f%C3%BCr-billige-Mode-25467732.html
Deutschlandfunk: http://www.deutschlandfunk.de/tod-in-der-textilfabrik.1784.de.html?dram:article_id=246245 und
http://www.deutschlandfunk.de/was-die-textilindustrie-jetzt-tun-muss.697.de.html?dram:article_id=246603
Ali Enterprises
Die Welt: http://www.welt.de/politik/ausland/article115417748/Verkohlte-Jeans-sind-stille-Zeugen-der-Katastrophe.html
Greenpeace-Magazin:
http://www.greenpeace-magazin.de/tagesthemen/einzelansicht/artikel/2013/09/10/opfer-warten-noch-immer-auf-langzeitentschaedigung-durch-discounter-kik-und-gutachterfirmen/
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