Helikopter Streichquartett - einige szenische Eindrücke
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- Veröffentlicht: Montag, 18. Juni 2007 02:00
- Geschrieben von Karl Fr. Eckhardt
Musikdirektor Weller verschmolz die Sphären von musikalischem Klang und technischem Geräusch vorab in einem einleitenden Vortrag zum Atmosphärischen
und trug vor, was für ihn die Quintessenz des Streichquartettes in der tonalen Auseinandersetzung der Musikinstrumente mit den Hubschrauberrotoren ausmacht. Er griff zu einem szenischen, bildlichen Beispiel. Auf dem Hasenfries des Kaiserdoms von Königslutter fesseln zwei Hasen ihren Jäger: die Technik, mit der wir, die Jäger, die Welt beherrschen wollen, überwältigt uns und macht uns selbst zu Gejagten der Technik.
Stockhausen scheint seinem eigenen Werk eine gegenteilige, heilsgeschichtliche Intention zuzuschreiben. Im Rahmen christlicher Theologie (der Soteriologie) ist der Tod Jesu am Kreuze Voraussetzung für die Wiederaufstehung, ein Schritt auf dem Weg ins Gottesreich. In solcher Tradition ist der Tod des Jägers nicht das Problem sondern die Lösung: sein Tod setzt mit dem Sieg der Hasen die Fruchtbarkeit frei, für die sie symbolisch stehen - freilich ein heidnisches Symbol, das hier neben dem Osterfest einen vereinzelten Eingang gefunden hat in die christliche Orthodoxie. - So war für die Franziskaner die Apokalypse, der allumfassende Tod im Weltuntergang, auf den sie missionierend hinarbeiteten, Voraussetzung für die Errichtung des Gottesreiches, des göttlichen Jerusalems. In solcher theologisch-theogonischen Tradition scheint sich Stockhausen zu sehen, ähnliche Ziele scheint er mit seiner totalen Kunst zu verfolgen.
Einige Bilder, denen hier vielleicht demnächst noch einige Ausführungen folgen werden:
Die Technik,
derer sich der Komponist bedient.
Das Zusammenspiel der Technik,
das der Komponist für das perspektivisch geneigte Auge des Zuschauers zu bändigen sucht.
Das Ereignis: das Zusammenspiel von Klang und Geräusch, Zukunft und Vergangenheit, Diesseits und Jenseits, Leben und Tod, Jesu Blut und Bier, Oblaten und Bratwurst (mit Senf oder Ketchup) im göttlichen Regietheater.
Ex occidente lux? - hmhmh - hier hat der göttliche Regisseur wohl die Bibel nicht richtig gelesen, oder der göttliche Architekt hat den Hangar nicht korrekt für den himmlischen Auftrag ausgerichtet?
Dennoch zieht es die freigeistigen Zuschauer in Bann.