Die Zukunft des Qualitätsjournalismus
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- Veröffentlicht: Montag, 24. Juni 2013 00:26
- Geschrieben von Redaktion
Heribert Prantl, 20. Juni 2013, 17:49 in derStandard.at
"Es gibt guten und schlechten Journalismus, in allen Medien. So einfach ist das": Auszüge aus Heribert Prantls Rede beim Zeitungsverband am Donnerstag.
"Die wirklich große Gefahr für den Journalismus geht von den Journalisten selbst aus, von den Medien und von den Verlegern - und nicht etwa vom Internet: Daran erinnerte Heribert Prantl, Edelfeder der "Süddeutschen Zeitung", am Donnerstag Österreichs Zeitungschefs. Die Rede im Wortlaut
Die Zukunft des Qualitätsjournalismus ist eine Frage, die nicht nur Kongresse und Medientage beschäftigt, sondern auch Moritz Müller. Moritz Müller ist kein Medienwissenschaftler, er ist kein Verleger und kein Chefredakteur, sondern ein ganz normaler Leser. Ich kannte ihn bis gestern auch nicht. Aber gestern bekam ich von Moritz Müller eine Mail. Diese Mail bezog sich auf die Berichterstattung und Kommentierung der "Süddeutschen Zeitung" im Fall Mollath."
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Bäckereien der Demokratie
Zeitungshäuser, Verlagshäuser sind die Bäckereien der Demokratie. Solche Bäckereien der Demokratie sind keine normalen Gewerbebetriebe. Zeitungen werden zwar noch immer gedruckt, auch wenn es immer mehr Zeitungen auch digital gibt; aber eine Zeitung ist - zum Bedauern eines herzhaften Verlegers vielleicht - etwas anderes als eine Gelddruckmaschine. Die überregionalen Zeitungen und die Lokalzeitungen unterscheiden sich nur der Größe nach, sozusagen nach der Menge der Brote und Brötchen, die dort gebacken, und der Zahl der Verkaufsstellen, in denen diese verkauft werden - all diese Zeitungen unterscheiden sich aber nicht in den Rezepten, nicht in den Prinzipien, nicht in der Wichtigkeit für eine größere oder kleinere Zahl von Menschen. Pressefreiheit ist das tägliche Brot der Demokratie. Und wenn Journalisten dieses Brot missachten und stattdessen Kaviar essen wollen, dann haben sie ihren Beruf verfehlt.
Damals, vor 180 Jahren, war es die Zensur, die die Pressefreiheit würgte. Heute drohen der Pressefreiheit ganz andere Gefahren. Ich meine nicht so sehr die Gefahren durch medienfeindliche Sicherheitsgesetze. Die gibt es: Journalistentelefone werden überwacht, die Telefonnummern gespeichert, die Journalisten-Computer können durchsucht werden - gerade so, als gäbe es keinen Schutz der Vertraulichkeit, als gäbe es kein Redaktionsgeheimnis. Die Pressefreiheit muss, so ist es seit längerer Zeit zu beobachten, beiseitespringen, wenn der Staat mit Blaulicht, also mit Sicherheitsinteressen daherkommt. Viele Gesetzgeber in Europa haben es sich angewöhnt, Pressefreiheit geringzuschätzen. Ich frage mich freilich, ob es sich nicht auch der Journalismus angewöhnt hat, sich selber geringzuschätzen. Geht nicht womöglich von der Presse selbst mehr Gefahr für die Pressefreiheit aus als vom Gesetzgeber? Ich glaube: Ja!