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Eröffnet: frauenORT Minna Faßhauer

v. links: Marion Övermöhle-Mühlbach, Michael Kleber (DGB), Lisa Simon, Heide Janicki, Marion Lenz Foto: Peter Frank, d-welt.de

Es ist ein großer Tag. Darin waren sich alle Rednerinnen an der abendlichen Veranstaltung im Gewerkschaftshaus einig. Eine Frau wurde geehrt, die noch in jüngerer Vergangenheit Anlass zu kontroversen 'Diskussionen bot. In Braunschweig sollte sie nicht geehrt werden, so noch vor einigen Jahren der Rat. Ihre Büste des Künstlers Tobias Vergin steht noch heute im Foyer des Gewerkschaftshauses.

Doch nun ist einiges anders. Minna Faßhauer, die Revolutionärin, erste Ministerin in Deutschland, Volkskommissarin für Volksbildung und Widerstandskämpferin, wurde vom Landesfrauenrat Niedersachsen geehrt, indem in Braunschweig ein frauenORT mit ihr eröffnet wird.

Lisa Simon begrüßt die Gäste Foto: Peter Frank, d-welt.de

Die Begrüßung der etwa 80 Gäste durch die Vorsitzende des DGB-Kreisfrauenausschusses, Lisa Simon, war sachkundig und zurückhaltend-charmant. Sie gab das Mikrofon an die Ministerin Carola Reimann (SPD) weiter. Die erklärte die Schwierigkeiten in der aktuellen Frauenpolitik, für die sie im niedersächsischen Kabinett auch zuständig ist. Ein weitere Grußwort kam von Marion Övermöhle-Mühlbach, vom Landesfrauenrat Niedersachsen. Die Gleichstellungsbeauftragte der Stadt Braunschweig, Marion Lenz, sprach anschließend über die Probleme der kommunalen Frauenpolitik.

v. links: Ministerin Carola Reimann, Lisa Simon und Heide Janicki, die Laudatorin Foto: Peter Frank, d-welt.de

Dann kam Heide Janicki. Sie hatte sich über einige Jahre ausführlich mit Minna Faßhauer beschäftigt. Zu recht hielt sie daher die Laudatio und niemand wurde enttäuscht. In einem Punkt widersprach sie der Ministerin Frau Reimann und Frau Övermöhle-Mühlbach. Beide hatte in einem eher verschluckten Halbsatz erwähnt, dass Frau Faßhauer keine Demokratin gewesen sei. Diesem seit lange schwelenden  Gerücht konnte Frau Janicki nun endlich in aller Öffentlichkeit widersprechen. Ohnehin räumte Heide Janicki mit ihrer großen Laudatio mit klaren Worten mit manch einem Vorurteil auf, das insbesondere bei Kommunisten zur Diffamierung gerne hervorgeholt wird.

Nachklang: Dass die Ehrung von Minna Faßhauer so lange auf sich warten ließ, würde Helmut Kramer mit der Missachtung des Widerstands der sog. "kleinen Leute" begründen. Kramer: "Welches Menschenbild und Staatsverständnis verbirgt sich hinter der Geringschätzung der Resistenz der "kleinen Leute", auch der kleineren Verweigerungsformen im Alltag des Nationalsozialismus? Es ist das tradierte bürgerliche Gesellschaftsmodell, in dem für die unteren Schichten kein Platz für politische Mitwirkung und Mitgestaltung ist. Indem man aber die Herrschaft in der Gesellschaft und sogar das Recht zur Opposition selbst gegen ein Unrechtsregime allein den Eliten zugesteht, spricht man dem widerständigen Bürger die Eignung ab, uns ein Vorbild zu sein." Alles dazu lesen Sie hier.

Minna Faßhauer in der TAZ

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