"Gewaltfreie Aktion“

Dr. Wolfgang Hertle  referierte beim Friedenszentrum über gewaltfreien Widerstand

Das Prinzip des gewaltfreien Widerstands geht auf Mahatma Gandhi zurück, der es im Kampf gegen die britische Kolonialmacht konzipierte. In den angelsächsischen Ländern entwickelte sich daher früher als in Deutschland eine solche Tradition. Wolfgang Hertle, Gründer der 1979 gegründeten Bildungs- und Begegnungsstätte Wustrow, referierte in der Reihe  des Friedenszentrums „Wege zu einer Kultur des Friedens“ am 15. Januar 2015 in der Alten Waage über dieses Thema. Er hat es zu seinem Lebensthema gemacht, indem er die  Zeugnisse westdeutscher gewaltfreier Aktionen seit dem Ende des Zweiten Weltkriegs sammelt und so vor dem Vergessen bewahrt.

Am Anfang stand der Widerstand gegen Krieg und Militarismus. Wehrdienstverweigerung und Kampf gegen den drohenden Krieg waren die wichtigsten Themen in der jungen Bundesrepublik. In den 60er Jahren entwickelten sich die Ostermärsche, für die Braunschweig bald ein Zentrum wurde. Hier ist der Name des unvergessenen Heinz Friedrich zu nennen. ( In diesem Zusammenhang ergab sich, dass die Geschichte der Ostermärsche noch immer nicht wissenschaftlich aufgearbeitet ist. Speziell für Braunschweig wäre beim Friedenszentrum reichlich Material vorhanden, falls ein angehender Historiker (m/w) ein Thema für eine Abschlussarbeit sucht.)

Von der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung unter Martin Luther King kam ein neuer Anstoß, der vor allem die 68er-Bewegung befeuerte. Ihre Erben waren die Bürgerinitiativen der siebziger Jahre, die vor allem in der Anti-AKW-Bewegung Erfolge erzielten. Allerdings ließ sich das Modell „Wyhl“, wo die heimischen Weinbauern für ihre Landschaft stritten, nicht nach Brockdorf exportieren, wo der Protest hauptsächlich von angereisten Aktivisten getragen wurde. Die „Freie Republik Wendland“ beruhte auf dem Prinzip der Gewaltfreiheit.

In der jüngsten Gegenwart wird der Gedanke des gewaltfreien Widerstands vor allem von Bewegungen wie Blockupy  getragen. Er erweist sich damit als ein Prinzip, das immer wieder in historischen Konfliktsituationen auftaucht und seine Gültigkeit beweist.