MLPD, eine Partei zum Übersehen?
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- Veröffentlicht: Dienstag, 10. Juni 2014 00:50
- Geschrieben von Jürgen Kumlehn - Erinnerer
Der "Direktkandidat für Braunschweig" der MLPD, Paul Deutsch, hat nach meinem kritischen Kommentar (im Braunschweig-Spiegel am 17. Mai 2014) erklärt, ich sei über die Partei nicht genügend informiert. Dem möchte ich nicht widersprechen.
Meinen Kommentar hatte ich aus der Empörung über ein Plakat der MLPD in Wolfenbüttel zum Europawahlkampf verfasst, an dem ich täglich auf meinem Weg in die Stadt vorbeifahren musste. Darauf zu sehen waren Lenin und Marx mit dem Spruch Kapitalismuskritik - Das Original.
Nebenbei gesagt, den Wort-Philosophen Marx und den Gewalt-Politiker Lenin nebeneinander auf einem Plakat halte ich schon allein nicht nur für unhistorisch. Ich glaube nicht, dass Marx den "Roten Terror" Lenins gebilligt hätte.
Ich habe nun versucht, mich sachlich über die MLPD zu informieren, leider erfolglos. Auf der Website der Partei erfährt man wortreich sehr wenig. Meine Nachfragen bei Paul Deutsch blieben ergebnislos. Bei Wikipedia fand ich diese Auskunft: Die MLPD tritt für eine revolutionäre Vergesellschaftung der Produktionsmittel ein, wobei sie sich in Theorie und Praxis auf
http://de.wikipedia.org/wiki/Karl_Marx> Karl Marx,
http://de.wikipedia.org/wiki/Friedrich_Engels> Friedrich Engels,
http://de.wikipedia.org/wiki/Wladimir_Lenin> Wladimir Lenin,
http://de.wikipedia.org/wiki/Josef_Stalin> Josef Stalin und
http://de.wikipedia.org/wiki/Mao_Zedong> Mao Zedong bezieht. Sie verteidigt im Gegensatz zu nahezu allen anderen kommunistisch orientierten Gruppen in Deutschland auch das politische Wirken von Stalin und Mao Zedong.
Erklärtes Ziel der Partei ist die Errichtung der http://de.wikipedia.org/wiki/Diktatur_des_Proletariats> Diktatur des Proletariats als Übergangsstadium zur klassenlosen http://de.wikipedia.org/wiki/Kommunismus> kommunistischen Gesellschaft.
Ich bat Paul Deutsch, mir mitzuteilen, ob dieser Text zutrifft. Seine ausweichende Antwort: Autentische Infos über die MLPD finden Sie auf www.mlpd.de. Ich suchte und fand dann unter anderem diese Aussage, die die Auswirkungen der von Chruschtschow auf dem XX. Parteitag der KPdSU im Februar 1956 gehaltenen Wahrheitsrede über den mordgierigen Diktator Stalin beschreibt und gleichzeitig den Standort der MLPD darstellt: Was den imperialistischen Interventionstruppen nach der Oktoberrevolution von 1917
nicht gelang, was dem Hitlerfaschismus trotz seines Überfalls auf die Sowjetunion 1941 nicht glückte und was die USA auch mit
Atombombendrohungen nach dem Weltkrieg nicht zuwege brachten, das geschah 1956 von innen heraus: Die Arbeitermacht im ersten sozialistischen Land der Welt wurde beseitigt, die Wiederherstellung des Kapitalismus begann! Für mich eine recht verbohrte Parteigrundlage ... Zum chinesischen Diktator Mao Tsetung, der auch für einen millionenfachen Mord an chinesischen Bürgerinnen und Bürgern verantwortlich gemacht wird kann man dieses lesen: Happy Birthday, Mao Zedong! Am 26. Dezember ist der 120. Geburtstag Mao Zedongs. Mao Zedong führte die neudemokratische Revolution in China über mehrere Etappen zum Erfolg und leitete den Übergang zum sozialistischen Aufbau. Er kritisierte die Restauration des Kapitalismus in der Sowjetunion und entwickelte die Idee der Großen Proletarischen Kulturrevolution. Die damit erreichte überwältigende Mobilisierung der Massen, vor allem der Jugend, verhinderte zunächst die revisionistische Entartung in China. Eine wesentliche Grundlage dafür war die Weiterentwicklung und Popularisierung der dialektischen Methode, der Mao Zedong Zeit seines Lebens große Bedeutung beimaß. Das kleine "Rote Buch" half Millionen Menschen in der Welt, die Erfahrungen der chinesischen Revolution zu verarbeiten. Mao Zedong wird vom reaktionären und modernen Antikommunismus deshalb auch als "Tyrann" diffamiert.
Wie schon vorher zur Bundestagswahl nahm diese frevlerische Diktatoren glorifizierende Partei auch an der Europawahl teil, die die
menschenverachtenden Massenmordideologien mehrerer Diktatoren vertritt. Weitere konkrete Fragen antwortete Paul Deutsch erst gar nicht, und mit seitenlanger theoretisierender Propaganda auf der Website wie dem folgenden Beispiel wollte ich meine Zeit nicht verplempern: Die Eroberung der politischen Macht ist das strategische Ziel des Klassenkampfs der Arbeiterklasse. Die MLPD hat die Aufgabe, die entscheidende Mehrheit der Arbeiterklasse für den Sozialismus zu gewinnen und ihre Kämpfe zu einem umfassenden, gegen das Monopolkapital und seinen Staat als politisches Herrschaftsinstrument gerichteten Kampf höherzuentwickeln. Dazu macht die Partei eine systematische und beharrliche Kleinarbeit mit dem Ziel, die Arbeiterklasse über die Aktionseinheit in kleinen Fragen zur Einheitsfront in allen wesentlichen Fragen zusammenzuschließen.
Wie kann man dieser "Partei", die auf ihrer Website versucht, di stalinschen Verbrechen zu widerlegen, in unserer demokratischen und humanistischen Demokratie einen unbehinderten öffentlichen Auftritt ermöglichen? Wie können wir, die sich in der Erinnerungskultur zum"Dritten Reich" engagieren, Mitglieder dieser Partei in unserer Mitte einfach übersehen? Die MLPD führt einen Kampf zur Erringung der Staatsmacht, um den Sozialismu aufzubauen. Die marxistisch-leninistische Umweltarbeit sei die zweitwichtigste Kampflinie der Partei. Die MLPD wirke radikal links und revolutionär und wolle einen echten Sozialismus. Wie der aussehen soll, konnte ich auf der MLPD-Website nichDie MLPD ist über die 2010 gegründete ICOR (Internationale Koordinierung Revolutionärer Parteien und Organisationen) weltweit vernetzt mit 45 revolutionären Parteien und Organisationen aus vier Kontinenten. Kommunistische Parteien in den kommunistisch regierten Ländern Nordkorea, China, Vietnam und Kuba gehören nicht zur ICOR. Die MLPD ist Gründungsmitglied. Der MLPD-Vorsitzende Stefan Engel ist nebenbei auch der "Hauptkoordinator der ICOR": Die Gründungserklärung beinhaltet eine revolutionäre, antiimperialistische, antirevisionistische und antitrotzkistische Plattform, die eine Basis bildet um in einem Wechselprozess von theoretischer Diskussion und praktischer Arbeit zu einer Einheit in allen wesentlichen Fragen zu kommen. Weiter mit "Adler der Revolution"