1914 ? Deutscher Militarismus - Deutsche Interessen am Krieg
- Freitag, 11. April 2014 11:16
- Helmut Käss
Dr. Detlef Bald am 3.4.14 auf dem Campus Nord der TU Braunschweig
Deutschland und Österreich seien viel kriegswilliger gewesen als ihre Gegner, weil sie sich Geländegewinne versprachen. Dies sei durch die Aktenstudien von Fritz Fischer 1961 herausgekommen. Die anderen rasselten auch mit dem Säbel, seien aber nicht wirklich kriegswillig gewesen.
Es gab grandiose Machtphantasien. Die Meinung von Clark, dem Australier aus England, und Herfried Münckler, dass der Krieg1914 unbedarft – unglücklich - schlafwandlerisch „ausgebrochen" sei, sei so nicht richtig. Münkler verfälsche die Fakten.
Seit Fritz Fischers bahnbrechender Untersuchung sei bekannt, dass Deutschland nach 1900 die beste Gelegenheit zu einem Krieg suchte, und der Plan dafür lag seit General Schlieffen vor. Es gab Kriegswillen in Berlin und Wien zu einem Doppelschlag gegen Westen und später gegen Osten.
Die konservative Gesinnung in Politik und Militär, Adel und Bürgertum war ein Kontra-punkt zu 1789 mit den Idealen Pflicht, Ordnung, Einigkeit, Dienen und Disziplin, Betonung des Staates, Antithese zur „zügellosen Freiheit".
"Dienen, sich unterordnen erniedrigt nicht, macht wahrhaft frei."
Ziele waren die "Aussiedlung der slawischen Flut", Antisemitismus, es müsse endlich Schluss sein mit Politik des Friedens und des Verzichts. Es gebe eine Pflicht zum Krieg, es gehe um Kampf gegen alte Erbfeinde und Minderheiten. Heinrich Claß, von 1908 bis 1939 Vorsitzender des Alldeutschen Verbandes, des lautstärksten nationalistischen Vereins im Deutschen Reich, forderte die Abschaffung des allgemeines Wahlrechts. Frauen, Polen und Juden müsse dies aberkannt werden, Deutschland den Deutschen.
Die Melodie war Macht und Überlegenheit. In den Kirchen wurde überwiegend gepredigt, "Gott ist für uns", "Gott allein verbürgt uns den Sieg." Die Kriegsziele zeigten uferlose Weltmachtphantasien, zum Beispiel in der Vorlage der Bauernverbände. Es wurde gefordert, Belgien unter deutsche Kontrolle zu stellen, halb Frankreich zu annektieren, den Süden der Ukraine zu erobern und im Sinne der Rassenpolitik einzudeutschen. Bertha von Suttner sah die Kriegsgefahr, sie sah das Rüsten überall, kämpfte dagegen. In der Marneschlacht vor Paris wurde der Vormarsch gestoppt, alle Planung war hinfällig.
Die Annahme, England werde neutral bleiben, war hahnebüchen. Es kam zum Stellungs-krieg, zum zermürbenden Menschenschlachthaus. Millionen Soldaten starben in Schlamm und Dreck, Aug in Auge mit dem Gegner. Es kam zum letzten Mittel, dem Großangriff mit Giftgas. Jünger verharmloste den Krieg als „Stahlgewitter".
In Antikriegsromanen wie "Im Westen nichts Neues" wurde die Realität geschildert. Ein General forderte, den Gegner "durch die Blutmühle zu drehen". Der Kampf um einzelne Hügel mit Tausenden von Toten.
Daraufhin spitzten sich die Verhältnisse im Inland dramatisch zu. Ludendorff forderte den „totalen Krieg", die Oberste Heeresleitung war de facto eine Militärdiktatur. Der Generalstab war entscheidend für die Kriegsauslösung. Am Ende standen ruinierte Sieger und Besiegte, der Untergang des alten Europa und die USA als globaler Sieger.
In Deutschland gibt es heute wieder die Situation unter Historikern sich zurückzuhalten. Ein Institut suchte Historiker zu Begriffen über den gibt Schweigen und Drückebergerei.
Leider kam das Gespräch und die Diskussion nicht mehr auf den Kosovokrieg und Prof. Ulrich Menzels Forschungsergebnisse. Denn heute ist natürlich das wichtigste Thema, wieso Deutschland nicht wirklich den Frieden mit aller Macht erhalten will und wie wir die Regierung dazu bekommen, dies energisch anzustreben.
Ziviler Friedensdienst muss massiv gefördert werden, klassische Rüstung minimiert (am Besten im Sinne einer "Schildkrötenarmee", stark in der Defensive ohne Angriffswaffen).
0 #1 Chris 2014-04-11 21:05
Aufarbeitung von "1914" schön, gut und wichtig. Aber, wir sind 2014 näher an 1914, als die meisten glauben, möglicherweise auch dank der "einseitigen" Berichterstattu ng der dt. Medien. Merkwürdig, dass auch der BS-Spiegel dieses heiße Eisen nicht anfasst, siehe hier: http://www.youtube.com/watch?v=O3fNWgefjz0 (Interview mit Willy, CDU Wimmer, ehem. Mdb) oder einfach mal nach den Hintergründen der Ukraine-Krise googeln. Oder auch zu den Tagesschau-Arti keln unter meta.tagesschau .de unabhängige Meinungen lesen. Vielleicht greift der BS-Spiegel ja das Thema doch nochmal auf!?
