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Die Menschenkette als politische Aktionsform

Die Kette von Brunsbüttel nach Krümmel steht: Menschenkette im April 2010 für das Abschalten der zwei Pannenreaktoren. Diese Demo war die Wiedergeburt der Antiatombewegung mit der niemand mehr gerechnet hatte.

Menschenketten haben Tradition. Sie sind ein politisches Signal gegen grundlegende gesellschaftliche Fehlentwicklungen. Sie sind Formen der vermeintlichen Ohnmacht gegen "Die Mächtigen", also Politik und das oft damit eng verbundene Kapital. Ohnmacht wird umgesetzt in politische Aktion. Das wirkt befreiend, denn es wird Kante gezeigt. Ihr da oben, so der Tenor, könnt nicht machen was ihr wollt, wir glauben euch nichts mehr, wir sind viele und halten jetzt wie eine Kette zusammen - Mensch für Mensch in Solidarität, denn ihr habt einfach zu viel gelogen, das politische Fass der Fehlentwicklung ist voll. Letztendlich: ändert sofort was oder haut endlich ab!

 

Die Menschenkette, die seit einigen Jahren besonders in der Region Braunschweig immer populärer wird, hat sich zu einer alternativen Protestform gegenüber der bekannten und despektierlich so genannten Latschdemo entwickelt. Die Menschenkette ist spannend. Die Frage: Schaffen wir den Kettenschluss? Da fühlen sich viele aufgerufen mitzumachen, um das Ziel zu erreichen.

Wer denkt hier nicht an die beeindruckende Menschenkette vom Atomkraftwerk in Brunsbüttel zum Atomkraftwerk in Krümmel über 120 Kilometer. Die Menschen in der Menschenkette  aus der Region Braunschweig besetzten 2010 den Deich bei Brokdorf über einige Kilometer.

Lichterkette Februar 2009 bei Apelnstedt. Auch diese Kette gelang, was bei dem starken Wind, Kälte und Regen nicht selbstverständlich war.

Oder die nächtlichen Menschenketten 2009 und 2012 von Braunschweig zur Asse und weiter zum Schacht Konrad zurück nach Braunschweig. Das waren gewaltige und friedliche Demonstrationen, ohne jeglichen flachen kommerziellen Hintergrund.Auf der einen Seite die Sorge der Menschen um die zukunftsentscheidende Fehlentwicklungen in unserem Land, und auf der anderen (kommerziellen) Seite raffinierte, dem guten Zweck verpflichtete Imagewerbung für den Ruf eines Bekleidungskonzerns, der dem Konsumenten ein gutes Gefühl vermittelt, aber außer Sichtweite für seine Produkte weltweit Menschen ausbeutet und demütigt.

Lesen Sie hier: Eine Kette macht Geschichte

Eine besondere Form der Menschenkette ist die Sitzblockade. Wohl erstmalig ist sie während der Nachrüstungsdebatte 1982 erfolgreich angewendet worden. In Mutlangen setzten sich Prominente auf die Straße und ließen die Raketen nicht durch. Alle Blockierer wurden seinerzeit verurteilt. Der bekannte Menschenrechtler und ehemalige Richter am OLG  Dr. Helmut Kramer aus Wolfenbüttel kämpfte sich bis zum Bundesverfassungsgericht durch und siegte. Alle Urteile wurden zurückgenommen. Peter Derleder und Joachim Perels schrieben damals: "Helmut Kramer (führte) einen hoch differenzierten rechtshistorischen, rechtsdogmatischen und rechtspolitischen Verteidigungsdiskurs". Im Braunschweig-Spiegel wird dazu eine Veröffentlichung erscheinen. Siehe auch "Ein Unbeugsamer", zum 80. Geburtstag..

Wie so oft geht es um die Freiheit, um die Freiheit von uns Bürgern, die wir verteidigen müssen vor denen, die sie wie eine Monstranz vor sich hertragen und besonders gerne auf die unfreien Zustände in der damaligen DDR zeigen. Ein Kämpfer für die Freiheit in Form von Menschenketten war auch Dr. Wolfgang Sternstein (74).

Lesen Sie das Interview mit ihm: 30 Jahre Hand in Hand

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