BZ im Universum: Film über Helmut Kramer - „Dem Unrecht auf der Spur."
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- Veröffentlicht: Sonntag, 22. September 2013 12:03
- Geschrieben von Uwe Meier
30. September 2013, 19.00 Uhr,
Filmtheater Universum, Braunschweig, Neue Straße 8,
Die Braunschweiger Zeitung lädt Ihre Leser zu der Aufführung eines neuen Films ein, der die Erfahrungen Helmut Kramers bei der Auseinandersetzung mit der Justizgeschichte, aber auch mit der Gegenwart der Justiz zum Gegenstand hat:
Foto: Dr. Helmut Kramer bei der Verleihung des Fritz-Bauer-Preises am 09.10.2010 in Köln
„Dem Unrecht auf der Spur. Der Richter Helmut Kramer“ mit anschließender Podiumsdiskussion unter Beteiligung u. a. von Georg D. Falk, Michael Plöse, Lena Foljanty und Generalstaatsanwalt Norbert Wolf. Einladung
Leitung: Henning Noske, Braunschweiger Zeitung
Dr. Helmut Kramer bei der Verleihung des Fritz-Bauer-Preises am 09.10.2010 in Köln
Der Filmemacherin Lucie Herrmann ist ein einfühlsames und dichtes Portrait Helmut Kramers gelungen. Gewürdigt werden nicht nur seine Verdienste um die Aufarbeitung der NS-Justiz, sondern auch sein umfassendes demokratisches bürgerschaftliches Engagement. Gleich zu Beginn des Films legt Helmut Kramer offen, was ihn antreibt: „Ich kann kein Unrecht ertragen.“ Mit seiner richterlichen Tätigkeit allein hat er sich deshalb nie zufrieden gegeben. Mit Unrechtsurteilen konfrontiert, erwirkte er in oft mehrjährigen und zermürbenden Verfahren deren Aufhebung und stellte unablässig die Frage nach der Schuld der juristischen Schreibtischtäter und der Fortsetzung derer Karrieren.
Mit Bezug zur Verantwortung auch der heutigen Juristen schlug er mit der Forderung nach einem „Lernen aus der Geschichte“ immer wieder den Bogen von der Vergangenheit zur Gegenwart. Vor Repressionen wegen seiner aufklärerischen Initiativen fürchtete er sich nicht. Die Aufhebung eines ursprünglich gegen die Juden gerichteten NS-Gesetzes durch den Deutschen Bundestag gelang ihm erst dadurch, dass er Anzeige gegen sich selbst erstattete, dann zunächst vom Amtsgericht und Oberlandesgericht Braunschweig wegen Verstoßes gegen das „Rechtsberatungsgesetz“ von 1935 durch uneigennützige Beratung anderer Bürger in Rechtsdingen verurteilt wurde, bis das Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe diese Verurteilungen aufhob und der Deutsche Bundestag unter Beratung durch Helmut Kramer jenes Gesetz beseitigte. Gemeinsam mit Freunden konnte er im Jahre 2009 im Bundestag die Rehabilitierung der sog. Kriegsverräter durchsetzen. Unbeirrt von möglichen Repressionen brachte Helmut Kramer immer wieder als eine Art Whistle-Blower Missstände in den Bürokratien ans Tageslicht. Sein Beispiel zeigt, wie der Bürger von der im Grundgesetz gewährleisteten Meinungsfreiheit Gebrauch machen und im Interesse des Gemeinwohls Handlungsspielräume nutzen kann.
Im Anschluss an die Filmaufführung findet eine Podiumsdiskussion statt. Teilnehmen werden daran neben Helmut Kramer der Vorsitzende Richter am Oberlandesgericht Frankfurt und Mitglied des hessischen Staatsgerichtshofs Dr. Georg D. Falk, der Verfassungsrechtler Michael Plöse, Humboldt-Universität; er ist dort sowie an der Hochschule für Wirtschaft und Recht als Lehrbeauftragter tätig, die Juristin und Rechtshistorikerin Dr. Lena Foljanty, Wissenschaftliche Mitarbeiterin am Max-Planck-Institut zur Europäischen Rechtsgeschichte, Frankfurt und der Braunschweiger Generalstaatsanwalt Norbert Wolf. Die Moderation übernimmt der Redakteur Henning Noske.
Entstanden ist der Film im Auftrag des Historischen Museums Frankfurt. Das dort seit einigen Jahren entstandene und bis 2050 weitergeführte Projekt
Bibliothek der Alten versammelt die Erinnerungen und Erfahrungen verdienter Frankfurter Bürger mit historisch interessanten Lebensläufen. Dort gewissermaßen „eingemeindet“ hat man Helmut Kramer nicht zuletzt wegen seiner verschiedenen lebensgeschichtlichen Bezüge zu Frankfurt und dessen Justiz. Zum einen weil das demokratische Engagement der Fraktionen der Frankfurter Nationalversammlung (Paulskirchenparlament) von 1848/49 Gegenstand seiner Doktorarbeit ist. Zum anderen weil er im Gefolge seines großen Vorbilds Fritz Bauer rückhaltlos die Verstrickung der NS-Juristenprominenz in die „Euthanasie“-Morde ans Tageslicht gebracht hat. Aufgedeckt hat er auch mit großem bundesweiten Aufsehen das nach dem Tod Fritz Bauers von dessen Nachfolger veruntreute Strafverfahren gegen jene Juristen, zugleich sich aber den Unwillen der rückwärtsbezogenen Kollegen der juristischen Schreibtischtäter zugezogen.