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Mütter-Protest für ihre verschwundenen Kinder

 Auf dem Kohlmarkt wurde am Samstag wegen der verschwundenen Kinder protestiert Foto: Fethi Kazli

Vor 23 Jahren, genau genommen, am 27. Mai 1995 begannen Mütter in Istanbul vor dem Galtasaray – Gymnasium zu demonstrieren. Anlass dieser Demos waren die gehäuften Festnahmen von Menschen, die gefoltert und getötet waren und deren Leichname nicht gefunden wurden. Die Samstagsmütter kamen jeden Samstag gewöhnlich um 12:00 Uhr mittags zusammen, hielten Fotos ihrer ”verschwundenen “ Töchter und Söhne in den Händen und forderten Aufklärung über das Schicksal ihrer Kinder. Einige dieser Fälle konnten dem Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte vorgetragen werden. Die türkische Regierung, egal wer die Macht innehatte, hat den Verbleib der Verschwundenen nie untersucht.

Für den 25. August dieses Jahres zum 700. Mal, dem längsten zivilen Ungehorsams in der Geschichte der Türkei war eine groß angelegte Kundgebung auf dem Galatasaray- Platz sowie internationale Solidaritätsaktionen geplant. Diese Kundgebung wurde von der Istanbuler Polizei gewaltsam aufgelöst. Die Polizei setzte Wasserwerfer und Tränengas gegen die Demonstranten ein. Die 82 Jährige Emine Ocak, die Begründerin des Treffens im Jahre 1995 wurde von der Polizei gewaltsam in Gewahrsam genommen. Hier muss noch erwähnt werden, dass viele Mütter im wahrsten Sinne des Wortes vom Platz ins Grab getragen wurden, ohne zu erfahren, was mit Ihren Kindern passierte.

An dem Samstag, am 25. August wurden neben Emine Ocak fast 50 Menschen verhaftet. Unter den Protestierten in den vordersten Reihen waren HDP- Abgeordnete Garo Paylan, Ahmet Sik und noch andere. Sie verhinderten die Festnahme von Arat Dink, dem Sohn des erschossenen armenischen Journalisten Hrank Dink, der ebenfalls Journalist ist. Zu diese Szene gibt es im Netz sehr eindrucksvolle  Fotos.

Wir Braunschweiger Oppositionelle sind dem Aufruf des HDKs (Demokratiscer Kongress der Völker, eine Dachorganisation, worunter sich eine Vereinigung zahlreicher linker politischer Bewegungen, Organisationen und Parteien verbirgt) sowohl am 25. 08. 2018 als auch am Sonnabend, dem Antikriegstag, nachgekommen und haben uns mit den mutigen Müttern solidarisiert. Wir erinnerten uns der  verschwundenen Töchter und Söhne. Ich möchte diesen Artikel mit einem Zitat von einer der Samstagsmüttern beenden:

“Am Ende eines jeden Morgen erlischt langsam meine Hoffnung. Wenn es Mittag wird, sterbe ich. Gegen Abend raffe ich mich wieder auf. Ich beginne zu glauben, dass er zurück kommt und decke den Tisch auch mit einem Teller für ihn. Aber er stirbt wieder, und in der Nacht erlischt meine Hoffnung vollkommen und ich döşe ein. Ich wache gleich wieder auf und spüre, dass er noch am Leben ist“.

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