Gartensurrogatextrakt
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- Veröffentlicht: Samstag, 28. Juni 2008 02:00
- Geschrieben von Alexandra Funke
Das Wortungetüm „Kaffeesurrogatextrakt“ auf den Karokaffeedosen übte als Kind eine besondere Faszination auf mich aus. Heute weiß ich: ein Surrogat ist ein Ersatzstoff und ein Extrakt wiederum ist ein Auszug des Hauptbestandteils dieses Ersatzstoffes.
Vor einiger Zeit wurden kleine Gartensurrogatextrakte, so gefällt es mir sie zu nennen, in der Braunschweiger Innenstadt gleichsam wie Zelte ‚aufgeschlagen‘. So zum Beispiel ein „Ruhegarten“ auf dem Kohlmarkt platziert und der Burgplatz samt Wahrzeichen an eine Art Palmenstrand oder in eine afrikanische Wüstenoase versetzt.
Zwei dieser Gartenersatzstückchen, die zu einem Ensemble gehören, waren nocheinmal etwas ganz Besonderes. Vor den Schlossarkaden nämlich wurden gleich zwei verschiedene Ersatzgärtchen aufgestellt; ein Garten, der Erinnerungen an das Mittelmeer wachrufen und einer, der den Bürgern wohl barock vorkommen sollte.
Waren diese Gärtchen aber nicht eigentlich Schlossparkwiedergänger?
Sogar eine „Statue“, die nicht fehlen durfte, unterstützt diese Annahme. Sie hat Erinnerungen an die Bronzeplastik des berühmten Bremer Künstlers Gerhard Marcks geweckt, die einst aus dem Schlosspark entfernt wurde, lange vor dem unsäglichen Bau des Schlossmimikris.
Die Gärtchen in ihrer ganzen Piefigkeit verweisen gewollt oder ungewollt auf den alten Park, auf etwas Echtes, auf ein Terrain mit Braunschweiger Geschichte, das unter dem ECE begraben liegt. Aber kann man sie auch mit der Ansicht in Verbindung bringen, die der Kunsthistoriker Dr. Wedemeyer vor langer Zeit, als der Schlosspark noch als „grüne Seele“ der Stadt existierte, geäußert hat?: dass nämlich "Unser Schlosspark ... nicht das (ist), was man sich unter einem Schlosspark vorstellt. Der Rückbau der viel zu breiten Straßen wird neue Parkflächen entstehen lassen, die bei entsprechender Begrünung und Bepflanzung tatsächlich ein attraktiver Schlosspark werden können." (BZ, 11.04.2003)
Waren diese Gärtchen der neue, hochwertige und letztlich wirklich „attraktive“ Schlosspark, der seinen Namen verdient und in einer – zugegeben sehr kurzen –, aber nie dagewesenen Pracht den nicht mehr vorhandenen Schlosspark in den Schatten gestellt hätte?
Der geneigte Leser und Freund städtischer Parkanlagen möge sich diese Frage selbst beantworten.
Die nachfolgenden Fotografien zeigen die temporären Bonsai-Gärten auf dem Schlossplatz im Juni 2008.
Eine Gartenstatue (mit der Anmutung eines klassizistischen Gartenzwerges) vom Typ „Venus Pudica“ (die Schamhafte Venus) kontrastiert mit der sinnlichen und offenen Venusplastik aus dem Schlosspark, die meines Wissens an keiner anderen Stelle wieder aufgestellt wurde.
Folgender Link führt zu den Schlossparkbildern, auf denen auch die "Thüringer Venus" von Gerhard Marcks zu sehen ist: http://gerrit.brodmann.com/BS/schlosspark.htm