Am Verrat scheiden sich die Geister

"Der Judaskuss" von Giotto di Bondone. Fresken in der Arenakapelle in Padua, 1304–1306

Für die Einen ist die Affäre um Whistleblower Edward Snowden schlicht und einfach "Geheimnisverrat". Für die Anderen ist Snowden ein Held, der auf die Erosion unserer ach so freiheitlichen demokratischen Grundordnung hinweist und dem daher der Friedesnobelpreis gebührt. Snowden ein Verräter? Vielleicht. Womöglich brauchen wir Verräter, denn "ohne Verräter keine Revolution" (Daniel Schulz) und "ohne Judas kein Christentum." (TAZ). Doch erst durch die böse Tat war Gottes Plan möglich, durch das Opfer seines Sohnes die Menschheit zu erlösen. Oh, welche Widersprüche!

Aber vielleicht stimmt alles nicht, was die vier Evangelisten schreiben: Vielleicht hat der Jünger Judas seinen Herrn Jesus gar nicht verraten. Lesen Sie dazu: "Das falsche Feindbild von Judas, dem Verräter"

Hinweis zu den Verrätern und wie unsere Gesellschaft damit umgeht: "Landesverrat, Justiz und Medienmacht" von Helmut Kramer.

Oder: Wolfram Wette:"Das letzte Tabu. NS-Militärjustiz und „Kriegsverrat“.

 Zum Denkmal an den unbekannten Deserteur in Braunschweig vor der Magnikirche

Wahrscheinlich ist der Begriff des Verräters eine Frage der Klassenzugehörigkeit. Heute noch. Während die Hitler-Attentäter vom 20. Juli heute hoch geehrt werden und Deutschland sich glücklich schätzt, dass es die gab, um etwas Gesicht zu wahren ("verzögerte Moral der Eliten", Helmut Kramer) sind die die Todesurteile der Wehrmachtsjustiz gegen die sog. Kriegsverräter aus dem 2. Weltkrieg erst 2009  aufgehoben worden. Siehe:

Die „Kriegsverräter“ werden rehabilitiert

nicht rehabilitiert sind damit die Politiker, die diese Entscheidung 64 Jahre hinausgezögert haben. Eine frühere Rehabilitierung der „Kriegsverräter" scheiterte außer an der CDU und FDP am Widerstand der SPD.