Ostern: Einige aber zweifelten ....

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Im vergangenen Jahr zu Ostern hat Heribert Prantl in der Süddeutschen über Alan Greenspan, den ehemaligen Präsidenten der US-Notenbank, geschrieben: Greenspan, selbst Atheist, habe ein zentrales Glaubensbekenntnis: Er glaube an den Gott des freien Marktes, seine Mission sei der schrankenlose Wettbewerb und das ewige Wachstum. Seine Kirche ist der Börsensaal. Die Kräfte des Marktes regierten alles wunderbar.


Greenspan: Jeder Mensch braucht eine Ideologie oder einen Glauben zur Erklärung der Welt. „Bei einer Befragung durch den Untersuchungsausschuss des US-Kongresses zur Finanzkrise zeigte sich Greenspan geschockt darüber, einen Fehler in seiner Ideologie gefunden zu haben: Der unbedingte, der absolute Glaube an die segensreiche Kraft der Märkte sei falsch gewesen; sein Welterklärungsmodell habe partiell nicht funktioniert." Prantls Folgerung: „Es wäre besser gewesen, Greenspan und seinesgleichen hätten früher gezweifelt."


Die Auferstehung Jesu hat keine grandiose Woge von Optimismus und Hoffnung über die Welt rauschen lassen. Nein, schon von Beginn an hat dieses Ereignis heftigste Zweifel hervorgerufen. Nicht nur beim Jünger Thomas, sondern auch bei vielen anderen. Ist Jesus Christus denn wirklich aus dem Grabe auferstanden? Sind die Berichte nicht von seinen Anhängern verklärt worden?


Dass uns von Anfang an von diesen Zweifeln der Menschen berichtet wird, ist für mich der stärkste Beweis dafür, dass die Berichte von seiner Auferstehung nicht von Fanatikern verfasst worden sind. Nicht die die Hundertprozentigen reden hier. Hier kommen Menschen zu Wort, die zweifeln können. Sonst hätte sich diese Botschaft nicht über die ganze Welt ausgebreitet.


Auch heute zweifeln Christinnen und Christen. Wie Menschen seit nahezu 2000 Jahren. Es ist gut, wenn nicht die absolut Überzeugten den Weg der Christenheit bestimmen. Wir sollten auf die hören, die den Finger in die Wundmale von Kirche und Christenheit legen. Wer das tut, fragt nicht nur nach Worten, sondern nach den Taten. Daran werden wir Christinnen und Christen uns messen lassen müssen. Die vermeintlichen Segnungen der modernen Zeit wie der freie Markt und der Glaube an das ewige Wachstum der Weltwirtschaft versagen. Wünschen wir uns doch den zweifelnden Glauben eines Jüngers wie Thomas! Der Auferstandene sagt zu ihm: „Selig, die nicht sehen und doch glauben!" ... und lasst uns den Weg der Gerechtigkeit gehen. Ein gesegnetes Osterfest!