"Mir fällt kein Mann ein"....

...so sagte Margarete von Trotta lachend auf die Frage in der Pressekonferenz im Lindenhof, warum sie nichts über interessante Männer dreht.

"Helden" sind in Ihren Filmen starke Frauen - entweder berühmte oder "normale" starke Frauen, die irgendwie ihr Leben meistern. Persönlichkeiten über die sie Filme machte, wie Hannah Arendt, Rosa Luxemburg oder Hildergard von Bingen, verkörperte die  immer wieder herausragende Barbara Sukowa. Beide sind im Moment zum Filmfest in Braunschweig zu Gast.

Es war eine angenehme Atmosphäre im Lindenhof, in dem "Die" Sukowa (so darf sie inzwischen genannt werden) und von Trotta unter anderem ihr Lebenswerk, das auch ihr gemeinsames ist, vorstellten. Dabei durfte auch ihre Arbeit mit Rainer Werner Fassbinder nicht fehlen, der Sukowa 1980 als Theaterschauspielerin für den Film entdeckte. Keine Antwort bleiben sie schuldig, im Gegenteil, unaufgeregt und uneitel berichteten sie über ihr Verhältnis zu Preisen, ihr Leben im Ausland mit Außensicht auf Deutschland und und ihre gemeinsame Arbeit vor und hinter der Kamera.

Und Preise hat die Sukowa schon reichlich bekommen. Zwei mal das Filmband in Gold, darunter auch für die Darstellung von Rosa Luxemburg und 1986 die goldenen Palme in Cannes. Sie filmte mit Volker Schlöndorff (Homo Faber) und immer wieder mit Margarethe von Trotta. Zum Beispiel das Stasi-Drama "Die andere Frau". Gestern nachmittag nun der Film von Ulla Wagner in der Verfilmung des gleichnamigen Romans von Uwe Timm "Die Entdeckung der Currywurst". Die Regisseurin Wagner und Die Sukowa waren anwesend und beantworteten Fragen. Für ihre Leistung in dem Film wurde sie beim Filmfestival in Montreal als beste Hauptdarstellerin ausgezeichnet.

Der Anlass, dass von Trotta aus Paris und die Sukowa aus New York nach Braunschweig reisten, ist der Hauptpreis des Festivals, dem mit 10.000 Euro dotierten Schauspielpreis "Die Europa", den Barabara Sukowa für ihre "herausragenden darstellerischen Leistungen und Verdienste um die europäischen Filmkultur" erhält. Und wer wird die Laudatio im Staatstheater halten? Natürlich ihre Freundin Margarete von Trotta. Die Europa und den Publikumspreis "Der Heinrich" stiftete der Hauptsponsor des Festivals Volkswagen Financial Services.

Von Trotta gab auf der Pressekonfernz einen Einblick in ihre Regiearbeit. Nicht wie Fassbender agiert sie, der konnte Schauspieler kränken, sondern sie weiß, dass auch Schauspieler gute Ideen haben, die sie in ihre Arbeit mit einbaut. Zunehmen schwierig ist die Arbeit mit Produzenten. Die reden immer mehr rein und verlangen immer mehr für wenig Geld.

Sieht man sich heute den Filmmarkt in Deutschland an, so von Trotta, steht Hollywood und die US-amerikanische Produktion an erster Stelle, dann kommt der deutsche film und erst dann, weit abgeschlagen französische und italienische Produktionen. Hinsichtlich der Qualität sei das absolut unberechtigt.

Einen bedenklichen Trend sieht von Trotta in der Orientierung der Filmindustrie auf kleine Monitorformate. viel ginge dadurch verloren, was auf großen Leinwänden möglich ist. Technische entwicklung ginge einher mit Qualitätsverlust.

Warum so viele Filmschaffende im Ausland leben und in Deutschland arbeiten? Irgendwie ist Deutschland muffig und spießig, man bekommt einen anderen Blick auf Deutschland. Ohnehin sei sie, so von Trotta, ohnehin staatenlos geboren.

Bei einer Frage musste Die Sukowa dann aber doch passen. Ob sie wüsste, so ein Journalist, wie hoch der Preis dotiert sein in Braunschweig. Sie wusste es nicht und wunderte sich, dass der Preis überhaupt dotiert sei. Ihr Gesichtsausdruck war vielsagend. Respekt stand in ihren Gesichtszügen.