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Sechzigtausend Nadelstiche


Beim ewigen Kampf Gut gegen Böse sieht man es im Kino gerne, wenn das Gute gewinnt. Dem Menschen wohnt eine Sehnsucht danach inne, alles gut ausgehen zu sehen. Deshalb gibt es gottlob auch immer wieder Menschen, die sich außerhalb des Kinos für das Gute einsetzen.

Doch so einfach ist es nicht immer, wie auch das Kino bisweilen zeigt. So gibt es Filme, in denen das Gute nicht gewinnt (und diese Filme müssen dabei nicht einmal schlecht sein). Noch besser sind häufig diejenigen Filme, in denen es keine klare Grenze zwischen Gut und Böse gibt – also ganz wie in der Realität. Man kann eben nicht einwandfrei gegen den boshaft spionierenden neugierigen Nachbarn sein, wenn auf dessen Hinweis hin in der Nachbarschaft ein Serienmörder gefangen wird.

Doch selbst, wenn man sich im echten Leben auf der eindeutig richtigen Seite wähnt, bekommt man mitunter auf niederschmetterndste Weise im Minutentakt sechzigtausendfach gezeigt, dass das Gute eben nicht zwangsläufig und immer gewinnt. Meistens gewinnt das, was behauptet, das Gute zu sein, in Wirklichkeit jedoch schlichtweg nur über mehr Macht und Geld verfügt als über gute Argumente.

An dieser Stelle sind manche Stimmen aus der Bevölkerung recht interessant: Die Flughafengegner hätten, so steht’s einem Leserbrief einer Braunschweiger Tageszeitung zu entnehmen, doch bitte zu akzeptieren, was der Rechtsstaat entscheidet. Grundsätzliche Zweifel am Rechtsstaat lassen solche Menschen also gar nicht zu. Damit sind sie willkommene Bürger im Staate der Reichen und Mächtigen, denn sie haben keine Widerworte. Deren Trennung von Gut und Böse ist klar, selbst denen, die diese Trennung nicht akzeptieren. Da kann man fast neidisch werden – denn diese Menschen spüren genau jetzt in diesem Augenblick keine sechzigtausend Nadelstiche. In Hollywood gäbe es ein solches Ende nicht, aber wir sehen hier wohl einen deutschen Problemfilm.

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