"Veolia verzweifelt an Deutschland" (FAZ)
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- Veröffentlicht: Freitag, 11. Juli 2008 02:00
- Geschrieben von Andreas Matthies
Unter dieser reißerischen Überschrift berichtet die Frankfurter Allgemeine Zeitung am 7. Juli, dass der Konzern gerne "im Wassergeschäft zukaufen" würde. Von einem "zweistelligen Milliardenmarkt“ schwärmt der Geschäftsführer von Veolia Deutschland, Reinhold Hüls. Als wesentlichen Grund dafür führt er an, dass "die Verträge mit den Kunden langfristig über zehn bis zwanzig Jahre abgeschlossen" würden. Weiter wörtlich: "Das sichert regelmäßige und verlässliche Einnahmen über lange Fristen, was das Geschäft so attraktiv macht."
Bekanntlich hat Veolia die Braunschweiger Abwasserwirtschaft zu 100 % in den Händen (und BS/Energy zu 74,9 %). Mit einer Vertragslaufzeit über 30 Jahre ist ihr offenbar gegenüber unserer Stadt ein besonderer Coup gelungen.
Aber ach! Veolia ist vor allem in den neuen Bundesländern vertreten und "nur vereinzelt in Niedersachsen, Mittelhessen und in Nordrhein-Westfalen“. Woran es liegt, dass es mit der geplanten Expansion nicht so recht voran geht? Die Antwort von Hüls: es gebe "auf der kommunalen Ebene zu viel Widerstand“. Denn es sei "schwierig, die Kommunen zu überzeugen, Teile der Versorgung in private Hände zu legen.“ - Nicht zuletzt der Bürgerentscheid in Leipzig hat das eindrucksvoll gezeigt.
Hüls legt auch besonders Wert auf den Begriff der "öffentlich-privaten Partnerschaft“. Denn:
Mit dieser deutlichen Akzentuierung will er der Bevölkerung die Ängste nehmen, die Privaten können den großen Reibach mit Wasser machen.
(Auf diese Taktik ist ja bekanntlich auch Dr. Hoffmann verfallen, der sich demnächst erklärtermaßen die öffentliche Gebäudewirtschaft in Braunschweig vornehmen möchte.)
Fazit: der Widerstand gegen die weitere Privatisierung öffentlichen Eigentums ist gewachsen und zeigt auch bereits Wirkung. Und: man kann ermessen, wie dankbar Veolia dem Braunschweiger Oberbürgermeister und der Ratsmehrheit von CDU und FDP sein muss. Ein besonderer Dank gilt sicher insbesondere Herrn Sehrt und Frau Kükelhahn für ihre überzeugungsbemühungen in Leipzig zugunsten von Veolia. Von Erfolg gekrönt waren sie allerdings nicht. (Siehe auch den Beitrag von Carlo Engel: "Veolia Aktien purzeln in den Müll")