Was ist ein Klischee-Grüner? – Bemerkungen zum Wahlkampf-Auftakt

In der Braunschweiger Zeitung vom Freitag, den 31.01.2014 äußern sich die OB Kandidaten bei einem „Schlagabtausch“ im Kongress-Saal der IHK. Eingeladen hatte der Arbeitsausschuss Innenstadt (IAA). An zwei Tagen wurde über diese Veranstaltung berichtet. Der Titel am Freitag lautete: „Warmlaufen für den Wahlkampf“. Die erneute Berichterstattung am Sonnabend heißt: „Schlagabtausch ohne Brisanz“.

Die Artikel sind kurz, und jeder Kandidat wird nur mit einem Satz erwähnt, mit einer Antwort oder einmal mit einem Einspruch. Dann gab es zweimal kleine Kästchen, die da lauteten: Warum treten sie an? Oder in der Sonnabend-Zeitung: Persönliches (Was sie bestimmt nicht über die OB-Kandidaten wussten...) Nun werden wir sicher noch ähnliche Berichte lesen, denn die OB Wahl ist erst am 25. Mai 2014.

Wir wissen jetzt, dass Herr Brandes, CDU, gut mit der Kettensäge und dem Gewehr umgehen kann; er ist Forstwirt und Jäger. Die Natur fehlt ihm und wir wollen nicht, dass er zum Schreibtischtäter verkommen sollte. Dem kann abgeholfen werden. Er kann auch Politik und Verwaltung. Er ist mit Leib und Seele Braunschweiger. Das Zentrenkonzept erachtet er als richtig, das Projekt Heinrich der Löwe-Kaserne will er städtebaulich integrieren.

Dass Herr Markurth, SPD, ein gebürtiger, leidenschaftlicher Braunschweiger ist, kann man ihm abnehmen. Er  hat sich seit Jahren in der Braunschweiger Stadtverwaltung im hohen Range einen Namen gemacht. Er ist nun der 2. Mann in unserer Verwaltung. Sozialkompetenz hat er seit langen bewiesen. In einem anderen Interview mit der BZ hat er das Wort Daseins-Fürsorge benutzt. Das kam schon lange nicht mehr vor! Die Regionsidee ist ihm wichtig und er sieht, dass das Projekt Regiobahn schief gelaufen ist. Seine Anhänger findet er sicher auch bei der Eintracht und beim Karneval. Sein Wassersport passt gut zu ihm, der Hund auch.

Holger Herlitschke, Grüne, will kein „Klischee-Grüner“ sein, was auch immer er damit gemeint hat. Vielleicht hat er auch Angst vor Ergebnissen für die Grünen wie bei der Bundestagswahl im letzten September. Mit dieser Aussage kann er einige der bisherigen Wähler sehr verärgern. Aber war er nicht schon immer hellgrün? Zum Abschalten soll er ruhig Heavy Metal hören, sich nicht immer auf Baupläne fixieren und lieber diese wunderschöne runde, alte Einkaufstadt schützen. Seine Äußerung, es gibt keinen Artenschutz, auch nicht für Einzelhändler in der Innenstadt, kann zum weiteren Ausdünnen der Einkaufstadt führen.

Wolfgang Büchs, BIBS, hat es von Bonn in dieses damalige Zonenrandgebiet verschlagen. Er ist Wissenschaftler und bringt sich nicht über Parteiarbeit in die Stadtpolitik ein. Das wünscht man sich öfter mal. Er sorgt sich um die z.B. im östlichen Ringgebiet fast nicht mehr bezahlbaren Mieten. Er möchte das Zentrenkonzept in der Innenstadt erhalten und die inhabergeführten Geschäfte schützen.

Udo Sommerfeld, Linke, ist ebenfalls ein Zugereister, er ist ehrlich und realistisch: Ich will bei der Wahrheit  bleiben - und die ist, dass er wohl kein Oberbürgermeister wird. Er nennt den Straßenbahnausbau, die Baulandpolitik und erwähnt auch die Brachen in der Innenstadt.

Was lernen wir aus diesen kurzen Bekenntnissen? Ehrlichkeit, Treue, Zusammenhalt, Fürsorge, Empathie, Begeisterung? Anliegen der Bürger ernstzunehmen, nicht einer kurzen Verlockung folgen, nicht die Parteiräson an die erste Stelle zu setzen? Aus Fehleinschätzungen zu lernen, siehe Verbraucherberatung, die jetzt erst mal teuer geworden ist, weil sie vor 11 Jahren geschlossen wurde. Sich nicht weitere Großprojekte auf die Fahnen zu schreiben, um gewählt zu werden, und wir alle die Schulden abtragen müssen.

Da ist der Satz von Ulrich Markurth doch sehr realistisch: Man kann als Oberbürgermeister nicht Everybody`s Darling sein, aber man sollte versuchen, möglichst viele mitzunehmen.