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Veröffentlicht: Freitag, 02. Februar 2018 00:09
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Geschrieben von Frank Ehrhardt Gedenkstätte KZ-Außenlager
Am vergangenen Montag wurden an der Gedenkstätte KZ-Außenlager Braunschweig Schillstraße zwei neue Erinnerungstafeln im Außenbereich installiert. Sie korrespondieren mit zwei neuen Sammlungskassetten, die für das Offene Archiv im Gebäude der Gedenkstätte übergeben wurden.
Schild zum Denkmal "Grauer Bus", der auch in Braunschweig Station machte (Link). Das Schild blieb nicht ohne Kritik, weil es keinen Braunschweig-Region-Bezug hatte. Besonders an der Geschichte Interessierte betrachteten dieses Schild als einen Skandal, weil esso ohne Bezug zum Ort auch an jedem anderen Platz Deutschlands stehen könnte. Es wurden viele Behinderte aus Königslutter und Neuerkerode bei der T4-Aktion umgebracht. Darauf gab es keine Hinweise. (red.)
Der Generalstaatsanwalt aus Braunschweig Fritz Bauer war in unserer Stadt lange ein Unbekannter. Ziviles Engagement hat das geändert.
Ute Stockmann sprach zur "Euthanasie" , den grauen Bus und "Tiergarten 4" (T4)
Zusammengestellt haben die beiden Sammlungen der Fritz Bauer-Freundeskreis und die Initiative Grauer Bus. Ute Stockmann berichtete von der erfolgreichen Arbeit der Initiative, die 2015 das mobile Denkmal „Grauer Bus“ auf dem Schlossplatz präsentierte. Die Betonskulptur erinnert an die Busse, die zum Transport von psychisch Kranken in die „Euthanasie“-Anstalten eingesetzt wurden. Die Initiative flankierte dieses Mahnmal mit einer informativen Ausstellung. In der Kassette ist nun z.B. das Besucherbuch der Ausstellung einzusehen, das die Reaktionen der Besucher einfing.
Udo Dittmann hielt einen vortrag zu Fritz Bauer und seine "Entdeckung" in Braunschweig
Udo Dittmann stellte die Tätigkeit des Fritz Bauer-Kreis vor, der den engagierten Juristen der Nachkriegszeit bekannt machte. Bauer war zeitweise Braunschweiger Generalstaatsanwalt und ist heute als ein Wegbereiter der juristischen Aufarbeitung der NS-Verbrechen anerkannt, der z.B. den Frankfurter Auschwitz-Prozess gegen viele Widerstände durchsetzte. Dittmann freute sich, dass die Initiative dazu beitragen konnte, dass Bauers wichtige Tätigkeit heute überall Beachtung findet.
Anja Hesse von der Stadt sprach über das komplizierte Entstehen der Gedenkstätte Schillstraße
Dr. Anja Hesse, Dezernentin für Wissenschaft und Kultur, war vor 20 Jahren maßgeblich an der Durchführung des künstlerischen Wettbewerbs beteiligt, den die Hamburger Künstlerin Sigrid Sigurdsson mit ihrem Vorhaben eines Offenen Archivs gewann. Unter den Titel „Braunschweig – eine Stadt in Deutschland erinnert sich“ lädt diese Sammlung Bürgerinnen und Bürger, Institutionen, Schulen und Vereinigungen dazu ein, Erinnerungen, Dokumente und Forschungsergebnisse über die lokale Geschichte zusammenzutragen. Von den etwa 65 Kassetten, die Frau Sigurdsson selbst sammelte, ist das Archiv auf aktuell 115 Kassetten angewachsen. Es ist heute in der Gedenkstätte einzusehen, die der Arbeitskreis Andere Geschichte betreut.
Darüber hinaus hat sich die Gedenkstätte Schillstraße als städtischer Kommunikationsort über die Zeit des Nationalsozialismus etabliert. So finden regelmäßig Vortragsveranstaltungen, Lesungen und Zeitzeugengespräche statt. Die Zahl der pädagogischen Angebote ist durch die dauerhafte Anstellung eines Mitarbeiters für diese Aufgabe erheblich gestiegen. Zugleich werden immer häufiger 3- bis 5- stündige Projekttage statt der eingeführten 1,5 Stunden-Führungen nachgefragt. Ein Team von Honorarmitarbeitern ist für diese Aufgaben gewonnen.
Infotafeln in der Gedenkstätte zur Ausstellung "Roter Winkel. Politische Häftlinge im Konzentrationslager Bergen-Belsen“.
Momentan ist in der Gedenkstätte die Ausstellung „Roter Winkel. Politische Häftlinge im Konzentrationslager Bergen-Belsen“ zu sehen. Erstellt hat diese Präsentation der Historiker Dr. Jens-Christian Wagner zusammen mit Studierenden der Universität Hannover. Zur Eröffnung sagte Wagner: Anne Frank kennt im Zusammenhang mit Bergen-Belsen jeder, den ebenfalls dort zu Tode gekommenen früheren Braunschweigischen Ministerpräsident nur wenige Geschichtsinteressierte. Die Ausstellung möchte mit den politischen Verfolgten aus den europäischen Ländern bekannt machen, die den roten Winkel als Kennzeichen trugen. Sie leisteten entschlossen einen gemeinsamen demokratischen Widerstand gegen den Nationalsozialismus.
Die Ausstellung ist zu den Öffnungszeiten der Gedenkstätte Di, Mi, Sa und So 14 -17 Uhr und Do 16-19 Uhr zugänglich. Abweichende Besuchstermine können unter 0531 / 2702565 vereinbart werden.