Leserbrief zum BZ-Artikel "200 Jahre alte Platanen sollen gerettet werden"

Ihr Artikel "200 Jahre alte Platanen auf dem Schlosspark-Hügel sollen gerettet werden" hat wieder etwas Hoffnung gemacht.

Nicht nur die imposante Erscheinung dieser Bäume ist beeindruckend, auch ihre Vitalität ist beachtlich. So wird die Lebenserwartung einer der Platanen in dem offiziellen Baum-Gutachten von R. Dengler mit mindestens 15 Jahren angegeben. Es werden lediglich relativ geringfügige Pflegearbeiten empfohlen (Einkürzung einiger Äste um 2 - 6m bei ca. 30 m Gesamthöhe).

Auch die festgestellten Faulstellen sind nicht wirklich gefährlich. Sie werden durch den "Zottigen Schillerporling" verursacht und die Auswirkungen werden in dem Gutachten folgendermaßen beschrieben: "Deswegen kommt es im Holz kaum zu Rissbildungen. Somit hält sich das Schadensausmaß, das der Zottige Schillerproling an Platanen hervorruft, über geraume Zeit in Grenzen. Darüber hinaus vermag sich die Baumart gegenüber diesem Pilz durch Abschottung und Einlagerung gummiartiger Abwehrstoffe ins Holz gut abzugrenzen." Es wäre jammerschade, wenn das Schlosscarée mit dem Verlust dieser Bäume bezahlt werden müsste!

ECE-Kaufhaus, Flughafen-Erweiterung - werden große Projekte in Braunschweig eigentlich nur noch auf Kosten der Natur verwirklicht?
(Die Frage, auf die mein Beitrag hinausläuft, wurde nicht abgedruckt)

Leserbrief - Lasst die Reiter, wo sie sind!

Herr Meyer und Herr Klauenberg setzen sich dafür ein, die Reiterstandbilder der beiden Herzöge umzusetzen. Wollen wir das wirklich?

Herzog Karl Wilhelm Ferdinand ging in die Weltgeschichte ein, aber unrühmlich. Er führte die preußischen und österreichischen Truppen gegen die französische Revolution. In seinem Manifest vom 25. Juli 1792 fordert er die Bewohner der Stadt Paris auf, "sich sogleich ihrem König zu unterwerfen". Werde der französischen Königsfamilie auch nur die "mindeste Beleidigung" zugefügt, so werde man "eine beispiellose und für alle Zeiten denkwürdige Rache nehmen und die Stadt Paris einer militärischen Exekution und einem gänzlichen Ruine preisgegeben." Da ist es nur ein schwacher Trost, dass er durch die Kanonade von Valmy daran gehindert wurde, sein Vorhaben zu verwirklichen. Und Friedrich Wilhelm? Lutz Tantow und andere schreiben in ihrem Werk "Braunschweig zu Fuß", er habe 1813 nach seiner Rückkehr eine rigorose Pressezensur in Braunschweig verhängt und als Feldherr die Prügelstrafe wieder eingeführt. Ihr Fazit: "Nach alledem muss man annehmen, dass die Liebe seiner Untertanen auf die Zeit nach seinem Tode fiel."

Wir sollten die beiden alten Herren da belassen, wo sie sind. Und die Betonsockel vor den Schlossarkaden? Ja, wem haben wir denn dieses ohne Zweifel beispiellose Gebäude zu verdanken? Na, klickert's?

 

15.02.07 - Klaus Beddies antwortet Andreas Matthies

Nichts ist schlimmer, als Menschen, die sich nur ein bisschen was angelesen haben. Herr Matthies wäre z.B. gut beraten, sich z.B. zusätzlich auch einmal durchzulesen, was etwa die französische (!) Wikipedia-Seite über Herzog Karl Wilhelm Ferdinand sagt (ich übersetze sicherheitshalber):
"Ein Mann von Kultur und ein aufgeklärter Souverän - 1766 kam er nach Frankreich, wo ihn sowohl seine (früheren) Feinde wie Verbündete mit allen Ehren aufnahmen. In Paris lernte er Marmontel kennen, in der Schweiz (...) Voltaire, und in Rom (...) war sein Führer Winckelmann. (...) Mit Hilfe seines Ministers Féonce von Rosenkreuz rettete er den Staat vor dem Bankrott (...) Seine Popularität war grenzenlos, und als er seinem Vater 1780 auf dem Thron folgte (...), wurde er schnell das Modell eines Souveräns. Er war womöglich der beste Vertreter des aufgeklärten Despotismus im 18. Jahrhundert: weise, vernünftig, vorsichtig und liebenswürdig. (...) Er stand (1792) in Übereinstimmung mit den französischen Reformwünschen (...) und stand nicht im Gegensatz mit der revolutionären französischen Regierung (!!). Tatsächlich hatte man ihm zu Beginn dieses Jahres (1792) (sogar) den Oberbefehl der französischen Armee angeboten."

Na, was sagen Sie nun, Herr Matthies?

Dass er diesen Oberbefehl nicht annahm, sondern im Gegenteil den der Koalitionstruppen, folgte Überlegungen, die die Sicherheit und die Überlebenschancen seines Herzogtums betrafen. Sie erwiesen sich im übrigen als nicht tragfähig. Aber auch "aufgeklärte Despoten" können irren.

Herrn Matthies' ebenso selbstsicheren Schnellschuss gegen Herzog Friedrich Wilhelm, lasse ich erst einmal unkommentiert. Aber auch hier wäre allerlei zu sagen. Von seinen Zeitgenossen wurde er jedenfalls zunächst einmal als Freiheitskämpfer wahrgenommen, in einer Reihe mit der spanischen Guerilla, Andreas Hofer oder Ferdinand von Schill.


26.02.07 Andreas Matthies antwortet Klaus Beddies

Lieber Herr Beddies,

schön, dass wir auf diesem Wege eine kleine Diskussion über die Herzöge beginnen. Noch schöner wäre es, wenn eine solche Diskussion in der Braunschweiger Öffentlichkeit geführt werden könnte. Genau das war das Ziel meines Leserbriefs an die Braunschweiger Zeitung, die sich aber leider verweigert.

Gehen wir ruhig von der von Ihnen zitierten Charakterisierung Herzog Karl Wilhelm Ferdinands als eines "aufgeklärten Despoten" aus. In dem Faltblatt der "Rückkehr ..." - Bürgerinitiative wird eben nur die Seite der Aufklärung genannt, dagegen wird die Seite des Despoten verschwiegen.

Alle Schüler, die im Geschichtsunterricht halbwegs aufpassen, lernen die berühmte Drohung des Herzogs gegenüber der Bürgern der Stadt Paris kennen. Sie lernen weiter, dass der "Duc" damit die Revolution nur weiter angefeuert hat - allerdings wider Willen. Nur in der Braunschweiger Zeitung finden Sie nichts davon wieder, und das ist m. E. einer Stadt der Wissenschaft nicht würdig. So wird jede öffentliche Diskussion im Ansatz verhindert.

Wenn man beide Seiten kennt, stellt sich natürlich die Frage, ob man immer noch so stolz auf die Herzöge sein kann, dass man sie aus der Randlage in "neue Zentrum" holen will.

Wenn wesentliche Teile des Bürgertums im 19. Jahrhundert immer stärker für die nationale Einigung "von oben" eintraten und dabei immer mehr das andere große Ziel der Demokratie zurückstellten (und dann ganz fallen ließen), ist das ja nachvollziehbar. Aber müssen wir aufgeklärte Demokraten uns das zu eigen machen?

Ich freue mich schon auf Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen, A. Matthies.


27.02.07 Klaus Beddies antwortet Andreas Matthies

Lieber Herr Matthies,

es gelingt Ihnen nun aber als "aufgeklärtem Demokraten", als den Sie sich bezeichnen, alles durcheinander zu bringen. Zum Zeitpunkte des "manifeste de Brunswick", wie es in Frankreich genannt wird, kann doch von nationaler Einigung in Deutschland überhaupt nicht die Rede sein. Es gab kein Bürgertum, das nach Einheit drängte, und es gab keine demokratischen Forderungen, die hätten verraten werden können, weil 1848 und 1871 noch im Dunkel der Geschichte lagen. Und der Herzog von Braunschweig ist auch nicht Bismarck oder Kaiser Wilhelm.

Der Begriff des "aufgeklärten Despotismus" meint im übrigen in der Geschichtswissenschaft eine Herrschaftsform, in der sich der Herrscher freiwillig bestimmten Vernunft- und Rechtsnormen unterwirft, die auf juristischer Gleichheit und nicht auf ständestaatlichen unterschiedlichen Privilegien beruhen. Man denke an das Allgemeine preußische Landrecht oder die Reformen Kaiser Josephs II. "Despot" ist also nicht im heutigen landläufigen Sinne zu verstehen, und überschätzen Sie auch nicht den Grad demokratischer Mitbestimmung, der damals von den "fortschrittlichen" Kräften in Frankreich angestrebt wurde bzw. in den Vereinigten Staaten bereits erreicht war. Informieren Sie sich doch einmal beiläufig darüber, wieviele Menschen in jener Zeit tatsächlich für den Kongress wählen konnten. Sie werden erstaunt sein.

"Alle Schüler, die im Geschichtsunterricht nur halbwegs aufpassen, lernen die berühmte Drohung des Herzogs gegenüber den Bürgern der Stadt Paris kennen", schreiben Sie. Na, das finde ich ja prima, und vielleicht lernen Sie auch, dass drei Viertel des Textes aus Versicherungen dahingehend besteht, dass man keinen Krieg gegen das französische Volk zu führen beabsichtige und dass man dasselbe allerdings auch auffordere, gefälligst seinem Könige kein Haar zu krümmen. Dass die Veröffentlichung unklug war - wer wollte das bestreiten! Aber auch "aufgeklärte Despoten" machen manchmal Fehler, von "aufgeklärten Demokraten" gar nicht zu reden.

(Noch zwei Bemerkungen am Rande. Der Herzog hat das später selbst so gesehen, und er war natürlich auch nicht der eigentliche Verfasser. Das war vermutlich ein Emigrant namens Limon. Aber unterschrieben ist unterschrieben! Und: Wissen Sie eigentlich, das der Krieg von französischer Seite erklärt worden war und nicht von Seiten der "Reaktion"?)

Mit freundlichem Gruß
Klaus Beddies


09.03.07 Andreas Matthies antwortet Klaus Beddies

Lieber Herr Beddies,

Vielen Dank für Ihre rekordverdächtig schnelle Antwort.
Ich habe tatsächlich unterstellt, dass Sie der Gruppe der aufgeklärten Demokraten zuzurechnen seien. Falls diese Einordnung nicht mit Ihrem Selbstverständnis übereinstimmen sollte, bitte ich um Entschuldigung (und, wenn Sie wollen, Aufklärung).

Meine Bemerkungen zur Entwicklung des Bürgertums im 19. Jahrhundert haben Sie gründlich missverstanden. Herzog Karl Wilhelm Ferdinand hat seinen "Drohbrief" an das französische Volk 1792 geschrieben. Wenn wir uns darauf einigen können, dass das noch zum 18. Jahrhundert zählt, ist klar, dass sich meine Ausführungen nicht auf diese Zeit beziehen. Es vergingen nach 1792 noch fast zwei Jahrzehnte, bis sich im Kampf gegen Napoleons Fremdherrschaft bei den deutschen Bürgern Wünsche nach Freiheit, nach Verfassung(en) und nach nationaler Einheit entwickelten.

Völlig unangemessen aber finde ich Ihre Charakterisierung des Manifestes "unseres" Herzogs. Sie schreiben, drei Viertel des Textes beständen aus Versicherungen, "dass man keinen Krieg gegen das französische Volk zu führen beabsichtige". Dieses Volk befand sich gerade in einer schweren inneren Auseinandersetzung. Dabei ging es nicht zuletzt um die bisherige und die künftige Rolle des Königs. Während dies nach allgemeiner Auffassung als innerfranzösische Angelegenheit gesehen wurde (und wird), in die sich keine ausländische Macht einzumischen habe, schreibt der Herzog, die von ihm geführten, nach Frankreich einrückenden Heere
"wollten nur den (französischen, A.M.) König ... aus der Gefangenschaft befreien". Weiter wird erklärt, "dass die verbündeten Heere die Städte, Märkte und Dörfer, welche sich dem König unterwerfen werden, beschützen ... dass die Bewohner von Städten, Marktflecken und Dörfern, die es wagen sollten, sich gegen die Heere ihrer Majestäten zu verteidigen, ..., sogleich nach der ganzen Strenge des Kriegsrechts bestraft und ihre Wohnungen zerstört oder angezündet werden sollen ..."; und dann: "die Stadt Paris und alle ihre Bewohner ohne Unterschied sind schuldig, sich sogleich ihrem König zu unterwerfen (Hervorhebung durch A.M.), ihn in volle Freiheit zu setzen ... und ihm die Achtung zu versichern, auf welche nach dem Vernunft- und Völkerrechte die Fürsten gegenüber ihren Untertanen Anspruch zu machen haben."

Der Herzog bemüht hier sogar das "Vernunftrecht", um die Unterwerfung der Untertanen unter ihre Fürsten zu fordern und wiederherzustellen. Man sieht jedenfalls, dass seine Aufgeklärtheit eine klare, enge Grenze hatte.

Diese Zielsetzung entsprach "1 : 1 original", wie unser Oberbürgermeister sagen würde, dem Kriegsziel seiner Auftraggeber, des Kaisers und Preußenkönigs (das hatten die schon in ihrer Pillnitzer Erklärung vom August 1791 deutlich gemacht). Darüber wischen Sie mit ihren Bemerkungen, das sei "unklug" gewesen und auch "aufgeklärte Despoten" "machen manchmal Fehler", einfach hinweg.

Schimmert da ein bisschen das Denken "right or wrong, my herzog" durch?

Mit freundlichen Grüßen

A. Matthies


20.03.07 Klaus Beddies antwortet Andreas Matthies

Sehr geehrter Herr Matthies,

"right or wrong, my herzog", das ist ja nun wirklich köstlich, jetzt kommen Sie sogar noch fremdsprachlich! Ob bei mir etwas derartiges "durchschimmert"? Ob ich womöglich nicht ganz sachlich, fast parteiisch bin? Aber gewisslich doch! Merken Sie das jetzt erst? Ich glaube, ich musste mich angesichts der von Ihnen eingenommenen deuterischen Lufthoheit einfach frühzeitig positionieren: Da war zum Einen das, was ich über die beiden inkriminierten Herzögen weiß, und da war zum Anderen das, was Sie selbst sachlich argumentativ so anbieten. Und da war die Entscheidung ganz leicht. Wirklich!

Mit freundlichem Gruß
Klaus Beddies

"Empörung" oder die Verschiebung von Anführungszeichen in der BZ (Teil 29)

Empörung hervorgerufen habe beim Seniorenrat der Stadt Braunschweig die folgende Äußerung Matthias Wittes in seinem Beitrag zum Vortrag Wilhelm von Boddiens über den "Wiederaufbau" des Braunschweiger Schlosses:

Das zahlreich erschienene Publikum, weit überwiegend "Schloss-Befürworter" in einem Alter, für das die Schloss-Rekonstruktion gerade noch rechtzeitig kommt, applaudierte jedenfalls herzlich.

So berichtete die Braunschweiger Zeitung am gestrigen 27. Januar. Es sei dies eine "abfällige Bemerkung" über dort anwesende Menschen, kritisiert der Seniorenrat.

Eine Frage ist nun, ob es sich dabei tatsächlich um eine abfällige Bemerkung handelt, eine andere, wen die Bemerkung trifft. Die Aussage Wittes wird jedenfalls etwas sehr aufgebläht, wenn Witte, wie der Seniorenrat laut Braunschweiger Zeitung ihm vorwirft, damit gleich eine "abfällige Bemerkung über eine ganze Generation" gemacht haben soll, "die unser Land nach 1945 aufgebaut hat".

Gerade Befüworter des Schloss-Arkaden-Projektes sind es, die immer wieder persönliche Probleme äußern mit dem, was nach 1945 aufgebaut wurde. So brachte etwa Stadtbaurat Wolfgang Zwafelink ungewohnte ästhetische Kategorien in die Architekturdiskussion, als er (?in Absprache mit dem Stadt-Marketing?) gegenüber der Zeitung "Die Welt" verkündete, dass die Stadt Braunschweig nach dem Kriege "unglaublich auf den Hund gekommen" sei. Soweit ich ihn persönlich kenne, begegnet Witte dem, was nach 1945 aufgebaut und geschaffen wurde mit sehr viel mehr Respekt als die meisten Befüworter des ECE-Komplexes über dem ehemaligen Schlossgarten, wenn sie den Bauten der Nachkriegszeit nur "Seelenlosigkeit" abgewinnen können, eine Seelenlosigkeit, die Witte schon den Gebäuden nicht unterstellen würde, noch viel weniger "der ganzen Generation", die das alles aufgebaut hat.

Einkaufszentren von der Stange, wie sie von der ECE als multiple Dutzendware nach der immer gleichen Konzeption erstellt werden, eignet eine solche Seelenlosigkeit viel eher. Auch der Versuch, ihnen mittels einer feudalen Fassade so etwas wie Seele einzuhauchen, ändert daran nichts. Denn fü das Einkaufszentrum bleibt eine solche Fassade reine Äußerlichkeit, mit dem Inneren des Einkaufszentrum hat sie nichts zu tun.

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Kommentar: Eigentümerwechsel bei der Braunschweiger Zeitung

Die Mehrheit der Anteile an der Braunschweiger Zeitung hält seit Neuestem die Essener WAZ-Gruppe. Das bisher wichtigste politische Instrument des Oberbürgermeisters hat damit einen neuen Eigentümer. Um in der BZ weiter „durchregieren“ zu können, muss er sich mit den neuen Eigentümern gutstellen.

Keine Mahnungen, aber viel Schmeichelei und Rücksichtnahme für die neuen Besitzer lässt die Pressemitteilung vom 24. Januar 2007 erkennen, obwohl „der Druckereistandort Braunschweig und eine möglichst hohe Anzahl an Arbeitsplätzen, verbunden mit einem entsprechenden Standortkonzept gesichert“ werden müsse. Versichern wollte sich OB Hoffmann bei der WAZ-Gruppe allerdings, dass ihm sein „altes“ Team bei der BZ erhalten bleibt - wenn schon Entlassungen, dann nicht bei seinen „Jungs“.

Den aussichtslosen Auftrag zum Erhalt des Standorts und der Arbeitsplätze bekommt der „Gegner“ im Kampf um die regionale Sparkasse, die Nord LB, die für ihren 25%-igen Anteilsbesitz einen Käufer sucht. Wenn die Nord LB nicht als Schuldige für den zu erwartenden Arbeitsplatzabbau dastehen will, muss sie jetzt zumindest publizistisch reagieren. Denn die Marktgesetze des Kapitalismus - Arbeitsplatzvernichtung durch Größen- und Rationalisierungseffekte - kann sie nicht außer Kraft setzen.

Die Verlierer stehen somit auch schon fest: Die Belegschaft der BZ. Ungewiss ist, wie viele und welche Familien es treffen wird. Gewiss ist, dass der Oberbürgermeister sich für sie nicht einsetzen wird.

Ralf M. Ehlers - DIE LINKE

Leserbrief zur "Bürgerinitive" an die BZ

In Ihrer Ausgabe der Braunschweiger Zeitung vom 20.01.2007 schreiben Sie im Lokalteil auf Seite 19 unter der Überschrift "Bürgerinitiative finanziert Umzug der Reiterstandbilder vor das Schloss" (das keines ist): "In Braunschweig ist eine Bürgerinitiative gegründet worden, die nicht gegen, sondern für etwas ist."

Als wir am 21. September letzten Jahres die "Bürgerinitiative für eine freie und faire Presse in Braunschweig" gründeten, war Ihnen das eigenartigerweise keinen solchen Artikel wert, obwohl doch die Braunschweiger Zeitung dieses Ansinnen sogar noch uneingeschränkt teilen sollte.

Wenn "Schloss"-Freunde träumen

Zum Vortrag Herrn von Boddiens im Landesmuseum zum Thema: "Der Wiederaufbau des Braunschweiger Schlosses - ein Vorbild für Berlin und Potsdam?"

Hier soll nicht der gesamte Vortrag Herrn von Boddiens, Vorsitzender des Vereins für den Wiederaufbau des Berliner Schlosses, referiert werden, sondern nur ein Aspekt, der in dem sachlichen BZ-Artikel von Herrn Duin über den besagten Vortragsabend –vielleicht aus Rücksichtnahme– nicht erwähnt wird, obwohl er diesen Abend wie eine Grundmotiv durchzog.
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(Ein Querschnitt des Braunschweiger "Schlosses")

Herr Hoffmann, der eine kurze Vorrede hielt, intonierte das besagte Motiv zunächst zurückhaltend: Der Wiederaufbau des Braunschweiger Schlosses sei prozesshaft zu begreifen. Schon in 10 Jahren liefen die Ladenmietverträge mit ECE aus, und dann könnte die Stadt vielleicht das gesamte „Schloss“ für kulturelle Zwecke mieten.

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Der Entschloss - dramatische Szene (frei nach Schiller, kostenpflichtig vor ECE)

OB Hoffmann, fürstlich gewandet, thronend auf herrschaftlichem Gestühl - am Telefon:
"Nun höret, Stuhlemmer, und leget Eure ganze Kunst
In diesen Plan zu unsres Schlosses Innenausbau. Kostbar
Muss alles scheinen und unsres Volkes Auge blenden,
Dass jeder, der es sieht, begeistert ruft: 'So war's bei Herzogs!' -
So soll es wieder werden, wenn Hoffmanns es befehlen!
(Für sich:) Mein Volk, es hängt am äußern Schein, und den will ich ihm geben!
(Laut:) Habt Ihr's vernommen? Schonet keine Gelder!" (legt auf)

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Die Vampire sind schon da

Graf Drakula lässt grüßen - doch soll hier nicht vom Einfall der blutrünstigen Ungeheuer schon vor der EU-Aufnahme ihres Heimatland berichtet werden. Vielmehr soll das Unwesen angeprangert werden, welches neuerdings ‚Businessmen’, das sind vermeintlich vornehme Geschäftsleute, in etablierten Einzelhandelsgeschäften in der Innenstadt treiben.

Meist zu zweit besucht man bekannte gute Fachgeschäfte und spricht erstaunlich gezielt das gute Fachpersonal an. Man bittet die ausgewählte Person unter dem Vorwand, etwas im Schaufenster entdeckt zu haben, nach draußen. Dort startet man ein Abwerbungsversuch für ein in den ECE-Arkaden zu eröffnendes Geschäft. Auch telefonisch werden gezielt Abwerbungsgespräche eingeleitet.

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Paul-Joseph Raue oder die Abwicklung des Gebots der Wahrhaftigkeit in der BZ (Teil 28)

"... eindeutig ist kein Wort, jedes Wort ist eine Interpretation. Und jeder hat Recht" - beschließt Raue einen seltsamen Kommentar, mit dem die Braunschweiger Zeitung am 29.12.2006 "den Weg der kontroversen Debatte" um die Verwendung des Wortes "Schloss" in der Diskussion um die neue ECE-Ansiedlung in Braunschweig "dokumentierte". (Vergleiche dazu auch die Beiträge der Schlossparkfreunde)

Unter einer Rubrik: "Stichwort" kommt auf der Seite der Zeitung auch Bundespräsident Köhler zu Wort mit einem Zitat aus einer Rede zum 50-jährigen Bestehen des deutschen Presserats: Ein wesentlicher Kern der Arbeit des Presserates sei "die Einsicht nämlich, dass in der freien Presse niemand die Wahrheit für sich gepachtet hat."

Präsident Köhler und dem Presserat geht es aber darum, klarzustellen, dass es deshalb gerade Aufgabe des Journalismus sein muss, sich um Wahrheit zu bemühen. Die Tatsache, dass man sie nicht pachten kann und also nie gepachtet hat, macht die Arbeit der Wahrheitssuche zur Pflicht des Journalismus. Ziffer 1 des Pressekodexes beschreibt als ethische Maxime des Journalismus die folgenden "publizistischen Grundsätze":

"Die Achtung vor der Wahrheit, die Wahrung der Menschenwürde und die wahrhaftige Unterrichtung der Öffentlichkeit sind oberste Gebote der Presse."

Raue erstickt hier dies oberste Gebot eines seriösen Journalismus mit einem Gemeinplatz über das Wesen der Sprache ("Sprache ist immer Interpretation und jeder hat Recht"). Denn wie in diesem Fall kann oft durchaus sehr gut unterschieden werden zwischen wahr und falsch - und immer dann ist es auch ein Gebot; das Bemühen um Wahrhaftigkeit muss guten Journalismus auszeichnen. Dabei geht es hier um mehr als um den "freien" Gebrauch des Wörtchens "Schloss" - es geht um richtige oder falsche Tatsachenbehauptungen.

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"Angriff auf die City" - wieder erhältlich

Das Buch "Angriff auf die City", welches Geschäftsgebaren des Einkaufszentrumsentwicklers ECE und die Bigotterie und Scheinheiligkeit ihrer Geschäftsführung in der Sorge um "die Stadt" zum Thema gemacht hat, ist seit einiger Zeit wieder zu haben - obwohl der Verlag noch immer von (neuen) Lieferschwierigkeiten berichtet.

Nachdem ECE massiv gerichtlich gegen das Buch vorgegangen war, verfügte ein Hamburger Gericht, dass einige Stellen so nicht gedruckt werden dürfen. Auch für die Braunschweiger Zeitung war das Anlass, über das Buch zu berichten, wenn auch spät, aber doch vergleichsweise korrekt. Zwar erfolgte die "Schwärzung", über die da berichtet wurde, mit einer Art Deckweiß, aber das ist ja nun wirklich eine Marginalie.

Wir haben uns ein geändertes Exemplar mit den Streichungen besorgt und alle die Änderungen, welche die ECE erwirken konnte, sollen hier einmal im Kontext gezeigt werden, damit sich die geneigten wie die ungeneigten Leser ein Bild vom Gewicht der Streichungen machen können. Gelb hervorgehoben sind Streichungen mit Aussagen, die das Gericht so nicht für zulässig hielt.

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