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Die Veränderungen die in der Amtszeit von Ex-OB Dr. Gert Hoffmann stattfanden (https://de.wikipedia.org/wiki/Gert_Hoffmann#Oberb%C3%BCrgermeister_in_Braunschweig) sind hier dokumentiert. Hierunter fallen umstrittene Privatisierungen, Flughafenausbau, Schlossparkvernichtung, und Errichtung von ECE-Schlossarkaden ...

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Großmut nach Gutsherrenart


Der niedersächsische Innenminister Schünemann hatte es anscheinend satt, immer nur als Migrantenschreck in den Medien zu erscheinen. Er beschloss, einem Teil der Abschiebekandidaten eine Chance zu gewähren, und weil er ein praktischer Mann ist, sollte es derjenige Teil sein, der der Wirtschaft nützlich werden könnte. Also verkündete er, dass gute Schüler bleiben dürften (und wenn sie noch nicht volljährig seien, ihre Angehörigen auch, zumindest bis zum 18. Geburtstag der guten Schüler).
Ende der sechziger Jahre war ich Tutorin für amerikanische Austauschstudenten an einer deutschen Universität. Unter den Tutoren hatte es sich bald herumgesprochen, dass die männlichen jungen Amerikaner, wenn sie nicht die Bestnote A erreichten, nach Vietnam geschickt würden. Worauf alle ein A erhielten. Und aus Gleichheitsgründen die jungen Mädchen auch.
Wahrscheinlich wird Schünemanns Vorschlag, sollte er umgesetzt werden, ähnliche Probleme, jedoch in potenzierter Form, erzeugen. Welcher Druck lastet dann auf dem jungen Migranten, wenn das Schicksal seiner Familie von seinen Zensuren abhängt? Und welcher anständige Lehrer wird dem Abschiebekandidaten in spe noch andere als gute Noten geben?
Es wird Zeit, dass Niedersachsen seine Asylpolitik ändert, und zwar prinzipiell, nicht nur mit „großmütigen Gnadenbeweisen“ gegen einzelne.

Althusmanns „Oberschule“ ist keine Gesamtschule

Aus durchsichtigen Gründen betont die Braunschweiger Zeitung immer wieder, Kultusminister Althusmanns neue „Oberschule“ sei doch eigentlich eine Gesamtschule. Den Kritikern der niedersächsischen Schulpolitik soll suggeriert werden, sie könnten sich doch mit dem Erreichten zufrieden geben. In der Tat kommt Zustimmung aus Kreisen von Handwerk und Wirtschaft, die zuvor ein Ende des dreigliedrigen Schulsystems verlangt hatten, weil es zu wenige Fachkräfte produziere, die angesichts des demografischen Wandels gebraucht würden. (Auch die kommunalen Verwaltungen, vor allem in den Landkreisen, werden zufrieden sein, weil sie sich dann nicht mehr mit sterbenden Hauptschulen herumplagen müssen.)
Aber wird die neue Erfindung, die so neu gar nicht ist (anderswo, vor allem im Osten, gibt es sie bereits, nur da führt sie keinen so anspruchsvollen Namen!), dieser Erwartung tatsächlich auch gerecht?
Zum einen fehlen die Gymnasiasten, die in der IGS ein Drittel der Schüler ausmachen und von denen man erwartet, dass sie die anderen „mitziehen“ (schließlich lernen Schüler am meisten von anderen Schülern). Auch scheint es zweifelhaft, dass jede „Oberschule“ einen Gymnasialzweig, wie er von Althusmann in Aussicht gestellt wurde, erhält – die Konkurrenz für die „normalen“ Gymnasien wäre zu groß.
Weiterhin müssen die neuen Schulen von Klasse 5 an 2-3 „Angebotsprofile“  vorweisen, was entweder zu einer äußeren Differenzierung in den Fächern Deutsch, Englisch und Mathematik oder aber zu unterschiedlichen Kennzeichnung der Noten führt, aus denen klar hervorgeht, in welchem Zweig sich der Schüler befindet.(Die Integrierten Gesamtschulen geben in diesen Klassenstufen überhaupt noch keine Noten!)
Es wäre im Grunde wieder das alte System, nur ein bisschen besser verpackt. „Mogelpackung“ nennt man dergleichen.
Also muss es bei der Forderung nach mehr Gesamtschulen bleiben.


Leserbrief der Schlossallianz: "Meistbesuchtes Schloss der Welt"

Dr. Bernd Wedemeyer, promovierter Kunstgeschichtler, Schlossfreund der ersten Stunde und Verfasser der einzigen Monographie über das Braunschweiger Residenzschloss (und zwar über das wirklich originale Schloss, nicht das original rekonstruierte Schloss), leistete mit einem in der BZ am 22.10 erschienenen Leserbrief wesentliche Aufklärungsarbeit über Charakter und angemessene Nutzung des heutigen Schlosses. Er schrieb:

Herr Fiene und Herr Rauschenbach und einige andere Unverbesserliche haben es immer noch nicht richtig verstanden. Vielleicht sollten sie das neue Schloss mal von innen besuchen und würden dann feststellen - auch wenn`s schwer fällt - , daß es sich doch um ein echtes Schloss handelt.
Das hat sich mit Bibliothek, Archiv, Quadriga und vielem anderen und bald auch mit dem neuen Museum zum echten kulturellen Mittelpunkt von Stadt und Region gemausert. Da gehört sich es doch eigentlich, wenn es etwas weniger schrill und grell zur Abendparty geht. Das ist dann höflich, Herr Fiene!

Ich schrieb daraufhin folgenden Leserbrief an die BZ:

Herr Dr. Wedemeyer hat recht. Natürlich ist unser Schloss ein richtiges Schloss. Ich empfehle jedem, der das bezweifelt, einmal durch den Haupteingang zu gehen, ehe er weiter die Realität leugnet. Dann wird er feststellen, dass das Schloss auch hinter der Fassade 1:1 original rekonstruiert ist. Ganz so wie versprochen.
Die Besucherzahlen sprechen im übrigen für sich. Schätzungsweise 10 Millionen Besucher hat das Braunschweiger Schloss jährlich, vier mal so viel wie Neuschwanstein, das angeblich meistbesuchte Schloss der Welt. Hand aufs Herz: Würden so viele Menschen in unser Schloss strömen, wenn es nur eine simple shopping mall wäre, wie leider immer wieder -unlängst sogar von der New York Times- in Unkenntnis der Sachlage behauptet wird?
Der an Tiziano verpachtete herzogliche Ballsaal ist das hochwertige Herzstück unseres Residenzschlosses. Uns Braunschweigern ist der Saal damit Inbegriff dessen, was wir unter Kultur, Identität und Würde verstehen. Ehrfurchtsvolle Demut in angemessener Kleidung ist an diesem Ort selbstverständlich. Partys bitte woanders!

Matthias Witte
Ehrenvorsitzender der Schloss-Allianz 1:1 original

Die BZ druckte meinen Brief einfach nicht ab. Offensichtlich haben dort einige Unverbesserliche Schwierigkeiten, zu akzeptieren, dass unser Schloss ein Riesenerfolg ist. Schade! Aber auch ohne BZ wird sich die Wahrheit über unser Schloss (der Welt meistbesuchtes!) durchsetzen.

Schulpolitik Niedersachsen - Die Oberschule kommt

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In Niedersachsen sollen die Kommunen die Hauptschulen künftig abschaffen und mit Realschulen verschmelzen. Die neue Schule wird voraussichtlich den Namen Oberschule tragen, wie am Wochenende  bekannt wurde. Möglich sei zudem die Angliederung eines Gymnasialzweiges an die neue Oberschule. Allerdings sollen die bisher 256 niedersächsischen Gymnasien in ihrem Bestand keinesfalls bedroht werden.

Die Koalition sieht sich wegen des demographischen Wandels zur Reform der Schulstrukturen gezwungen. In den nächsten zehn Jahren sollen die Schülerzahlen in Niedersachsen um 230.000 auf 700.000 sinken. In vielen Städten und Lankreisen bluten die Hauptschulen aus, an den Gymnasien dagegen herrscht Gedränge.

Weitere umfassende Informationen zu diesem Thema mit einem Interview mit dem GEW-Vorsitzenden Eberhard Brandt in der neuen Ausgabe der Zeitschrift "Publik".

Braunschweiger Zeitung: Stuttgart 21, Braunschweig 0


Braunschweiger Zeitung, Samstag, 2. Oktober 2010

Seite 4, „Meinung“, „Diese Woche“, „Baurecht und Bürgerwut“ von Chefredakteur Armin Maus

Sehr geehrter Herr Maus!

Ihrem Artikel entnehme ich, dass Sie für die Gegner des Projekts „Stuttgart 21“ Partei ergreifen. Ihre Argumentation ist löblich. Ein kleiner Hinweis: Tauschen Sie „Stuttgart“ gegen „Braunschweig“, „Mappus“ gegen „Hoffmann“ und „Bahnhof“ gegen, sagen wir, „Flughafen“, gerne auch „Schlossarkaden“, „Golfplatz“, Spaßbad“ oder „FBZ“, dann verlegen Sie Ihre Meinung vor Ihre neue Haustür und bewirken damit Gutes.

Gutes Gelingen!



Seite 22, „Braunschweig“, „Schandflecken Hitparade der Baufälligkeiten“ von Norbert Jonscher

Sehr geehrter Herr Jonscher,

wer erhebt Sie eigentlich zum Herren über Schön und Hässlich? Und woher nehmen Sie das ganze Geld, es den Eigentümern der von Ihnen fotografierten vermeintlichen Schandflecken in die Hand zu drücken, um aus Braunschweig die seelenlose, uniformierte Kulisse zu machen, die Ihnen offenbar vorschwebt? Auf der anderen Seite gebe ich Ihnen Recht: Es gibt zahlreiche Schandflecken in der Stadt. Hiermit komme ich Ihrer Aufforderung nach, Ihnen solche zu nennen, denn Schönheit liegt schließlich im Auge des Betrachters:

- Schlossarkaden
- Hauptbahnhof
- Galeria Kaufhof
- Karstadt
- Rizzi-Haus
- Viewegstraße
- ...

Überdies: Wenn Sie schon so auf Hoffmans Linie gegen die Subkultur wettern, warum fehlen denn neben „Herr Tegtmeyer“ und „Haifischbar“, wo ja bekanntlich nur Langhaarige, Punks und sonstige Wildpinkler verkehren, vergleichbare Etablissements wie „Silberquelle“, „Zum Schweinebärman Bar“, „Nexus“ und so weiter? Bitte formen Sie doch Ihren Widerstand gegen alles für Sie unkalkulierbar Bunte geschlossener und eindeutiger. Damit der Leser ein vollständigeres Feindbild hat.

Filmpremiere: Water Makes Money.

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Heute, am Donnerstag, hatte der Dokumentarfilm „Water makes money“  von Leslie Franke und Herdolor Lorenz zur Wasserprivatisierung Premiere und zwar zeitgleich in über 100 deutschen, französischen und anderen europäischen Städten und Gemeinden. Obwohl der Film hauptsächlich die Situation in Frankreich betrachtete, war Braunschweig mit Oberbürgermeister Dr. Hoffmann und Ratsherr Peter Rosenbaum (BIBS) prominent vertreten. Beide selbstverständlich mit unterschiedlichen Positionen.

So langsam wird die Wahrheit an die Oberfläche gespült. Ausgerechnet in ihrer Heimat stehen die französischen Platzhirsche im Wasser-Weltmarkt Veolia und Suez massiv in der Kritik. Dort haben die Konzerne die Wasserversorgung weitgehend unter Kontrolle und dort sieht es Jahre nach der Privatisierung schlecht aus. Bürger und Gemeinden, Paris vorweg, haben von den miserablen Leistungen der Wasserkonzerne die Nase gestrichen voll. Die Preise sind 20-60% höher als bei den staatlichen Versorgern, das Trinkwasser muss gechlort werden, weil die Leitungen marode sind, und besonders skandalös sind die Geheimverträge zwischen Konzernen und Gemeinden. Alles ist der demokratischen Kontrolle entzogen. Der Oberbürgermeister von München Uhde brachte es auf den Punkt.

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Landesregierung behindert Volksbegehren

Am 14.9.2010 hat die Niedersächsische Landesregierung auf unseren Antrag vom 28.5.2010 über die Zulässigkeit des Volksbegehrens für gute Schulen entschieden. Sie hat zwar grundsätzlich die Zulässigkeit bestätigt, aber eine „Maßgabe“ beschlossen, die den § 3 des von den Initiatoren vorgelegten Gesetzentwurfs betrifft. Dieser Paragraf befasst sich mit den Vollen Halbtagsschulen. Siehe dazu die Presseerklärung.

"Die Fassade"

Unter diesem Titel ist ein Braunschweig-Krimi von Bernd Storz erschienen. Er beginnt mit einem Doppelmord. „Schloss-Arkaden-Manager und Welfenprinz erschossen“ titelt die Braunschweiger Zeitung. Der Verdacht fällt auf einen politisch engagierten Kunststudenten, dessen Vater sich jahrelang in der Bürgerinitiative gegen den ECE-Bau engagiert hatte.  Dieser beauftragt die Detektivin Mara Zielinski, um die Unschuld seines Sohnes zu beweisen. In dem flott und spannend geschriebenen Krimi begegnet uns Einiges mit Wiedererkennungswert: eine Demonstration vor dem ECE mit Trommeln und goldenem Kalb, ein Oberbürgermeister mit NPD-Vergangenheit, die Brunsviga, Mutter Habenicht und viele andere bekannte Orte in der Stadt. Die Geschichte nimmt jedoch einen ganz unerwarteten Verlauf…

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Im Rahmen des Braunschweiger Krimifestivals liest Bernd Storz am 25. Oktober aus seinem Buch. Unser-braunschweig.de hatte Gelegenheit, dem Reutlinger Autor einige Fragen zu stellen.

Herr Storz, wie kamen Sie als Nicht-Braunschweiger auf die Idee, einen Braunschweig-Krimi zu schreiben?

Braunschweig ist eine von vier Städten, in denen meine Detektivin Mara Zielinski bislang ermittelt, der Vorschlag kam von meinem Verlag. Der Wartberg Verlag hat ja bereits mehrere Bücher über Braunschweig herausgebracht.

Wie ist es Ihnen gelungen, sich die notwendigen Informationen über die Braunschweiger Verhältnisse zu beschaffen?

Ich wollte wissen, was die Braunschweiger in den letzten Jahren besonders bewegt hat.  Die Auseinandersetzungen um den Bau des ECE drängten sich natürlich sofort ins Blickfeld. Aber ich wollte die Stadt auch "von innen heraus" kennen lernen, habe eine Woche lang in Braunschweig recherchiert, mich mit Leuten unterhalten und mit einer Braunschweiger Autorin, Edith Köhler und deren Mann, die hier aufgewachsen sind. Spezielle Webseiten, Literatur und eine Broschüre der Schlossparkfreunde waren der Ausgangspunkt.

Verbinden Sie ein persönliches Anliegen mit diesem Buch?

Ich bin ein politisch und historisch interessierter Mensch, der gerne hinter die Fassade schaut. Daher verbinde ich, wie einige meiner Kollegen auch, gerne fiktive Geschichten mit einem realen gesellschaftlichen Hintergrund.

Die Lesung findet statt am Montag, den 25. Oktober um 19.30 Uhr im Kleinen Haus des Staatstheaters.
Karten:  12 €  VVK, 16 € AK (bei Graff mit Graff-Card 10 €)

Initiative für eine fünfte IGS gegründet


Erneut haben für dieses Schuljahr 324 Kinder eine Absage erhalten, die sich für eine der vier bestehenden Gesamtschulen angemeldet hatten.
Daher hat sich eine überparteiliche Initiative gegründet, die in enger Zusammenarbeit mit der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) das Ziel verfolgt, die Öffentlichkeit auf dieses Problem aufmerksam zu machen und gleichzeitig im Rat bzw. Schulausschuss auf eine Beschlussfassung zu dringen.

Die Initiative ist sich darüber im Klaren, dass die Standortfrage das schwierigste Problem sein wird.
Anders als SPD-Fraktionsvorsitzender Pesditschek, der das Thema auch aufgegriffen hat, will sie sich nicht von vorn herein auf einen bestimmten Standort festlegen. Sie fordert vielmehr einen Schulentwicklungsplan für Braunschweig, der langfristige Planungen und Entscheidungen ermöglicht. Die bisherige, auf Improvisation beruhende Schulpolitik der Stadt, die erst kürzlich infolge von Raumnot in der Schunteraue zur unpopulären Verlagerung von Schulorten führte, müsse ein Ende haben.

Im Übrigen wehe aus Hannover nicht mehr der ganz kalte Wind der Ablehnung von Gesamtschulen, sondern – unter dem Druck zahlreicher CDU-Politiker auf dem flachen Lande – mache sich ein Hauch von pragmatisches Denken breit, das nicht mehr auf der bisher geforderten Fünfzügigkeit der IGS bestehe.  Vielleicht kommt etwas davon nach Braunschweig, wo die Mehrheitsparteien im Rat bisher mauern.

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