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Klimaschutz mit Kraftzwerg?

Braunschweig hat ein umweltfreundliches Kraftwerk bekommen! Anders als die Werbung von BS Energy glauben machen will - einen Meilenstein in der deutschen Kraftwerksgeschichte hat das Unternehmen damit nicht gesetzt.

Auch andere Betreiber von Energieerzeugungsanlagen modernisieren ihren Kraftwerkpark. Die vom Umweltbundesamt zum Jahresende 2006 erstellte „Datenbank der in Betrieb befindlichen Kraftwerke“ zeigt: Schon vor mehr als vier Jahren waren in Deutschland 24 erdgasbefeuerte GUD-Anlagen mit Kraftwärmekoppelung in Betrieb; davon haben 9 ein deutlich höheres Leistungsvolumen als das neue Braunschweiger Kraftwerk. Seit 2007 sind weitere große GUDs dazugekommen. U. a. powert in Lingen eine 875-Megawatt-Anlage.

Die BS Energy-GUD befördert Braunschweig auch nicht in den Stand der deutschen Klimaschutzvorreiter. Die 86-Millionen-Euro-Investition reicht nicht einmal, um in die dritte Liga aufzusteigen. Mit einem elektrischen Leistungsvolumen von 77 Megawatt und der Möglichkeit, jährlich 480 GWh Strom zu erzeugen, lassen sich die hohen Klimabelastungen des Braunschweiger Energieversorgers nur minimal abbauen.

Verbraucher können im Internet nicht nur Strompreisvergleiche anstellen. Dort finden sich - dank der gesetzlich geregelten Stromkennzeichnung - auch auf Vergleich angelegte Zahlen zum Umwelthandeln von Energieversorgungsunternehmen (EVU). Jedes EVU muss die Umweltqualität seiner gesamten, verkauften elektrischen Energie beziffern (sowohl die, die aus eigenen Kraftwerken kommt, als auch die, die bei anderen Unternehmen bzw, an der Strombörse erhandelt wird) und seinen „Strommix“ veröffentlichen. Aus der Zusammenschau der Angaben aller EVUs wird der „Strommix Deutschland“ als durchschnittliche Bezugsgröße errechnet.

Die in der nachstehenden Grafik vorgenommene Gegenüberstellung bildet exemplarisch die großen Unterschiede im Umwelthandeln von EVUs ab.

stromvergleichDie aktuellsten, öffentlich zugänglichen Daten zum Umwelthandeln von BS Energy beziehen sich auf das Jahr 2009. Danach hat der Strommix BS Energy einen CO2-Gehalt von 610g/kWh; er übersteigt die Treibhausgasemissionen aus dem bundesdeutschen Strommix, der 508g CO2 pro kWh verursacht, um 20%.

Für das Jahr 2009 weist BS Energy einen Stromabsatz von 3 850 GWh aus. Die Multiplikation dieser Menge mit dem Emissionsfaktor 610g/kWh ergibt einen  Treibhausgasausstoß von 2 348 500 Tonnen Kohlendioxyd.

Laut BS Energy lassen sich mit dem neuen Kraftwerk jährlich 35.000 Tonnen CO2 einsparen. Bezogen auf das Jahr 2009 wäre das ein Abbau der Treibhausgasemissionen um 1,5%. Im Endeffekt ergibt sich: Trotz der schönen GUD hinkt BS Energy im Klimaschutz einem nur durchschnittlich umweltengagierten Energieversorgungsunternehmen immer noch um 18,5% hinterher.

Das neue, in Braunschweig ans Netz gegangene Kraftwerk verkörpert alles andere als einen Meilenstein im deutschen Klimaschutz. Es steht für einen mehr als überfälligen Umweltbeitrag. Vor diesem Hintergrund ist das neue Kraftwerk von BS Energy ein Kraftzwerg.

Anmerkung:  Das Bezugssystem für die Errechnung der CO2-Reduktion um 35 000 Tonnen lässt BS Energy im Dunkeln. Wie fragwürdig der Informationswert dieser Einsparquote ist, verdeutlichen vier sich widersprechende „Erläuterungen“, die von vier hoch kompetenten Personen abgegeben und öffentlich bekannt gemacht wurden (s. nachstehende Übersicht). Dies lässt vermuten, dass die genannte Einsparquote eine erdachte Größe ist, für die es weder bei BS Energy noch bei der Stadt Braunschweig eine fundierte Berechnungsgrundlage gibt.

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Zum Umwelthandeln von BS Energy auch auf braunschweig-spiegel.de:
Vernebelung von Atomstromgeschäften

 


Kommentare   

 
0 #1 Susanne Schmedt 2011-06-26 02:24
Guten Tag Frau Beneke,
ihre Beiträge zum Thema Klimaschutz sind sehr informativ und sprechen ein Thema an, dass auch mir am Herzen liegt. Vielen Dank dafür! Falls es einen Arbeitskreis o. ä. heirzu gibt, würde ich mich gern noch weitergehend informieren.
Vielleicht geben Sie mir eine kurze Rückmeldung.
Mit freundlichen Grüßen
Susanne Schmedt
 
 

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