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Wie umweltfreundlich sind Strom und Fernwärme von BS Energy?

Mit einem immensen Werbeetat wird es den Braunschweigern auf Schritt und Tritt eingeflößt: BS Energy ist der Inbegriff des umweltfreundlichen Energieversorgers. Im Herbst 2008 verkündete das Unternehmen, Vorreiter in Sachen Klimaschutz werden zu wollen. Entspricht diese Strategie der tatsächlichen Qualität seiner Erzeugnisse?

Seit zwei Jahren sind Energieversorger gesetzlich verpflichtet, ihre Abrechnungen mit einem Stromherkunftsnachweis zu versehen. Ein Blick darauf ergibt: Obwohl der Strom von BS Energy im Jahr 2008 zu 25% aus Atomkraftwerken kam, der Naturstromanteil bei 16% lag und ein Teil der Energie in Kraftwärmekoppelung produziert wurde, waren die Treibhausgas-Emissionen in 2008 um 8% höher als beim Strommix Deutschland, der die Umweltauswirkungen der gesamten in Deutschland verkauften Elektrizität beziffert.(1)

Sicher wird der Energiemix BS Energy mit der Inbetriebnahme des Gas- und Dampfturbinenkraftwerks verbessert. Aber auch andere Energieversorger sind innovativ, so dass die Vorreiterrolle nicht allein dadurch gesichert sein dürfte.

Die Stadt Braunschweig hat sich freiwillig der Aufgabe angenommen, einen gesamtstädtischen Klimaschutzplan zu erstellen. Den Ausgangspunkt dafür sollen Treibhausgas-Bilanzen bilden, die die Stadt bereits auf ihrer Internetseite veröffentlich hat. Sie beanspruchen u.a. über den Energieverbrauch sowie über die damit verbundenen CO2-Emissionen privater Haushalte, Unternehmen und städtischer Einrichtungen Auskunft zu geben. Rat und Verwaltung betrachten diese Bilanzen als Grundlage, um ein auf Braunschweig zugeschnittenes Konzept zur Reduzierung des CO2-Ausstoßes zu entwickeln.

Die vorliegenden - und kontinuierlich fortzuschreibenden - Treibausgas-Bilanzen basieren hauptsächlich auf Daten von BS Energy. Das Unternehmen stellt zum einen Angaben zum Gas-, Strom- und Fernwärmeverbrauch seiner Kunden zur Verfügung. Zum anderen ist es - als erklärter Hauptlieferant der in Braunschweig benötigten Energie - gefordert, die Emissionsfaktoren für die von ihm erzeugten bzw. verkauften Produkte bekannt zu geben. Mit einer nachvollziehbaren Darstellung der energieerzeugungsbedingten Emissionsfaktoren könnte BS Energy die Kunden - jenseits von Werbung - über seine Fortschritte im Klimaschutz informieren. Durch einen Abgleich mit dem Strommix Deutschland ließe sich die Position im Umweltschutzranking der Energieversorger dokumentieren.

Eine nähere Betrachtung der für den Klimaschutzplan notwendigen Treibhausgas-Bilanzen, Langfassung Stand 05.07.2010 (2), zeigt: Die für die Jahre 2007 und 2008 zugrunde gelegten Emissionsfaktoren für Strom und Fernwärme sind aus unerklärlichen Gründen nur geschätzt bzw. unstimmig (3). Zudem erfolgte die Bilanzierung mit einem Energiemix, der keinerlei Bezug zur gesetzlich geforderten Stromkennzeichnung hat. Gerechnet bzw. argumentiert wurde mit einem Energiemix-Modell ohne Atomstrom und ohne Strom aus dem Kohlekraftwerk Mehrum; BS Energy hält daran einen Anteil von 16,7%. Dieses Kraftwerk liefert bis heute rund die Hälfte des in Braunschweig benötigten Stromes  (4). Somit dienen die getroffenen Annahmen und die errechneten Treibhausgas-Bilanzen nicht der Erhellung sondern der Verunklarung und Verdeckung von umweltrelevanten Sachverhalten. (5)

Sollten die bisher vorgelegten Treibhausgas-Bilanzen nicht korrigiert werden, würde die Stadt Braunschweig ihren Bürgern statt eines Klimaschutzkonzeptes ein Marketing-Instrument für BS Energy unterbreiten. Das Unternehmen könnte sich ohne plausible Begründung als Vorreiter im Umweltschutz ausweisen und angebliche Wettbewerbsvorteile gewinnbringend nutzen. Eine derartige Verwendung öffentlicher Mittel wäre verantwortungslos. Bleibt zu hoffen, dass die Ratsmitglieder sich umgehend dieser Fehlentwicklung annehmen. Ein entsprechender Hinweis an sie ist ergangen. (6)

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