32. Braunschweig International Film Festival: Starke Frauen, neue Klänge


 

Sandrine Bonnaire ist Stargast und Preisträgerin des diesjährigen Braunschweig International Film Festival. Foto: Filmfoto „Salaud, on t’aime“.

Zwischen das Eröffnungskonzert mit neu geschriebener Musik zu „Panzerkreuzer Potemkin“ und der Verleihung des Filmpreises „Europa“ an Sandrine Bonnaire setzt das Braunschweig International Film Festival (BIFF) in diesem Jahr zwei deutliche, thematische Schwerpunkte. Starke Frauen und ambitionierte Filmmusiken bilden die Klammer über 206 Kurz-, 110 Langfilmen und sieben zum Teil erstmals aufgeführten Filmkonzerten.

 

Festivaldirektor Michael P. Aust, Staatstheater-Gebneralintendantin Dagmar Schlingmann und Sponsor-Vertreter Dr. Frank Woesthoff stellten das diesjährige Filmfest vor. Foto: Marcus von Bucholz

Den Auftakt-Paukenschlag liefert das Orchester des Braunschweiger Staatstheaters unter Komponist und Gastdirigent Yati Durand am 5. November in der Stadthalle mit seiner 2011 entstandenen Musik zu Sergej Eisensteins Weltkinoepos über die (gescheiterte) russische Revolution 1905. Mit Charlie Chaplins „Goldrush“, dem auf Remarque’s Buch basierenden Film „Im Westen nichts Neues“, “J’accuse“ aus dem Jahr 1919 und „Claire“ (Milford Thomas, 2001) erprobt das BIFF die Vertonung weiterer Stummfilm-Klassiker. Dem ehmaligen „CAN“-Gründer und Filmkomponisten Irmin Schmidt werden eine Retrospektive, ein Werkstattgespräch und ein Konzert mit dem Staatsorchester Braunschweig gewidmet (7. November), das er selbst dirigiert. Staatstheater-Intendantin Dagmar Schlingmann: „Ich freue mich ganz besonders auf diese Kooperation mit dem BIFF. Es war immer meine Philosophie, das Staatstheater mit anderen Kultureinrichtungn der Stadt zu vernetzen.“

 

Dagmar Schlingmann freute sich auf die Zusammenarbeit ihres Staatstheaters mit dem BIFF. Foto: Marcus von Bucholz

Mit einem Etat von 680.000 Euro, einem Preisgeldvolumen von 53.500 Euro (davon allein 20.000,- für die „Europa“) und erwarteten 25.000 Zuschauern spielt das BIFF laut Festivaldirektor Michael P. Aust zwar noch nicht in der höchsten nationalen Liga mit, kann aber Ausrufezeichen setzen: „Innerhalb der sieben Tage präsentiert das Festival 12 Welt-, eine Internationale Premiere, zwei Europäische Premieren und 57 Deutschland-Premieren.“ Zehn europäische Debüt- und Zweitfilme gehen für den Publikumspreis „Der Heinrich“ und den erstmals vergebenen „Volkswagen Financial Services Filmpreis“ (jeweils 10.000 Euro) ins Rennen. Neu sind der „queere Filmpreis“, die Reihe „Green Horizons“ und der „Braunschweiger Filmpreis“ für die beste Newcomerin/den besten Newcomer der Reihe „Neue deutsche Filme“.

Mit einer Sondervorstellung erinnert das Festival an den ukrainischen Regisseur Oleg Senzow, der sich seit Monaten im Hungerstreik befindet. Er wurde in einem, so „Amnesty International“, unfairen Militärgerichtsprozess zu 20 Jahren Haft verurteilt. Das BIFF zeigt seinen ersten Langfilm aus dem Jahr 2011.

Filme über Astrid Lindgren, die „Frankenstein“-Erfinderin Mary Shelley, acht Filme von und mit Preisträgerin Sandrine Bonnaire rücken den Beitrag von Frauen in der internationalen Filmgeschichte in den Fokus. 135 der rund 350 gezeigten Werke stammen von Regisseurinnen, darunter die Wettbewerbsbeiträge „Luna“ (Elsa Diringer), „Womit haben wir das verdient“ (Eva Spreitzhofer) „Sookee“ (Kerstin Polte) und, und, und. Die Reihe „Beyond. No Surrender“ will, so Aust, „höchst unterschiedliche Frauenwelten unkonventionell ins Zentrum stellen“. Wobei hinter der Kamera und am Regiepult durchaus auch Männer standen („Girl“, Buch & Regie: Lukas Dhont und Angelo Tijssens).

Beiträge aus 59 Ländern spiegeln in diesem Jahr die Internationalität des Festivals wider. Sonderveranstaltungen wie das „Kinderwagenkino“ (mit gedämpftem Ton und Halblicht im Saal), das „Kurzfilmfrühstück“ oder die beliebten Horror-Nächte suchen ihr spezielles Publikum. Vorträge, Konzerte, Partys und Lesungen an 19 verschiedenen Standorten in der Stadt ergänzen das BIFF-Programm.

Der Kartenvorverkauf beginnt online am 3. Oktober. Alle Infos hier