Lobbyverein verfälscht eigene Studienergebnisse
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- Veröffentlicht: Samstag, 08. November 2014 18:21
- Geschrieben von foodwatch-Team
Ob es um Herkunftsangaben geht oder um den Einsatz von Agrargentechnik: Die Menschen wünschen sich mehr Informationen über Lebensmittel. So hat es eine ganze Reihe von Umfragen ermittelt. Da überraschte eine neue Studie, veröffentlicht vom Lobbyverein "Die Lebensmittelwirtschaft": Demnach fordert eine große Mehrheit der Verbraucher "keine zusätzlichen oder umfangreicheren Informationen aktiv ein". Vorhandene Informationen nutzten sie zudem "nicht oder kaum". Fazit der Branchenlobbyisten: Die ganze Debatte um mehr Transparenz gehe an den Menschen völlig vorbei.
Sind Sie auch so verblüfft wie wir es waren, als wir diese Analyse lasen? Die Aufklärung: DER VEREIN "DIE LEBENSMITTELWIRTSCHAFT" HAT DIE ERGEBNISSE DER STUDIE IN SEINER PRESSEMITTEILUNG ÄHNLICH GESCHÖNT WIE MANCHER HERSTELLER DEN ZUCKERGEHALT SEINER FRÜHSTÜCKSFLOCKEN.
Erst wer sich die ausführliche Ergebnispräsentation (hier: http://mailings.foodwatch.de/c/16028743/430f7fcd81860-neokh)
der Autoren der Uni Göttingen beschafft hatte, erfuhr dagegen: 90 Prozent (!) der Verbraucher lesen sich vor dem ersten Kauf eines Produktes die Informationen auf der Verpackung "gelegentlich", "oft" oder sogar "immer" durch; nur 10 Prozent der Verbraucher tun dies "selten" oder "nie". Und 92,4 Prozent (!) der Befragten stimmen der Aussage "Es sollten mehr Informationen über Lebensmittel zur Verfügung stehen" voll und ganz, eher oder teils/teils zu. Daraus die Botschaft abzuleiten, die Verbraucher wollten nicht mehr Information und läsen ohnehin nicht, was auf dem Etikett steht - darauf muss man erst einmal kommen. Die Lobbyisten haben offenbar ein ziemlich gestörtes Verhältnis zu Wahrheit und Transparenz.
Das erklärt zumindest das Ergebnis einer weiteren Frage, die "Die Lebensmittelwirtschaft" in ihrer Pressemitteilung ebenfalls unerwähnt ließ: Nur 3,3 Prozent (!) der Befragten geben an, der Lebensmittelindustrie "voll und ganz" zu vertrauen, nur weitere 11 Prozentvertrauen ihr "eher". Warum nur?