Über die Kürze einer langen Nacht der Demokratie
- Sonntag, 13. November 2011 20:27
- Dr. Jan Straßenburg
Die Lange Nacht der Demokratie von Occupy Braunschweig Echte Demokratie ist vorbei. Um von einem Erfolg zu reden müsste man schon eingefleischter Politiker kurz nach einer Wahl sein. Es war keiner. Die Nacht wurde gegen 21 Uhr von den Organisatoren und damit von den letzten Getreuen beendet.
Der Hindernisse waren viele: Erst kam das Zelt verspätet an, dann fehlten die eigentlichen Aufbauer, so dass sich ein Häuflein Unbedarfter aus der hohlen Hand an den Aufbau eines Großzeltes machte. Die Folge: Viele der ca. 50 anwesenden Teilnehmer mussten um 17 Uhr in der heute hereingebrochenen Kälte länger auf den Beginn der Langen Nacht der Demokratie warten, als sie auszuhalten bereit waren. Sie gingen wieder.
Dann stand zwar das Zelt und Sambattac heizte den noch Anwesenden mächtig mit fetzigen Rhythmen ein... aber dann kam der Wind. Und nur eilige Sicherungsmaßnahmen am Zelt verhinderten schlimmeres. Die Temperatur viel weiter, es wurde zugig. Immerhin: Nach drei Begrüßungworten brachte der Sozialwissenschaftler Dr. Bernd Röttger die Zuhörer kursorisch auf den Stand der Dinge, was die grundlegenden Zusammenhänge zwischen Kapitalismus, Marktwirtschaft, Demokratie und Politik angeht. Ein durchaus anspruchsvoller aber auch spannender kleiner Vortrag, der gut zu einem Ausgangspunkt für die geplanten Diskussionen der Nacht hätte werden können. Sambattac spielte noch einmal auf. Und Wind und Kälte auch. Diese beiden blieben, als die Musik ging.
Übrig blieb die Kernmannschaft. Lediglich einige sporadisch vorbeikommende Besucher reihten sich ein in die kleine Gruppe um die Feuertonne. Sehr nette Studentinnen und Studenten aus Deutschland, Spanien, Schottland oder Peru. Diesen einen ausdrücklichen, herzlichen Dank für die Tapferkeit, eine Weile mit uns ausgeharrt zu haben. Ebenso tapfer fügte sich der von uns eingeladene Schriftsteller Axel Klingenberg, der diskutierend noch eine Weile bei uns blieb, obwohl seine Lesung bereits vom Winde verweht war. Und schließlich auch noch einen ganz großen Dank an die Dame, die uns auf unseren Aufruf hin noch eine Kanne Tee gebracht hat. Gegen 21 Uhr beschlossen wir dann, lieber gesund und munter am nächsten Tag um 10 Uhr auf dem Kohlmarkt weiterzumachen und räumten zu Dritt den Platz.
Nun denn, trotz allem war es ein ereigneisreicher und vor allem zum Nachdenken anregender Abend. Wir werden Bilanz ziehen, sehen, was wie und warum passiert ist, dass die Resonanz schlicht ausblieb und auch mal erfragen, wie es denn in anderen deutschen Städten gelaufen ist. Aus alledem werden sich neue Fragen und neue Ideen ergeben. Und nicht vergessen: Jede Erfahrung, die wir in unserem Leben machen, bringt uns voran. Occupy hin oder her.