Bäume in Riddagshausen weiter im Fokus - neue Fällungen
- Dienstag, 24. Februar 2015 11:21
- Uwe Meier
Am 22. Februar 2008 titelte der Braunschweig-Spiegel "Aufgeschoben ist nicht aufgehoben! - Kahlschlag in Riddagshausen ist noch nicht gestoppt". Wie wahr. Das Absägen geht weiter. Nur langsamer, Jahr für Jahr ein bischen - man spricht von Salamitaktik. Begründet wird die langsame Entfernung mit dem zunehmenden Verfall der Bäume, die entsprechend Gutachten unter Beobachtung stehen sollen, denn von ihnen gehe die Gefahr einer unzureichenden Verkehrssicherheit aus.
Stadtbäume stehen in unserer Stadt unter besonderer Beobachtung. Seit dem brutalen Kahlschlag des Schlossparks und den einhergehenden zynischen Bemerkungen des damaligen Oberbürgermeisters Dr. Hoffmann ist das Vertrauen dahin. Der Stadt wird alles zugetraut. Positive Aktionen der Stadt werden als selbstverständlich zur Kenntnis genommen. Es ist was zerbrochen, was nur schwer zu reparieren ist - nämlich Vertrauen in die politischen Gremien und das Stadtgartenamt. Die erneute Abholzaktion in Riddagshausen gibt den Skeptikern recht.
Baum 1: Der Baum ist auch im Kern gesund. Das äußere helle Gewebe unter der Borke, ist das Kambium und als ur-meristematisches Teilungsgewebe gesund und aktiv.
In Riddagshausen, am sog. Dreieck, das seit Hoffmanns Zeiten Borek gehört und seinerzeit mit einem Ausflugslokal bis in den Kreuzteich hinein bebaut werden sollte, sind zwei große Pappeln gefällt worden. Laut vorliegendem Bericht soll der Wurzelstock verfault gewesen sein. Das liesse natürlich Zweifel an der Standsicherheit zu. Die Bäume wären also zu entfernen.
Baum 2 wie Baum 1
Doch das stimmt nicht. Es bleiben Zweifel, die ausgeräumt werden müssen. Nach Augenscheinnahme waren die Bäume kerngesund (Foto). Keine Faulstellen an der Stammbasis, keine Indizien von Fäulnis an der Rinde, auch nicht im oberen Wurzelbereich. Der Wurzelstock ist verständlicherweise nicht einsehbar. Wie kommen die Diagnosesteller darauf, dass der Wurzelstock erkrankt war? Das sollten sie schleunigst erklären. Sie sollten dabei auch gleich erklären was unter Wurzelstock zu verstehen ist. Im botanischen Sinne gibt es den nicht. Es hat den Anschein, dass einfach wieder zwei Bäume dran sein mussten, um langfristig das Ziel der Baumfreiheit zu erreichen, was schon damals geplant war.
Großflächige, schwere Verletzung des hoch aktiven hellen Rindengewebes.
Doch das ist nicht alles. In unmittelbarer Nähe der gefällten Bäume ist wahrscheinlich durch den "Säger" einem Baum eine schwere Verletzung ohne ersichtbaren Grund zugefügt worden. Es sollte ein dicker Ast abgetrennt werden und heraus gekommen ist ein Desaster, das an einen Baumfrevel erinnert (Foto). Es besteht berechtigter Zweifel, dass der "Säger" sachkundig und zuverlässig ist und seine Vorgesetzten das nicht erkennen.
Der im Gutachten in der Literaturliste genannte Baumexperte Dr. Balder von der Technischen Fachhochschule Berlin wäre an dieser Stelle falsch zitiert. Denn gerade Prof. Balder ist seit Jahrzehnten ein energischer Verfechter der Baumgesundheit, vor allem im Sinne der Minimalverletzungen bei Schnittmaßnahmen, um die Vitalität nicht zu gefährden.
Die Verletzung des Baumes und das Abholzen der Bäume ohne ersichtlichen Grund bringt auch eine Gesinnung zum Ausdruck, die heute nicht mehr hinzunehmen und die mit dem Wort "Respektlosigkeit" dem Lebendigen gegenüber zu bezeichnen ist. Respekt vor dem Leben ist ein Kulturgut mit hoher Symbolkraft für das Leben und Überleben des Menschen (KARAFYLLIS (S. 43) und CARSTENSEN (S. 69) in MEIER, U.: "Agrarethik - Landwirtschaft mit Zukunft").
Fazit: Das Fällen gesunder Bäume und das Schneiden mit gröbsten Verletzungen, lässt nicht nur auf mangelnde Sachkunde und handwerkliches Geschick schließen, sondern auch auf nicht wahrgenommene Verantwortung durch Vorgesetzte (Aufsichtspflichtverletzung). Das vorliegende Gutachten scheint nicht umsetzbar zu sein. Augenscheinlich geht es immer noch darum, das boreksche Grundstück baumfrei zu machen. Die zu Recht grundsätzlich bemängelte Verkehrsunsicherheit der Pappeln, scheint nur ein vorgeschobenes Argument zu sein, um frühere Ziele weiter zu verfolgen.
+1 #1 Sabine siems 2015-02-25 07:12
Letzte Woche gab es eine Unterschriftena ktion in Gliesmarode, um zu verhindern, dass der Messeschnellweg für den Schwerlastverke hr ausgebaut wird - bei gleichzeitiger( !) Verlegung des Fahrradverkehrs auf die Fahrbahn. Ist doch ne super Kombination, Schwerlaster und Fahrräder nebeneinander im schönsten Naherholungsgeb iet Braunschweigs. Manchmal frage ich mich, ob es einen Alkoholzwang bei den Ratssitzungen in Braunschweig gibt und alle Beschlüsse nach Eintreten des temporären Hirnausfalls gefasst werden. Danke für eure Berichterstattu ng.
