Nur noch wenige Jahre für die Pappeln in Riddagshausen?
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- Veröffentlicht: Montag, 08. Oktober 2012 23:11
- Geschrieben von Kristine Schmieding
Im Auftrag der Stadt Braunschweig untersuchte das Gutachterbüro Hendrik Halfmann im Januar dieses Jahres 14 Pappeln an der Ebertallee. Eine Pappel wurde daraufhin sofort und unangekündigt gefällt – eine Aktion, die große Empörung und Besorgnis bei den Anwohnern auslöste. "Pappeln in Riddagshausen - Falscher Alarm? (B-S)
Dem Bezirksrat 112 wurde dazu nach einer Anfrage im März mitgeteilt, dass der Gutachter die „Reststandzeit der Bäume auf maximal 3-4 Jahre“ schätzt.
Foto: Hybridpappeln vorne und hinten, dazwischen Pyramidenpappeln
Eine Aussage, die alle alarmieren muss, die im Winter 2008 zur Rettung der Pappeln beigetragen haben. Die Bäume am Kreuzteich bleiben stehen (B-S)
Allerdings stehen insgesamt 41 Pappeln an der Ebertallee. Die jüngeren Pyramidenpappeln und vor allem auch die 9 besonders eindrucksvollen Hybrid-(Kanada-)Pappeln gelten als weniger geschädigt, so dass die überwiegende Zahl der Bäume aktuell nicht gefährdet ist (Baumkataster der Stadt Braunschweig).
Nur bei den 14 älteren Pyramidenpappeln hat man die Nummern mit roter Farbe auf die Stämme geschrieben und sie im Januar nun zum zweiten Mal eingehend untersucht (u.a. mit Hilfe von Zugversuchen). Als Baumart gilt die schlanke Pyramidenpappel im Alter als relativ problematisch, was Bruchgefahr und Standfestigkeit betrifft. Bereits im Jahr 2010 waren diese Pappeln in gleicher Weise und durch dasselbe Gutachterbüro untersucht worden. Das damalige Urteil lautete für 8 der Bäume:„Muss gefällt werden“ – in 3 Fällen sogar kurzfristig. Bei zwei weiteren Bäumen gab es als Alternative:„Muss gefällt oder massiv eingekürzt werden“. Dem Fachbereich Stadtgrün ist es zu verdanken, dass 13 der Bäume durch Rückschnitte erhalten werden konnten - und zwar so, dass sie zur Zeit (bis auf einen) als stand- und bruchsicher gelten.
Foto: Der Gutachter empfiehlt die Fällung der Pappel Nr. 40 (vor dem Abfallbehälter) in diesem Herbst
Die Prognose des Gutachters für die verbleibenden Pyramidenpappeln ist dennoch ungünstig, er geht davon aus, dass die Bäume nur noch bis höchstens 2015/16 zu erhalten sind. Bei dieser Einschätzung spielen offensichtlich auch wirtschaftliche Überlegungen eine wichtige Rolle: „Derart geschädigte Bäume benötigen eine intensive Überwachung, was letztendlich den Zeitwert des Baumes deutlich überschreitet.“ (Gutachten, S. 83). Es ist zu hoffen, dass der Fachbereich Stadtgrün sich auch dieses Mal seine eigenen Gedanken macht. Denn der eigentliche „Zeitwert“ dieser Pappeln besteht in ihrem ökologischen Wert.
In den letzten Jahren hat eine wissenschaftliche Neubewertung der Pappel als Baumart stattgefunden:„Es stellte sich heraus, dass die Hybridpappel (Populus x canadensis) für Schmetterlinge glücklicherweise ein nahezu gleichwertiger Ersatz für die fast ausgestorbene Schwarzpappel ist. (…) Ohne die Hybridpappeln wären viele Schmetterlingsarten selbst längst sehr selten oder ausgestorben.“ (http://umverka.de/hefte/heft205/pappeln.html)
An der Ebertallee sind im Laufe der Jahre junge Pappeln zwischen den alten Bäumen nachgewachsen. Es wäre sehr zu wünschen, dass noch vorhandenen Lücken bald geschlossen werden. Dies könnte durch Anpflanzungen von Pappeln oder z.B. auch durch Eichen oder Eschen geschehen, eine Kombination, wie sie in der Fortsetzung der Reihe am Messeweg bereits vorhanden ist. Auf jeden Fall sollte der abschließenden (auch stilistisch nicht gerade überzeugenden) Empfehlung des Gutachtens widersprochen werden: „Kurz- bis mittelfristig wird man sich wohl der Diskussion einer Komplettentnahme … ernsthaft auseinandersetzen müssen.“
Ganz allgemein stellen alte Bäume einen Wert dar, der nach Möglichkeit bewahrt werden sollte. Auch wenn sie teilweise stark beschnitten sind, bieten die Pappeln in Riddagshausen doch einen weitaus schöneren Anblick als manch eine neu gepflanzte Baumreihe – man denke nur an die Linden am Bohlweg.
So werden wir uns hoffentlich noch lange an den imposanten Bäumen erfreuen können. Auch durch die gelungene Erneuerung des Weges zwischen Ebertallee und Kreuzteich ist ein Spaziergang dort immer wieder ein großes Vergnügen.