Finanzinvestoren (Heuschrecken) entdecken das deutsche Gesundheitswesen
- Donnerstag, 17. Januar 2019 11:51
- Christoph Großmann
Im Mittelpunkt dieser Finanzinvestoren stehen vor allem die Medizinischen Versorgungszentren (MVZ). Diese werden von Private Equity-Fonds mit der Aussicht auf satte Renditen finanziert. Das sorgt für große Aufregung in der Ärzteschaft, ist aber nicht das Kernproblem, schreibt Hartmut Reiners in Makroskop unter der Überschrift "Hai-Alarm im Gesundheitswesen".
Nach neuen Angaben der Kassenzahnärztlichen Bundesvereinigung (KZBV) sind mittlerweile 75 zahnmedizinische Versorgungszentren mehrheitlich in der Hand von Finanzinvestoren. Vor zwei Jahren waren es erst 29. Der Anteil der Versorgungszentren mit Beteiligung von Finanzinvestoren stieg damit von vier auf fast zwölf Prozent. "Die zahnmedizinische Versorgung droht zum Spielball von Spekulanten zu werden"
Den Medizinischen Versorgungszentren gehöre die Zukunft. Das hätten Finanzinvestoren eher begriffen als Ärztefunktionäre und Politiker. Auch die meisten Landesregierungen hätten den Schuss nicht gehört und betrieben weiterhin eine isolierte und zudem unterfinanzierte Krankenhausplanung, anstatt in den Umbau von ambulanten und teilstationären Einrichtungen zu investieren, so Reiners.
Es stellt sich wieder einmal die politische Frage, die insbesondere Dr. Carola Reimann (SPD), die Gesundheitsministerin des Landes Niedersachsen und Jens Spahn, Bundesgesundheitsminister zunächst beantworten sollten:
Wer entscheidet eigentlich über solch tiefgreifenden Veränderungen im Gesundheitswesen, bzw. duldet die vorangeschrittene Wegbereitung der Finanzinvestoren?
Es hat den Anschein, dass sich die staatstragenden Parteien, CDU und SPD, einen schlanklen Fuss und Politikgestaltung den Heuschrecken überlassen wollen. Nach der Renditeorientierung durch „Privatisierung“ und seinen negativen Folgen und Problemen in Krankenhäusern, Altenheimen, Straßenbau etc. entledigt sich der Staat hoffentlich nicht weiter seiner Verantwortung zur Daseinsvorsorge.
Warum wird nicht politisch gehandelt, sondern Vorbereitungen zur Übernahme durch Finanzinvestoren geduldet? Was ist mit dem demokratischen Grundsatz: Vorrang des Gemeinwohls vor Einzelinteresse?
Wo bleibt die Informationspflicht der Medien über die nicht enden wollende Kommerzialisierung von Staatsaufgaben? Fragen über Fragen!