Bezirksrat stimmt für den Fritz-Bauer-Platz
- Dienstag, 24. April 2012 21:44
- Uwe Meier
Der Bezirksrat Innenstadt stimmte heute mit 16 Stimmen und einer Enthaltung für den Fritz-Bauer-Platz. Es soll der kleine Platz vor dem Eingang zur Generalstaatsanwaltschaft werden . Dieser Platz soll umgestaltet und eine Persönlichkeitstafel von Seiten der Stadt aufgestellt werden.
Dr. Menge von der Stadtverwaltung stellte in der Sitzung das Projekt kurz vor. Er verwies darauf, dass der Generalstaatsanwalt Norbert Wolf die Platzbenennung ausdrücklich begrüßt. Es sei ihm eine Ehre, dass zukünftig die Adresse der Staatsanwaltschaft den Namen von Fritz Bauer enthält.
Der neue Fritz-Bauer-Platz mit Generalstaatsanwaltschaft
Auch wenn der Platz klein und wenig repräsentativ ist. Er ist eine gute Wahl. Fritz Bauer hat dort wichtige Spuren hinterlassen.
Der Eingang zur Generalstaatsanwaltschaft. In diesem Haus hat Fritz Bauer gewirkt und hier ließ er Artikel 1 des GG` einmeißeln.
Gleich nachdem er in Braunschweig Generalstaatsanwalt geworden war, ließ er Artikel 1 des Grundgesetzes in Marmor meißeln:
"Die würde des Menschen ist unantastbar. Sie zu schützen ist Verpflichtung aller staatlichen Gewalt"
Und er ließ eine Plastik, die Justizia anbringen: Mit offenen Augen und nicht mit verbundenen, und nicht mit einer Waage sondern mit menschlichen Figuren in den Händen.
Warum eine solch abweichende Justizia? Sie soll nach all den Erfahrungen mit der Justiz im Nazireich nicht mehr blind sein; sie soll sehen, dass es Menschen sind über die sie urteilt. Das passte zu Fritz Bauer, dem die deutsche Justiz viel zu verdanken hat, denn selbst hat das deutsche Nachkriegsjustizwesen nicht die Kraft aufgebracht, die großen und kleinen Terrorjuristen zu verurteilen. Nicht ein Jurist ist verurteilt worden nach den Kriege. Ja, die Verbrecher unter den Juristen kamen in der neuen BRD sogar in höchste Ämter.
Zahlreiche Initiativen waren diesem Beschluss des Bezirksrates voraus gegangen. Die Braunschweiger Zeitung mit Henning Noske vorweg. Ein Blog von Herrn Noske fasst all die Bemühungen gut übersichtlich zusammen. Der Braunschweig-Spiegel brachte eine 8-teilige Folge und insgesamt 20 Beiträge über das Leben und Wirken von Fritz Bauer. Besonders verdienstvoll ist Udo dittmann mit dem Fritz-Bauer Freundeskreis, der Schriftwechsel mit der Stadt führte. Auch die Probstei hat die besondere Ehrung für Fritz Bauer unterstützt.
Im Sommer werden in der Generalstaatsanwaltschaft, auch in Erinnerung an 60 Jahre Remer-Prozess, Veranstaltungen stattfinden. Symposium und Ausstellung sind geplant. Zum Remer-Prozess siehe auch die Dissertation.
Eines interessiert nun noch: Fritz Bauer war SPD-Mitglied und Weggefährte von Willy Brandt, auch im schwedischen Exil. Von der Braunschweiger SPD-Führung hörte man 60 Jahre nichts und hört man auch heute nichts in dieser Stadt - rein gar nichts. Schön, dass sie im Bezirksrat dafür gestimmt hat.