Millionen Euro für deutschen Militarismus und Nationalismus mit Unterstützung der ev. Kirche
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- Veröffentlicht: Samstag, 24. August 2013 10:15
- Geschrieben von Kerstin Lindner
Das geht uns alle an!
Petition gegen den Wiederaufbau der Potsdamer Garnisonskirche hier unterschreiben
12 Millionen Euro aus dem Staatssäckel des Kulturstaatsminister Bernd Neumann (CDU) sollen für den Wiederaufbau der Garnisonkirche zur Verfügung gestellt werden - 2014 und 2015 jeweils sechs Millionen für den Wiederaufbau eben dieser geschichtsträchtigen Kirche, die bis heute im In- und Ausland als "Geburtsstätte des Dritten Reiches" gilt. Der symbolische Handschlag zwischen Hitler und Hindenburg (Foto oben) machte am "Tag von Potsdam" den Weg frei für das Ermächtigungsgesetz, und damit für die Etablierung des Nationalsozialismus in Deutschland.
Seit den 1990er Jahren bemühte sich eine „Traditionsgemeinschaft Potsdamer Glockenspiel" um den spendenfinanzierten Aufbau der Potsdamer Garnisonkirche. 1991 wurde im Rahmen dieser Bemühungen das neu gegossene Glockenspiel der Kirche nach Potsdam gebracht. Es enthielt Inschriften, die an „verlorene Ostgebiete" erinnern sollte (wurden auf Anordnung des Potsdamer Bürgermeisters entfernt). In den Jahren danach geriet die
Traditionsgemeinschaft immer mehr in Bedrängnis, weil sie politisch rechtsextreme Positionen vertrat. So bezeichnete der Vereinsvorsitzende Max Klaar den Überfall Nazideutschlands auf Polen und die Sowjetunion bis heute als „Präventivkrieg" und die preußische Monarchie als vorbildlichen Rechtsstaat. Schließlich sah selbst der Verfassungsschutz Hinweise auf rechtsextreme Bestrebungen und die Bundeswehr erteilte ein umfassendes Kontaktverbot.
Seit einigen Jahren existiert nun die Stiftung Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam dessen Kuratoriumsvorsitz Altbischof Huber inne hat, der die Entscheidung über die 12 Mio. begrüßt.
Die durch Spenden vorliegenden 6,5 Mio. Euro ermöglichen mit den vom Saat in Aussicht gestellten 12 Mio. einen ersten Bauabschnitt umzusetzen. Vermutlich erzwingen dann die vorerst in den Bau investierten Gelder ein Schröpfen des Staatssäckels um weitere 81,5 Mio. Euro, um den Wiederaufbau und den bereits investierten Betrag nicht zu gefährden.
Kommentar
Knappe 100 Mio. Euro aus dem Staatshaushalt werden in ein Wahrzeichen des deutschen Militarismus und Nationalismus investiert. Ist dieser Kirchenbau tatsächlich von gesamtnationalem Interesse? Ist es also auch in Ihrem Interesse? Oder sollte das Geld nicht eher in ein zukunftsgerichtetes Kulturleben als in restaurierte Wallfahrtsorte faschistischer Vergangenheit investiert werden?
Zur Petition gegen den Wiederaufbau der Garnisonkirche
Seit 13 Jahren bin ich Braunschweiger Bürgerin. Vor dieser Zeit habe ich 20 Jahre in der Potsdamer Gemeinde, deren Gebetshaus, also deren Kirche, die Garnisonskirche war, gelebt. Wir haben zu DDR-Zeiten Gemeinderäume und eine kleine Kirche errichtet und diese Räumlichkeiten schrien nicht nach Erweiterung. Die Anzahl der Gemeindemitglieder hielt sich gestern wie heute in Grenzen. Gemeinsam haben wir ein reges Gemeindeleben gehabt und unseren christlichen Glauben umgesetzt.
Zudem ist Potsdam reich an architektonisch wertvollen Kirchenbauten. Warum müssen wir etwas Altes, nicht mehr Existierendes, das durch den Hitlerfaschismus missbraucht und dadurch zum Symbol wurde, neu entstehen lassen? Orte und Geschehnisse der Auseinandersetzung zwischen Vertretern eines friedlichen Lebens und eines auf Konfrontation ausgerichteten Lebens gibt es zur Genüge.
Es stellt sich eine weitere Frage: Was macht den Altbischof Huber, langjähriger Vorsitzender der Evangelischen Kirche Deutschlands im Kuratoriumsvorsitz der "Stiftung Wiederaufbau Garnisonkirche Potsdam?" Bisher ging ich davon aus, dass gerade die evangelische Kirche nach den schlimmen Erfahrungen aus der devoten Haltung Hitler gegenüber, an vorderster Front gegen jede Form von Geschichtsklitterung und Verharmlosung des Faschismus kämpft. Sollte ich mich geirrt haben?
Die Verlautbarungen sind in dieser Hinsicht vielfältig und eindeutig. Sind das die Ergebnisse der "konstruktive Diskurse und die gemeinsame Suche nach Lösungen für die Fragen unserer Zeit," wie sie in der Selbstdarstellung der "Evangelischen Akademie zu Berlin" beschrieben wird? Oder betrachten wir die Selbstdarstellung der "Evangelischen Akademie Abt Jerusalem der Landeskirche Braunschweig: "Die Evangelischen Akademien in Deutschland entstanden nach dem Zweiten Weltkrieg aus der Erfahrung des Versagens der Institutionen und Kirchen in einem totalitären Staat. Mit dem Anspruch, in einer sich neu ordnenden Gesellschaft kritischer Partner zu sein." Das ist gut, und das ist richtig - also sind wir kritischer Partner. Und wenn dem so ist, dann stellt sich die Frage, warum die deutschen Bischöfe den Altbischof Huber öffentlich nicht zurechtweisen. Es sollte Herrn Huber klar sein, dass er auch noch Verantwortung trägt, wenn er pensioniert ist.
http://ohnegarnisonkirche.wordpress.com/