Die Verantwortung wird privatisiert
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- Veröffentlicht: Freitag, 22. Februar 2013 23:50
- Geschrieben von Uwe Meier
Im sog. "Pferdefleisch-Skandal", der eigentlich ein Verbraucherschutz-Skandal ist, wird wieder einmal deutlich, dass die Politik Lebensmittelindustrie und Handel versuchen, ihre Verantwortung in Richtung Verbraucher zu mogeln. Politische Verantwortung wird privatisiert! Besonders deutlich wird dieses Vorgehen auch in den Nachhaltigkeitsdiskussionen um den Konsum. Die Verlagerung der Verantwortung stützt sich auf die Annahme, dass die Wirtschaft mehr nachhaltige Produkte anbieten werde, wenn Verbraucher nach Maßstäben der Nachhaltigkeit Produkte konsumierten. Der Markt würde es also richten, so die Erwartung.
Verantwortliches staatliches Handeln, so die Kritik an der Erwartung, soll damit in den privaten Bereich verlagert werden. Armin Grunwald (2010) setzt sich mit der Verschiebung der Erwartungen, weg von der politischen Ebene hin zum privaten Handeln äußerst kritisch auseinander ("Wider die Privatisierung der Nachhaltigkeit - Warum ökologisch korrekter Konsum die Umwelt nicht retten kann." Gaia 19/3, 178 –182) „Nachhaltigkeit ist eine Aufgabe der politischen Systeme“, so Grunwald. Die Aufgabe des Menschen sei es aber, „politisch für die Nachhaltigkeit einzutreten – jenseits von Stromsparen und ökologisch korrektem Konsum“.
Damit setzt sich auch in einem Beitrag "foodwatch" auseinander: "Pferdefleisch-Skandal: Billig ist nicht das Problem!" "Pferdefleisch wird als Rindfleisch deklariert – und die Schuld am Täuschungsskandal tragen die Verbraucher, weil die immer nur alles billig einkaufen wollen? Diese perfide Argumentation greift nach Meinung von foodwatch zu kurz. Lebensmittelbranche und Politik versuchen den Verbrauchern die Schuld in die Schuhe zu schieben, um von eigenen Versäumnissen abzulenken. Das wahre Problem liegt woanders."
Damit Sie zum Thema "Pferdefleisch richtig informiert sind sehen Sie die "heute show" vom 22.02.2013 mit Oliver Welke.