Empört Euch in Braunschweig! Demokratie statt Finanzmarkt-Kapitalismus!
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- Veröffentlicht: Samstag, 15. Oktober 2011 17:40
- Geschrieben von Uwe Meier
200 Menschen demonstrierten heute in Braunschweig gegen die Zerstörung der Demokratie durch den internationalen Finanzkapitalismus. Die Demo war eingebunden in weltweite Proteste, die an diesem Tag stattfanden.
Die Skepsis war groß. Wie viele werden zur Demonstation auf den Bankplatz kommen? War doch äußerst kurzfristig und ohne Vorbereitung zur Demonstration in Braunschweig aufgerufen worden (Aufruf im Braunschweig-Spiegel).
Der Veranstalter war überrascht. Fast 200 waren dem Aufruf gefolgt. Vor allem viele junge Menschen brachten ihre Empörung zum Ausdruck. Eine Kurzumfrage unter ihnen, woher sie die Information zur Demo so kurzfristig hätten, kam zu dem Ergebnis, dass das Internet der Informationsgeber war. Die Auftaktrede hielt Bernd Mex, der Veranstalter (Rede siehe unten).
Erst während der Veranstaltung entschloss man sich kurzfristig zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt. Vorbei ging es am Rathaus, wo durch Ratsherr Peter Rosenbaum auf die neoliberale Politik des Oberbürgermeisters und seine finanzielle Zuwendung mit Steuergeldern ohne Ratsbeschluss für das Schlosscarree hingewiesen wurde. (siehe auch B-S)
Mit einer Kundgebung endete die Demonstration vor der Schlossfassade.
Facebook zur Demo in Braunschweig.
Die Demonstration in Braunschweig war in ein nationales Demonstrationsprogramm eingebunden. Lesen Sie dazu mit vielen weiteren Informationen: "Ein Hauch «Occupy Wall Street» weht durch Deutschland: Tausende Finanzmarktkritiker haben am Samstag in zahlreichen deutschen Städten gegen Auswüchse des Kapitalismus und soziale Ungleichheit demonstriert".
Auftaktrede von Bernd Mex auf dem Bankplatz
Liebe Freundinnen und Freunde des weltweiten Wandels,
ich freue mich, dass Ihr den Aufrufen aus Madrid und New York und aus vielen Ecken des Internets gefolgt seid, und unsere Empörung über die Ungerechtigkeiten in der globalen Politik zum Ausdruck kommt.
Mit uns demonstrieren jetzt bereits viele Tausend Menschen in vielen Städten. Für den heutigen Tag sind Demonstrationen in 1.733 Städten weltweit angekündigt.
Wir hier in Braunschweig haben erst Mitte dieser Woche beschlossen, diese Demonstration hier möglich zu machen. Deshalb mag das eine oder andere improvisiert wirken.
Es geht heute aber NICHT darum, eine perfekte Organisation einer Kundgebung zu beweisen. Heute ist der Tag, unser aller Empörung und Wut Ausdruck zu verleihen. Heute ist der Tag, unseren Protest selbst zu organisieren.
Deshalb ist dies eine offene Kundgebung, auf der jede und jeder seinen Beitrag leisten kann. Wir haben bewusst auf die Unterteilung in Redner und Zuhörer verzichtet.
WIR alle sind gemeinsam die 99%, denen Opfer abverlangt und Sorgen gemacht werden, damit die 1% Superreichen auf dieser Erde weiterhin ihren Reichtum anhäufen können.
Lasst uns heute laut sagen: WIR SIND WÜTEND!
Wir sind wütend darüber, dass milliardenschwere Rettungspakete geschnürt werden, um Banken zu retten, weil Rating-Agenturen und Börsenmakler in der Krise wetten und zocken.
Wir sind wütend, weil an den Börsen mit Lebensmittelpreisen spekuliert wird, und Millionen Menschen hungern.
Wir sind wütend, weil die Politik aus dem ersten Teil der Finanzkrise nichts gelernt hat und nun die Krise Teil 2 heraufzieht – und immer noch wird nichts dafür getan, den Zockern an den Börsen das Handwerk zu legen! Schlimmer noch: Jetzt wird gefordert, die Regierungen müssten sparen und privatisieren, damit die Kugel im Casino weiter rollen kann!
Ich will hier nicht in eine detaillierte Kritik des Finanzmarkt-Kapitalismus einsteigen. Lest Euch die Forderungen von attac durch, dort ist das prima ausformuliert.
Lasst uns heute Hoffnung sammeln,
Hoffnung auf eine gerechte Weltwirtschaftsordnung, in der alle Menschen ein Recht auf ein würdiges Leben haben, auf ein Leben ohne Hunger, auf gute Bildung. Es muss Schluss damit sein, dass die Superreichen ihr Vermögen jedes Jahr um 8 bis 10% wachsen lassen, und die 99% sollen mit immer weniger Einkommen zurechtkommen!
Heute soll der Beginn einer globalen Bewegung sein. Lasst uns gemeinsam daran mitwirken, dass die Politik die Stimmen für einen globalen Wandel nicht mehr überhören kann. Eine andere Politik ist möglich; eine andere Politik ist nötig!
und hier noch die Abschlussrede: (ergänzt vom admin)
EMPÖRT EUCH!
WIR SIND DIE 99%!
DAS sind die Schlachtrufe, die heute – jetzt – in diesem Moment – überall auf der Welt zu hören sind. In hunderten von Städten, in denen sich Menschen versammeln, wie hier in Braunschweig.
EMPÖRT EUCH!
Ein seltsames Wort hat sich Bahn gebrochen.
EMPÖRUNG.
Wer empört ist, ist aufgebracht, ohne gleich aufgeregt zu sein. Empört ist jemand, der bisher geschwiegen hat und nun sein Schweigen bricht. Wie wir. Wie tausende anderer, die weltweit jetzt auf den Beinen sind.
Diese Empörten sind es, die heute, an diesem 15. Oktober 2011 in ganz Deutschland und in der ganzen Welt auf die Straßen und Plätze gehen. Von Amerika bis Asien, von Afrika bis Europa protestieren heute, jetzt, Menschen friedlich, um ihre Rechte einzufordern und ihrer Unzufriedenheit mit dem Zustand der Welt Luft zu machen.
Diese Empörten sind Menschen wie du und ich.
Mütter und Väter.
Schulabbrecher und Akademiker.
Wissenschaftler, Politiker, Studenten, Schüler und Hausfrauen.
Arme und Wohlhabende, Reiche.
Angestellte, Arbeiter, Selbständige, Arbeitslose und Arbeitgeber.
Christen, Moslems, Buddhisten, Philosophen und Atheisten.
Intellektuelle, Künstler, Musiker, Freaks und Normalos.
Wir alle sind diese Empörten!
Wir sind KEINE politische Partei oder Organisation.
Wir sind normale Menschen.
Was uns eint, ist die Empörung darüber, was in diesem Land und auf der Welt vor sich geht. Wir sind normale Menschen, die der Politik und dem Wirtschafts- und Finanzsystem zeigen, dass sie da sind.
Wir sind KEINE Zahlen.
Wir sind KEINE graue Masse.
Wir sind NICHT unpolitisch.
Wir sind NICHT stumm.
Nein! Wir sind die 99%! Wir sind die 99% der Weltbevölkerung, um die es eigentlich geht. Deshalb sind wir heute auf der Straße und zeigen uns.
Denn was uns, diesen 99%, jetzt klar vor Augen steht: Das Finanz- und Wirtschaftssystem ist völlig aus den Fugen geraten. Und weltweit leiden immer mehr Menschen unter den negativen Folgen dieses Systems. Eines Systems, das völlig vergessen hat, dass wir Menschen sind. Wir, die wir der eigentliche Souverän der demokratischen Staaten dieser Welt sind.
Ja, wir sind empört.
Wir regen uns zurecht auf über ein Finanz- und Wirtschaftssystem, dass uns und unseren gewählten Vertretern in der Politik die Handlungsfähigkeit entrissen hat. Und schlimmer noch: Es hat seine ureigenste Aufgabe vollständig aus den Augen verloren: Dem Wohl aller Menschen zu dienen und nicht nur dem EINEN Prozent, das davon profitiert.
DAS ist es, was uns wütend macht, was uns empört. Denn WIR sind die übrigen 99%!
Wir sind es, die sich um unsere Zukunft sorgen, um die Zukunft unserer Kinder und um die Zukunft unserer Erde.
Uns verbindet der Ruf nach Veränderung.
Nach Systemveränderung.
Wir sind heute hier und in all den anderen Städten dieser Welt, weil wir alle eine neue Gesellschaft wollen.
Wir wollen eine Gesellschaft, die Menschlichkeit über wirtschaftliche Interessen stellt. Denn wir sind KEINE Waren in den Händen eines globalen Finanz- und Wirtschaftssystems, das jede Form von Ethik oder Moral von seiner Agenda gestrichen hat.
Wir sind heute hier, weil wir eines zeigen wollen:
DIE GESELLSCHAFT SCHLÄFT NICHT!
WIR SCHWEIGEN NICHT.
WIR FORDERN!
Wir fordern eine ethische Revolution.
Unser Finanz- und Wirtschaftssystem erlebt eine Kernschmelze. Es ist an der Zeit, dass wir alle zusammen eines wahr machen:
Lasst uns eine Welt schaffen, in der Geld nicht über den Menschen steht.
Lasst uns eine Welt schaffen, in der wir Finanz- und Realwirtschaft wieder in UNSERE Dienste stellen!
Lasst uns eine gerechte Welt schaffen.
Wir können das.
Denn wir sind die 99%, um die es wirklich geht!