ATP - Sparkassen Open: Der nur am Sport Interessierte - unerwünscht?

Samstag, 9.7.17 – 10.46 - Ticketschalter beim BTHC.

Guten Tag, ich möchte gern eine Eintrittskarte für die Qualifikationsspiele.

Ein Lächeln antwortet: „Einunddreißig Euro“. Nein, höre ich mich sagen, ich möchte nur bei den Spielen zuschauen.

Tut mir leid, es gibt nur Karten für das komplette Tagesprogramm, inclusive Abend-Event.“ „Nein“, sage ich, der Abend interessiert mich nicht. Ich möchte nur zu den Spielen.“

Gibt es nicht.“ „Kann ich die Karte für den Abend weitergeben?“ „Nein, die ist personengebunden.“

Gibt es eine Ermäßigung für Rentner?“ „Nein, gibt es nicht. Nur wenn sie ein Konto bei der ausführenden Bank haben.

 Habe ich nicht. Also zahle ich den Eintritt, weil ich schon mal da bin und Tennis sehen will.

Für die Abendveranstaltung bekommt man problemlos ein separates Ticket. Für den eigentlichen Sinn der Veranstaltung, das sportliche Ereignis, bekommt man es nicht. Die Spiele enden gegen 16.oo Uhr. Die schon bezahlte Abendveranstaltung beginnt um 19.30. Also nochmal nach Hause fahren und dann wieder kommen. Bezahlt ist bezahlt.

Am Abend eine Sängerin: Leslie Clio. Angekündigt als deutsche Antwort auf Adele. Mächtig unterstützt von einer aufwendigen Anlage. Mit auf der Bühne: Ein Schlagzeuger und ein Keyboarder für den gesamten Sound. Die Bässe wummern, die Synthesizer Klänge volumenisieren die Arrangements. Frau Clio gibt ihr Bestes. Die Geräuschkulisse der anwesenden Tennis Gemeinde macht unmissverständlich klar, dass hier nur Hintergrund Untermalung gewünscht ist. Zuhören steht nicht auf dem Programm. Worum es an dem Abend hauptsächlich geht: Die Präsentation exquisiter Outfits, das Schlürfen des Champagners, den auch James Bond trinkt und den Meeresfrüchten, die dazu geknabbert werden. Sich selbst und der anwesenden Welt seine eigene Bedeutsamkeit demonstrieren.
Auch eine Currywurst mit Kartoffelsalat für sechs Euro wird angepriesen. Leider gibt es keinen Sitzplatz, an dem man sie verzehren kann. An einem langen Tisch mit zwei freien Plätzen wird man abgewiesen: „Die sind besetzt.“ Die Komödie der Eitelkeiten verteidigt ihr Revier.

Etwas später bei einem ruhigen Zigarettchen, abseits auf einer Bank an einem der Plätze. Eine Frau geht vorbei, mit Mühe Balance auf ihren High-Heels suchend. Gefolgt von einem Paar aus einer anderen Welt. Ein schlaksiger junger Mann, klein mit schwarze Kappe und im vergleich mit den Lacoste Trägern, vernachlässigter Kleidung. An seiner Seite ein Bekannter,  Bierflasche in der Hand, staksiger Schritt, leicht schwankend, sich so eben neben dem jüngeren halten könnend. Der erklärt stolz die einzelnen Plätze und erzählt pausenlos von seinem Job bei dem Turnier. Ein erholsamer Anblick bei den in der Ferne wummernden Bässen einer musikalischen Darbietung, die sich immer mehr den Wünschen des Publikums anbiedert.

In der Stadt gibt es noch eine Veranstaltung, das Bierfest. Mittendrin ein kleines Zelt, drei mal drei Meter, mit einem einzelnen, älteren Musiker mit einer Gitarre. Lieder aus der Zeit mit und um Jimmi Hendrix. Da ist mehr Gefühl drin als in dem gesamten Spektakel auf dem Tennisfest. Das Bier ist interessanter und beim Vietnamesen gleich nebenan kann man für sechs Euro an einem kleinen Tisch noch ein opulentes, schmackhaftes  Mahl zu sich nehmen. Ein Mango Bierchen rundet den Tag ab.