BS NEU DENKEN: Angemessene Ehrung der Widerstandskämpfer auf dem "Garnisonfriedhof"

In der Reihe "BS NEU DENKEN" präsentiert der Braunschweig Spiegel Vorschläge aus dem Bürgerhaushalt, welche die Stadt lebendiger und lebenswerter gestalten. Eine Stadt bietet sehr viel mehr Möglichkeiten für Regionalpolitiker, als Wohnungen zu bauen, Einkaufszentren zu errichten und Industrie anzusiedeln. Diese Reihe soll zum Denken anregen und liefert Impulse für eine ganzheitliche Stadtentwicklung. Wir hoffen, dass langfristig einige der Vorschläge umgesetzt werden!


Teil 7: Angemessene Ehrung der Widerstandskämpfer auf dem "Garnisonfriedhof"

Der Garnison- bzw. Katharinenfriedhof liegt neben der Mensa und wurde 2011 saniert. Bei dieser Sanierung, die mit den Mitteln einer Stiftung eines Braunschweiger Kaufmanns durchgeführt wurde, wurde gänzlich übersehen, dass auf dem Friedhof nicht nur Soldaten ruhen, sondern auch Deserteure, Widerstandskämpfer und wahrscheinlich auch Kriegsgefangene, die in der Buchhorst hingerichtet wurden. Auf den Gräbern der Hingerichteten steht lediglich: "Unbekannter Soldat". Kein Hinweisschild erinnert an die Widerstandskämpfer und auch kein Denkmal.
Es ist würdelos, dass Widerstandskämpfer auf einem so genannten Garnisonfriedhof neben Nationalsozialisten begraben liegen, obwohl sie hingerichtet wurden, weil sie nicht zur Garnison gehören wollten.
Daher meine Wünsche:

  • Der Friedhof wird auf dem Stadtplan der Braunschweig wieder als "Katharinenfriedhof" aufgeführt. Die Bezeichnung "Garnisonfriedhof" trifft nur auf einen Teil des Friedhofs zu und ist eine Verhöhnung der Opfer der nationalsozialistischen Willkürjustiz.
  • Ein Schild soll darauf hinweisen, dass auf dem Friedhof Widerstandskämpfer und Deserteure ruhen.
  • Einseitiges Bedauern von Soldaten wird auf dem Katharinenfriedhof untersagt.
  • Am Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus (27. Januar) findet eine jährliche Würdigung der Widerstandskämpfer statt.
  • Der Katharinenfriedhof wird in einen Friedenspark umgestaltet, der daran erinnert, dass jedes Opfer eines Krieges ein Opfer zu viel ist. Dies entspricht auch dem Standort des Platzes, an dem mehr als zehn Tausend Menschen aus mehr als Hundert Nationalitäten friedlich lernen und ihr Mittagessen verspeisen.

Informationen über die Widerständler auf dem Katharinenfriedhof findet man hier unter dem Stichwort "Gedenkstätte Buchhorst":
www.vernetztes-gedaechtnis.de/

Anmerkung 1: Auf dem Katharinenfriedhof liegt auch das Grab des "Revolutionsdramatikers" Wolfgang Robert Griepenkerl. Kein Schild erinnert an diesen Dichter, der zu Lebzeiten als der "Deutsche Shakespeare" gefeiert wurde. Es ist ein Wunder, dass er noch nicht aus seinem Grab aufgestiegen ist, um die falsche Bezeichnung "Garnisonfriedhof" vom Stadtplan zu entfernen und um sich selbst ein Denkmal aufzustellen.
Anmerkung 2: Eine einseitige Umbenennung des Katharinenfriedhofs in Garnisonfriedhof hat es laut Ratsinformationssystem nicht gegeben, im Online-Stadtplan der Stadt Braunschweig findet man jedoch keinen Katharinenfriedhof mehr.

Bis zum 7.7. kann über den Vorschlag hier abgestimmt werden:
www.bs-mitgestalten.de/haushalten/845

 


Kommentare   
 
0 #1 Ingeborg-Gerlach 2014-06-30 18:32
Kommentar zu Lord Schadt, „Katharinenfriedhof“

Das Friedenszentrum hat sich seit Jahren um den Katharinenfried hof /Garnisons-frie dhof (ursprünglich zwei neben-einander liegende Friedhöfe) bemüht. Mehrere Gespräche mit dem Grünflächenamt fanden statt, die zunächst dazu führten, dass der völlig verwilderte Friedhof „aufgeräumt“ wurde.
Mit großer Wahrscheinlichk eit handelt es sich bei einigen der „Unbekannten Soldaten“ um Deserteure, die in der Buchhorst erschossen wurden. (Dort wurde, gleichfalls auf Betreiben des Friedenszentrum s, ein Erinnerungsort eingerichtet.)
Es war und ist geplant, durch eine Tafel auf dem Friedhof an die Deserteure zu erinnern. Über den Text wurden mehrer Gespräche mit Ratsvertretern geführt. Das Historische Seminar der TU hat ein Seminar (Prof. Kubicki) über den Garnisonsfriedh of veranstaltet.
Das Projekt einer Gedenktafel war etwas in Vergessenheit geraten, wird aber vom Friedenzentrum weiter bearbeitet werden.