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- Marshallplan für Afrika -

Ein Marshall-Plan für Afrika ist wieder im Gespräch: Ausbildung, Joint-Ventures mit europäischen Unternehmen, mehr Wertschöpfung vor Ort. Das hieße aber auch: Weniger Wertschöpfung bei uns, kommentiert Thomas Otto. Fertig gerösteter und gemahlener Kaffee aus Afrika etwa koste bei uns Arbeitsplätze. Diesen unpopulären Schluss vermeide die Politik.
Bisher reagiert die EU auf die Migration aus Afrika vor allem mit polizeilichen Mitteln: Afrikanische Staaten werden dabei unterstützt, Flüchtlinge von ihrem Weg nach Norden abzuhalten und Schleusern das Geschäft zu zerstören. Eine nachhaltigere Lösung wäre eine Art Marshallplan, wie ihn EU-Parlamentspräsident Antonio Tajani und Bundesentwicklungsminister Gerd Müller wieder ins Gespräch bringen.
Es reicht allerdings nicht, einige Milliarden Euro in gutgemeinte Projekte zu investieren. Für einen Marshallplan, von dem Afrika wirklich profitieren kann, muss unsere eigene Politik gegenüber den afrikanischen Staaten grundlegend überdacht werden.

Hilfe zur Selbsthilfe - keine neue Erkenntnis
Die Geschichte der Entwicklungshilfe hat gelehrt, dass allein mit Geld oder anderen Geschenken keine nachhaltige Entwicklung zu erreichen ist. Deshalb ist es richtig, wenn Parlamentspräsident Tajani von einer Ausbildungsoffensive spricht. Wenn er fordert, die Landwirtschaft in Afrika zu modernisieren und Joint-Ventures mit europäischen Unternehmen anregt. Hilfe zur Selbsthilfe braucht es – und diese Erkenntnis ist keine Neue.
Auch Bundesentwicklungsminister Gerd Müller, der gerade in Afrika unterwegs ist, hat das erkannt. Er spricht nicht nur von Ausbildung, sondern auch von einer Wertschöpfungskette in Afrika. Was nützen gut ausgebildete Fachkräfte, die am Ende abwandern, weil es in ihrer Heimat gar keine entsprechende Industrie gibt? Rohstoffe, seien es landwirtschaftliche Produkte oder Bodenschätze, sollten vor Ort weiterverarbeitet werden. Nur so kann ein größerer Teil der Gewinne, die mit dem Export erzielt werden, auch in den Ländern selbst verbleiben.
EU muss ihre Wirtschaftspolitik gegenüber Afrika ändern
Dafür muss aber die gesamte EU ihre Wirtschaftspolitik gegenüber Afrika ändern. Denn was mit viel Mühe und Entwicklungshilfe gerade aufgebaut wird, reißt die EU andernorts durch ihre Handelsabkommen wieder ein. Die sogenannten Economic Partnership Agreements, die die EU versucht den Ländern Afrikas aufzuzwingen, sehen vor, dass europäische Unternehmen leichten Zugang zu afrikanischen Rohstoffe erhalten. Die werden billig exportiert und bei uns zu teuren Produkten veredelt.
Die gleichen Abkommen sehen vor, dass afrikanische Staaten ihre Märkte für europäische Produkte öffnen sollen. Damit überschwemmt die hochsubventionierte EU-Landwirtschaft den nicht konkurrenzfähigen afrikanischen Markt mit ihren Billigprodukten und zerstört wirtschaftliche Existenzen.
Es braucht mehr Wertschöpfung in Afrika. Das hieße aber auch: Weniger Wertschöpfung bei uns. Fertig gerösteter und gemahlener Kaffee aus Afrika kostet bei uns Arbeitsplätze. Ein Maschinenbau-Unternehmen in Afrika mehr gleich weniger Aufträge für deutsche Firmen. Diesen unpopulären Schluss öffentlich zu ziehen haben Müller und Tajani aber vermieden.
Denn am Ende bleibt die Frage: Wie viel sind wir Europäer bereit, von dem bei uns angesammelten Wohlstand abzugeben?
Deutschlandfunk – Thomas Otto


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