Der utimative Friedenskakao für Braunschweig

Kakaofrüchte

Es ist schon eine geraume Zeit her, dass hier im Braunschweig-Spiegel auf die Kakao-Kampagne des Netzwerkes INKOTA hingewiesen wurde. Der Verein "Fair in Braunschweig" ist mit Träger dieser Kampagne, weil die Situation im Kakaoanbau in der Elfenbeinküste, des Landes mit 50 % Produktionsanteil, unerträglich ist. Kinder werden noch immer entführt und als Sklaven gehalten (Kindersklaven). Die Großen der Branche wie MARS, Nestle, Cargill oder Barry Callebaut kündigen seit 20 Jahren Änderung an, führen Zertifikate ein und gehen Partnerschaften mit NGOs ein (MARS mit Rainforest Alliance z. B.). Sie machen aber vor allem viel Wind mit ihren vermeintlichen Wohltaten. Es hat sich im Grunde nichts geändert - leider! Die Propaganda ist aber besser geworden.

Die INKOTA-Kampagne ist nun fast beendet, sie sammelt aber noch Unterschriften. Ob die Kampagne erfolgreich war, und was nun passiert, lesen Sie unten.

Das Engagement in Braunschweig für eine faire Schokolade im Sinne von Fairness gegenüber Menschen und Natur geht weiter. Es bleibt bei der erfolgreich eingeführten "Braunschweig-Schokolade" von der GEPA nicht stehen, sondern wird erweitert, hin zur Coca-Substitution durch Kakao und kleinbäuerlichen oder indigenem Anbau in Mischkultur zur Risikominimierung in der Nahrungsmittelversorgung. Hinzu kommen Ansprüche an Biodiversität und Klimaschutz. Gibt es diesen Kakao mit so hohen agrarethischen Ansprüchen?  Kann es den überhaupt geben? Meine Partner in Kolumbien hatten erhebliche Zweifel und wollten die Anforderungen aufweichen. Doch das wollte ich nicht; ich wollte das BESTE, und mein Buch zur Agrarethik ohne Kompromisse in die Praxis umsetzen.

Um diese Fragen beantworten zu können, werde ich am 14.11.15 nach Kolumbien reisen, um dort den ultimativen "Friedenskakao" für unsere Stadt zu suchen. Behilflich ist mir dabei die UN-Organisation UNEP, Swisscontact (schweizer NGO) und Mabel Rueda-Baquero eine Biologin und Expertin für ländliche Entwicklung.

Typische Mischkultur (Mixcropping) im Süden Kolumbiens (Provinz Caqueta): Bäume: Kautschuk, Kakao (Theobroma cacao und T. grandiflora) im Vordergrund die Jungpflanzen und Mango. Stauden: Banane, Papaya und Manjok (Cassava). Bodenbewuchs: div. Gräser, Wildkräuter und Heil- und Gewürzpflanzen.

Die Kolumbienreise wird mich in die entlegensten Regenwald-Gebiete des Landes, zu kleinen Kooperativen und indigenen Gemeinschaften, wie den Arhuacas in der Sierra Nevada de Santa Marta, führen. Es geht in die Gebiete, in denen der Kakaobaum (T. cacao) heimisch ist - in die tropischen Grenzgebiete zwischen Venezuela und Kolumbien.

In diesen Gebieten wächst auch der Cocastrauch (Erythroxylum coca) aus deren Blättern Kokain hergestellt wird. Entsprechend hoch ist die Gewalt in diesen Gebieten, denn es geht um viel Geld und Macht. Die klimatisch enge Beziehung zwischen Kakao und Coca wird inzwischen genutzt, um die Kleinbauern zu bewegen nur noch Kakao anzubauen, und von Coca abzulassen. Der deutlich höhere und damit faire Handelspreis für Kakao soll den Austausch mit Coca ermöglichen. Hier greift also der faire Handel - diesmal für den Frieden und gegen Gewalt!

Ich habe den extrem hohen Anspruch diesen Kakao finden, also einen "Kakao mit Friedensdividende" für Braunschweig. Er wurde vor geraumer Zeit statt Coca gepflanzt. Dieses Vorhaben ist schon schwierig genug, doch das ist noch nicht alles. Der Kakao soll natürlich auch Spitzenqualität haben und in den oben beschriebenen Mischfruchtgärten (Mixcropping, Polyculture) angebaut werden. Der Einfluß der Produktion auf die Nachhaltigkeit und der Export muss auf Klima und Biodiversität positiv sein und Indigene sollten dabei selbstständige Entwicklungsmöglichkeiten nutzen können. Das alles zusammen sind die höchst möglichen Ansprüche an einen Kakao - eine gelebte transdisziplinäre international wirksame Agrarethik, kommend aus Kolumbien und Braunschweig. Eine spannende Aufgabe mit vielen Beteiligten und vielen Unbekannten in unterschiedlichsten Kulturen. Ich werde sehen, ob das schwierige Unterfangen gelingt. Bisher waren meine Reisen zum Kakao in Kolumbien, mit diesen ethisch orientierten Zielen erfolglos. (Siehe Reisebericht vom Januar nach Caqueta/Kolumbien).

Links: Kakaofrucht im Inneren. Die kleinen weißen geschichteten "Pakete" bestehen aus einem leichten süßen Gewebe. Darin sind die Samen, die keine Bohnen sind, aber "Kakaobohnen" genannt werden.


Der Brief vom Schokoladennetzwerk INKOTA

Liebe UnterstützerInnen von Make Chocolate Fair!,

der Countdown läuft: Am 2. Dezember 2015 übergeben wir die gesammelten Unterschriften von Make Chocolate Fair! an den Dachverband der Europäischen Süßwarenhersteller CAOBISCO in Brüssel. Das legendäre Schokomobil steht auch schon in den Startlöchern, um mit AktivistInnen aus ganz Europa und Marie-Jeanne N`Zore Kombo aus der Côte d'Ivoire (Elfenbeinküste, red) unsere Botschaft eindrucksvoll an die Schokoladenindustrie zu übermitteln: MAKE CHOCOLATE FAIR!

Schon jetzt haben sich mehr als 116.000 Menschen an der Unterschriftenaktion beteiligt. Damit haben wir unsere Zielmarke von 100.000 Unterschriften längst geknackt - das ist großartig! Aber wir sammeln bis zur letzten Minute weiter und Ihr könnt uns dabei unterstützen:

- Unterschreibt die Petition: http://bit.ly/MakeChocolateFair,
- teilt unseren Aufruf bei Facebook: http://on.fb.me/1M1Eu5E,
- und schickt uns Eure Unterschriftenlisten bis zum 23. November 2015 an: INKOTA-netzwerk, Wiebke Thomas, Chrysanthemenstraße 1-3, 10407 Berlin.

Vielen Dank für Euer Engagement!

Euer
Make Chocolate Fair! Team

Fermentation: Das weiße Gewebe zerfällt und der Keim stirbt ab durch die Milchsäure/Essigsäuregärung unter Sauerstoffabschluss bei 42-48 Grad . Die "Kakaobohnen" werden sichtbar.

Kostenextensive Trocknung der "Kakaobohnen" auf dem Boden in Kamerun.

 

Kostenintensive Trocknung der "Kakaobohnen" auf Edelstahl-Netztischen in Matagalpa (Nicaragua). Hier bei "Ritter Sport".